Weg aus der Krise

Ein Schriftsteller übersteht eine Erkrankung durch das Corona-Virus und schreibt sich den Frust von der Seele. Er hilft damit sich selbst und etlichen Leidensgenossinnen und -genossen. Aber auch den vielen Menschen, die nach einer schier unendlichen Phase der Verunsicherung und vielerlei Einschränkungen endlich den Ausweg herbeisehnen. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, selbst wenn man daran glaubt. Aber es gibt ein Leben nach Corona. Und mit der Impfung nehmen wir als Einzelne/Einzelner wie auch als Gemeinschaft/Gesellschaft eine gewichtige Weichenstellung vor. Gehen wir ihn gemeinsam, den Weg aus der Krise, machen wir den ersten Schritt.

Impfen - Weg aus der Krise

Künstlerisches Nachbeben – „Nach-Leben“ und der erste Schritt

Mircea Cărtărescu ist ein 1956 in Bukarest geborener Schriftsteller. Etliche seiner Werke – Gedicht- und Erzählbände, Romane – sind in Übersetzungen bei bedeutenden deutschen und österreichischen Verlagen erschienen. Im April-Heft 1/2021 der im Hanser-Verlag herausgegebenen „Akzente“ kommt er unter dem Titel „Nach-Leben“ zu Wort (S. 23-33).

In dem knapp 11 Seiten umfassenden Beitrag fasst er seine Erfahrung mit Covid-19 zusammen und bringt es zum Schluss auf den Punkt: „Die Krankheit hat mich zwei Wochen lang im Griff gehabt und bei mir psychische Schäden hinterlassen, die mich noch den ganzen Sommer hindurch plagten: eine tiefe Depression, Konzentrationsschwäche, völlige Negativität. Das Bedürfnis, Gedichte zu schreiben, Dutzende, Hunderte Gedichte, die ich wie in Rage schreibe und anschließend vernichte. Das Gefühl, ein komplett verbranntes Streichholz zu sein, eine immer noch vertikale Gestalt, aber fragil, aus Asche. Und der Aschegeschmack des Todes, als wäre mir das verbrannte Streichholz auf der Zunge zerdrückt worden.“ (S. 33).

Zuvor macht er sich und anderen Mut, den Ausweg zu suchen, den ersten Schritt zu gehen. Für ihn persönlich heist dies konkret, ein neues Buch anzufangen. „Es gibt keine rationale Lösung für das Problem des ersten Schrittes. … Schließ die Augen und geh verdammt nochmal los!“ (S. 32).

Das Impfen als Weg aus der Krise und Angela Merkels Flop

Bevor alle diesen Schritt in Form einer Impfung gegen das Virus gehen können, sind – fast 13 Monate nach Ausrufung der Pandemie – gewisse Vorkehrungen zu treffen.

Dabei hält die Pandemie – wie Eric Gujer, der Chefredakteur der NZZ am 26.3.2021 schreibt – „… unerbittlich jedem Land den Spiegel vor. Wo seine Stärken liegen und wo seine Schwächen. Im politischen Normalbetrieb kratzt Kritik meist nur an der Oberfläche, die Grenzsituation aber legt Tiefenschichten frei. Geschichte, Nationalcharakter und eingeübte Mentalitäten sind wichtige Faktoren, um zu erklären, wie ein Land durch die Plage von biblischem Ausmass kommt.“

Diese Mentalität habe Angela Merkels „Flop“ oder „Oster-Debakel“ mit verursacht. Die Bundesregierung mit ihrem preußischen Gen und die sprichwörtliche deutsche Disziplin favorisiere die administrative Kontrolle der Bevölkerung. Sekundär sei dabei, wie praktikabel die Massnahmen sind. Und lieber nichts, als etwas falsch machen. In den Verwaltungen seien bei aller Routine Krisen nicht vorgesehen und mutige Entscheidungen erst recht nicht.

Am gleichen Tag räumt die NZZ durch ihren Berliner Korrespondenten zudem mit der Mär von der deutschen Effizienz auf (hinter Bezahlschranke). Zur „Ehrenrettung“ der Schweizer sei gesagt, dass sie genauso oder sogar noch kritischer mit ihrer Eidgenossenschaft zu Gericht gehen.

Zwei Ärzte, zwei Meinungen, ein Ausweg

Was bei uns auf der politischen Ebene ab- und schiefläuft wiederholt sich nicht nur auf der Verwaltungs-, sondern schlägt auch auf die Ebene der ausführenden Ärzte durch. So sind in faz-net vom 26.3.2021 (hinter Schranke) zwei, wohl nur auf den ersten Blick widersprechende Meinungen darüber zu hören, ob das Impfen durch die Hausärzte zu spät oder zu früh komme.

„Machen wir uns doch nichts vor, das Impfen ist die einzige Möglichkeit, aus dieser Pandemie herauszukommen. Das Impfen ist eine der Kernaufgaben von Hausärzten. Wir kümmern uns jedes Jahr um Zehntausende Grippeschutzimpfungen, nie hat es Probleme gegeben. Dass meine Kollegen und ich jetzt erst so spät gegen Corona impfen dürfen, verstehe ich deshalb nicht. Wir stehen seit Dezember in den Startlöchern. Ich hätte am liebsten schon vorgestern damit angefangen, meine Patienten zu impfen.“ Sagt Dr. Michael Jager, Hausarzt aus Bitburg.

