Unaufgeregte Wachsamkeit – Leben in Zeiten des Corona Virus

Eigentlich wollte ich nicht schon wieder etwas zum Corona Virus zu Papier bringen. „Alles Grundsätzliche ist gesagt“, so mein Eindruck nach intensiver Zeitungslektüre – selbst von mir in den bisherigen acht Blog-Beiträgen. Aber die in der NZZ benutzte Formulierung von der unaufgeregten Wachsamkeit im Zusammenhang mit dem Corona Virus hat mich umdenken lassen. Auch dass man in Zeiten wie diesen den wahren Charakter der Menschen kennenlernen kann und wie sich unser Verhalten auf Kinder auswirkt. Zusätzlich liefern wir dann eben noch ein paar Informationen zur globalen Dimension von Covid-19, denn alles hängt in der Tat zusammen. Und zunächst ein Update zum richtigen Verhalten und zu neuen Informationsquellen.

Verhaltensregeln in Zeiten des neuen Corona Virus

14 klare Tipps oder Regeln, wie man sich selbst und andere vor dem Virus schützen kann – auf neuestem Stand: faz-net vom 3.3.2020. Das Bundesgesundheitsministerium hat zwischenzeitlich sogar eine Hotline eingerichtet (Fon 030/346 465 100). Und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hält auf ihrer Homepage (hier) diverse einschlägige Merkblätter und Materialien vor.

Der 13. Tipp verdient kurz erörtert zu werden: „Behörden und Experten aus der Branche sehen dafür keinen Anlass“, gemeint sind sogenannte Hamsterkäufe. Offiziell werden Lieferengpässe verneint, Hamsterkäufe als Panikreaktionen eingestuft. Dabei rät die Bundesregierung generell zur Anlage eines Notfallvorrats für etwa zehn Tage (hier erklärt), insbesondere für Fälle wie Stromausfall, Schneechaos oder Überschwemmungen. Deshalb sollte man sich weit im Vorhinein einen solchen Vorrat zulegen. Falls – wie mehrheitlich – bislang nicht geschehen, kann ein Nachbessern nicht generell verdammt werden, sondern ist zu tolerieren.

Nicht zu leugnen sind Engpässe bei der notwendigen medizinischen Schutzausrüstung, wie beispielsweise den Schutzmasken. Die effizienten Masken sollen dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. Deshalb spielt man in Deutschland die Notwendigkeit des Tragens für „Normalsterbliche“ herunter. Und hat zudem heute den Export von Atemmasken, Handschuhen und Schutzanzügen verboten. In Frankreich dagegen hat man den direkten Weg der Beschlagnahmung sämtlicher Bestände an Atemschutzmasken gewählt (hier aufgezeigt in einem 37-Sekunden-Video).

Menschliche Verhaltensweisen und die Gefährdung der Freiheit

Allein die Wortwahl entscheidet oft, wie man sich einem Thema oder einer Aufgabe annähert. In den letzten Tagen sind bei Meinungsäußerungen, auch um (wie oben) zu dementieren, vielfach die Begriffe Panik und Hamsterkäufe benutzt worden. Diese lösen bei vielen Menschen Ängste aus und schüren sie. Deshalb ist das Plädoyer für eine unaufgeregte Wachsamkeit von Milosz Matuschek, stellvertretender Chefredakteur des „Schweizer Monats“ in der NZZ von gestern, so enorm wichtig (auch hier):

„In Krisen zeigt sich der wahre Charakter des Menschen. Manche sagen, die Zivilisation ist ohnehin stets nur drei bis vier Tage von der Anarchie entfernt. Sind die Regale leer, der Blutzuckerspiegel im Keller und die Nervosität hoch, zeigt sich die zweite Natur des Menschen, die animalische. Wer schon einmal zwei bis drei Wochen gefastet hat, sieht es sehr viel entspannter: Man kann relativ lange sehr gut mit Wasser und Suppe überleben – es gibt also keinen Grund, den Supermarkt zu stürmen und Stress zu machen, weil die Nutella-Regale leer sind. In Zeiten grassierender Viren und ebenso grassierender Unsicherheit sollte man auf zwei Dinge verzichten: Naivität und Panik.“

Auf die wohltuende Wirkung von Fasten haben wir übrigens hier und hier schon hingewiesen. Und weiter Milosz Matuschek:

„In Krisen zeigt sich aber auch der wahre Charakter der Politik. … Oft rücken Menschen jetzt näher zusammen, sogar Sternstunden der Solidarität, Hilfe und Kooperation kann es geben. Das Problem mit dem Coronavirus ist allerdings, dass hier ‚die Gefahr‘ ja potenziell vom anderen Mitmenschen ausgeht. Ein Virus trennt, spaltet und fragmentiert die Gesellschaft zunächst. … Doch natürlich geht das Leben weiter, auch das politische – nur unauffälliger. Dies ist also auch ein Moment verstärkter Wachsamkeit: Was macht die Politik neben der Virusbekämpfung? Werden jetzt im Schnelldurchgang neue Sicherheitsgesetze beschlossen, die wieder einmal vor allem die Freiheit einschränken? Es ist wichtig, dass das Virus am Ende nicht auch die Lunge und Atemwege der Demokratie befällt.“

Ein Bemerkung noch zum richtigen Verhalten gegenüber Kindern, das DerStandard gestern aufgegriffen hat. Angst ist sehr ansteckend und je aufgeregter berichtet wird, umso mehr Sorgen machen sich Kinder. Also unaufgeregt bleiben, auch gerade gegenüber den Kindern. Und natürlich als Erwachsene Vorbild sein.

Der globale Blick auf Covid-19

China bekommt das Problem in den Griff, andere Länder – wie beispielsweise Südkorea und Iran – tun sich noch schwer damit. Auf diese Kurzformel lässt sich der Status Quo in Sachen Sars-Cov-2 bringen. Die NZZ von heute berichtet, dass rund 3200/3000 Personen weltweit/in China an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben sind, über 95.000/davon 80.000 in China als infiziert gelten. Insgesamt 78 Länder sind betroffen. Mehr als 50.000 an Covid-19 Erkrankte gelten mittlerweile als geheilt. Laut faz-net vom 1.3.2020 sind hingegen im Iran sowohl die Vizepräsidentin Ebtekar, als auch der stellvertretende Gesundheitsminister Harirtschi mit dem Virus infiziert. Auch mehrere Parlamentarier sollen sich angesteckt haben. Eine 23-jährige iranische Fußball-Nationalspielerin ist bereits an der Lungenkrankheit verstorben.

Es geht nun nicht mehr nur darum, das Virus in China einzudämmen, sondern dessen Ausbreitung überall abzubremsen. „Aus der Welt lässt sich der Erreger damit nicht schaffen, aber zumindest die Zahl der Erkrankten würde langsamer ansteigen – und das bringt Vorteile: Ärzte und Krankenhäuser haben mehr Zeit, sich vorzubereiten, die Intensivstationen werden weniger belastet, und neue Erkenntnisse über wirksame Medikamente könnten mehr Menschen helfen.“

Auch in den USA gefragt: Wachsamkeit vor dem Corona Virus

In den USA laufen momentan die Vorwahlen zur Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten und Herausforderers von Präsident Donald Trump. Man hat dort die Gefahren durch das neue Virus kommen sehen und entsprechend konsequent Maßnahmen eingeleitet. Wie in Europa werden reihenweise Großveranstaltungen abgesagt, beziehungsweise zu Online-Events umgewidmet. So geschehen mit der großen Entwicklerkonferenz von Google Mitte Mai diesen Jahres (DerStandard von heute).

Für unsere Verhältnisse ungewöhnlich: ein 13-minütiges Video, das aus ärztlicher Sicht für drei anonyme Personen (ZT 61 Jahre; BM 69 J.; ZW 35 J.) aus Wuhan detailliert den Krankheitsverlauf beschreibt (hier). Bei den ersten beiden Personen bis zu deren Tode. Die dritte Person entspricht dem ersten Fall mit Sars-Cov-2 in den USA. Das Video in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln sowie Schaubildern ist sehr instruktiv. Augenscheinlich gesprochen von einem Amerikaner chinesischer Abstammung. „Alert not anxious“, auch hier der Appell an die Wachsamkeit vor dem Corona Virus.

Überraschend hat die amerikanische Notenbank (FED) am Dienstag die US-Wirtschaft gegen das Virus (im übertragenen Sinne) geimpft, berichtet die NZZ vom 3.3.2020. „Am Finanzmarkt war damit gerechnet worden, dass das Fed erst bei der nächsten regulären Sitzung in zwei Wochen eine Zinssenkung verfügen werde. Nun wird die Massnahme zeitlich vorgezogen, was ein heikles Signal setzt. So kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Währungshüter in Panik geraten sind. Anders ist die notfallmässig verfügte Zinssenkung jedenfalls schwer zu erklären.“

Womit wir wieder beim Beginn wären. Besser als Panik ist eine unaufgeregte Wachsamkeit. Und so geht es weiter.

#PreppoKompakt

Unaufgeregte Wachsamkeit – wie sie Hirtenhunde oder auch Corgis praktizieren – ist in Zeiten des Corona Virus das Gebot der Stunde. Dies schließt die Sorge um unsere demokratischen Freiheiten mit ein.

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