Und Dr. Guido Stöppel, Internist aus Frankfurt: „Wie gesagt, ich bin nicht dagegen, dass wir Hausärzte mithelfen, das machen wir gerne, aber eben erst, wenn es einen klaren politischen und logistischen Plan und genügend Impfstoff gibt. Da werden wir von der Politik sonst vorgeschoben und können gar nicht erfüllen, was die Politik den Bürgern verspricht. Wir können nicht ausbaden, was politisch nicht rundläuft. Solange ich nicht weiß, woher ich den Impfstoff bis zum Ostermontag bekomme, vergebe ich auch keine Termine. Das ist mir zu unsicher. Ich warte, bis es klare Regelungen gibt.“

Das verbindende Element und die kritische Größe ist und bleibt, dass ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Nur so gelingt der Weg aus der Krise.

Stand der Impfungen – Deutschlands Weg aus der Krise

In der NZZ vom 6.4.2021 wiederum finden sich Antworten auf die Fragen, wann Deutschland die Herdenimmunität erreicht, wie erfolgreich die Corona-Impfkampagne im Vergleich zu anderen Staaten ist und wer wann geimpft wird. Alles schön mit bunten Grafiken versehen.

Hier auszugsweise drei Angaben:

„Impft Deutschland mit der derzeitigen Geschwindigkeit weiter, hätten erst Mitte April 2022 etwa 70 Prozent der Menschen einen vollständigen Schutz gegen Covid-19 erhalten. Um die Herdenimmunität bis August dieses Jahres zu erreichen, müssten täglich rund 850 000 Dosen verimpft werden – das derzeitige Tempo müsste sich also vervielfachen.“

„Andere Staaten immunisieren ihre Bürger viel schneller gegen Covid-19 als die Bundesrepublik. Das hat verschiedene Gründe, hängt aber auch damit zusammen, dass Deutschland bei der Beschaffung des Impfstoffs auf die EU-Kommission gesetzt hatte. Diese bestellte bei den Herstellern später und mit weniger Risiko als zum Beispiel die USA, weshalb die EU und Deutschland nun zu wenig Corona-Impfstoff haben. Das gemächliche Tempo ist aber auch auf die mangelnde Digitalisierung der Verwaltung und die hohen deutschen Datenschutzstandards zurückzuführen. Diese Faktoren wirken sich vor allem auf die Vergabe der Impftermine aus, bei der es in den vergangenen Wochen zu Schwierigkeiten kam.“

„Nicht alle Bundesländer impfen im gleichen Tempo. Das kann logistische Gründe haben; in Stadtstaaten wie Bremen sind Impfungen in der Regel einfacher zu organisieren als in Flächenländern wie Mecklenburg-Vorpommern. … Manche Bundesländer lagerten zunächst grosse Mengen ein, um bei Lieferengpässen ausreichend Impfstoff für eine zweite Dosis bereithalten zu können. Wie effizient die Terminvergabe in den Kreisen und Städten organisiert ist, spielt ebenfalls eine Rolle.“ Der Anführer plus Thüringen sowie das Schlußlicht sind bereits erwähnt. Dazwischen tummeln sich die 13 anderen Länder, so Bayern auf Platz 6, Baden-Württemberg auf 13 und Nordrhein-Westfalen auf dem vorletzten, dem 15. Platz.

Das Neueste zu den Impfstoffen

In faz-net vom 6.4.2021 bilanziert Heike Schmoll: „Mit mehr als 26 Einheiten pro Woche können die 35.000 Hausarztpraxen, die ihre Patienten seit Dienstag gegen das Coronavirus impfen, nicht rechnen. Insgesamt sind 940.000 Einheiten für die erste Woche vorgesehen. … Vom 26. April an gibt es nach den Ankündigungen des Bundesgesundheitsministeriums einen deutlichen Schub mit Impfdosen, dann können die Praxen mit mehr als drei Millionen Einheiten pro Woche rechnen, das wären mehr als für die Impfzentren.

Auch zum eingesetzten Impfstoff hat sie Informationen: Jetzt zu Beginn soll nur der Stoff von Biontech eingesetzt werden, in der Woche vom 19. April an dann auch der von Astra-Zeneca an die Praxen gehen. Danach „… der von Johnson & Johnson, bei dem – anders als bei den anderen Vakzinen – nur eine Injektion nötig ist.“ So Heike Schmoll.

Betreffend Astra-Zeneca gibt es unterschiedliche Wissensstände. DerStandard von gestern geht, bezugnehmend auf ein Interview mit einem hochrangigen Vertreter der EU-Arzneimittelbehörde EMA in der italienischen Zeitung „Il Messaggero“, von einer Verbindung zwischen der Impfung und dem Auftreten von Blutgerinnseln bei manchen Geimpften aus. Der britische TheGuardian vom 6.4.2021 berichtet allerdings, die EMA verneine es, einen solchen kausalen Zusammenhang schon gefunden zu haben. Wie überall, kein „Spiel“ ohne Interessen.

Ich frage mich, warum noch niemand die auf Seneca zurückgehende lateinische Redewendung „Per aspera ad astra“ bemüht hat. Was bedeutet „Über raue Pfade/Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen“. Ein Hoch auf Astra-Seneca.

Und jetzt werden wir wieder spitzfindig.

#PreppoKompakt

Der Weg aus der Krise führt über das Impfen. Hier – wie auch in anderen Lebenssituationen – kommt es darauf an, den ersten Schritt zu tun. Wie sagt doch Mircea Cărtărescu ganz resolut: „Schließ die Augen und geh verdammt nochmal los!“

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