Es war die Fledermaus und nicht das Schuppentier – oder gar der Mensch?

Neu entbrannt ist die Diskussion über den Ursprung der Covid-19 Pandemie. Eine Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wollte der Sache vor Ort in Wuhan auf den Grund gehen. Sie ist aber im Grunde genommen nach vier Wochen mit wenig Neuem in den Händen zurückgekehrt. Eine Studie eines Physikers der Universität Hamburg zur sogenannten Laborthese liefert nun den Auslöser, die „Bild“-Zeitung“ noch am gleichen Tag, am 18. Februar die Schlagzeile. Und wir leihen uns bei William Shakespeare aus Romeo und Julia einen Halbsatz aus.

Vor 53 Wochen hatten wir hier im Blog Mutmaßungen über den Überträger des Virus auf den Menschen angestellt. Der „Kandidat“ – das Schuppentier – hatte es sogar auf unser Beitragsbild geschafft. Der WHO-Name des Virus mit Covid-19 damals brandneu.

Mensch oder Tier als Überträger für das Coronavirus

Der Casus knacksus

Auf Tichys Einblick hat Redakteur Air Türkis bereits wenige Stunden nach der Schlagzeile von „Bild“ das Thema am 18. Februar aufgegriffen und hier vertieft. Die einschlägige Pressemitteilung der Universität Hamburg wird ausgiebig zitiert und ist hier im Original nachzulesen. Die Studie selbst ist hier öffentlich zugänglich gemacht.

Sie wurde von Prof. Dr. Roland Wiesendanger im Zeitraum von Januar bis Dezember 2020 durchgeführt und im Januar diesen Jahres abgeschlossen. Sie „… basiert auf einem interdisziplinären wissenschaftlichen Ansatz sowie auf einer umfangreichen Recherche unter Nutzung verschiedenster Informationsquellen. Hierzu gehören unter anderem wissenschaftliche Literatur, Artikel in Print- und Online-Medien sowie persönliche Kommunikation mit internationalen Kolleginnen und Kollegen. Sie liefert keine hochwissenschaftlichen Beweise, wohl aber zahlreiche und schwerwiegende Indizien.“ Und weiter oben in der Pressemitteilung. „Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der gegenwärtigen Pandemie sprechen.“

Roland Wiesendanger zur Untersuchung des Ursprung der derzeitigen Pandemie und dem Grund für die Veröffentlichung der Studie. Nur so könnten adäquate Vorkehrungen getroffen und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten ähnlicher Pandemien in Zukunft so gering wie möglich gehalten werden. Er erhofft sich zudem eine breit angelegte Diskussion im Hinblick auf die ethischen Aspekte der sogenannten „gain-of-function“-Forschung. Ein Forschungszweig, der Krankheitserreger für Menschen ansteckender, gefährlicher und tödlicher macht. Um das Für und Wider besser zu verstehen, einfach hier hineinschauen.

Die Indizien für die Laborthese

Im DerStandard vom 19.2.2021 wird gemutmaßt, dass der von den Chinesen geschickt vereinnahmte Auftritt in Wuhan WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus peinlich war. Deshalb ließ er später verlauten , „dass alle Hypothesen weiter bestehen“. Also auch, dass das besagte Coronavirus aus einem Labor in Wuhan entwichen sein könnte.

Zu seinen Indizien zählt Prof. Wiesendanger das Scheitern, den tierischen Zwischenwirt zu identifizieren, der die Übertragung der Erreger von Fledermäusen auf den Menschen ermöglicht haben könnte. Auch sind Fledermäuse auf dem in Verdacht geratenen Fischmarkt im Zentrum der Stadt Wuhan gar nicht im Angebot. Hingegen halte das Wuhaner Institut für Virologie eine der weltweit größten Sammlungen von Fledermauserregern vor.

Eine Forschungsgruppe an diesem Institut habe über viele Jahre hinweg gentechnische Manipulationen an Coronaviren vorgenommen. Nun können die neuen Coronaviren „… erstaunlich gut an menschliche Zellrezeptoren ankoppeln, was durch spezielle Zellrezeptor-Bindungsdomänen sowie mit einer speziellen (Furin-)Spaltstelle des Stachelproteins möglich wird. Diese beiden Eigenschaften würden auf einen nichtnatürlichen Ursprung des Erregers hinweisen. Und schließlich gebe es Hinweise, dass sich angeblich eine junge Wissenschafterin des Instituts in Wuhan als Erste infiziert hat und das Institut von chinesischen Behörden im Oktober untersucht worden sei.“ So Klaus Taschwer im DerStandard.

Von dort fängt sich Prof. Wiesendanger übrigens Kritik ein. Weil er die Laborthese der an der Universität Innsbruck beschäftigten Mikrobiologin Rossana Segreto und dem in Kanada tätigen Biotech-Unternehmer Yuri Deigin nicht als Beleg herangezogen, ja nicht einmal zitiert hat. Felix Austria.

Schlussfolgerungen

Anstatt gleich auf die Barrikaden zu gehen und Prof. Wiesendanger anzugreifen – das können nur wir Deutschen, unrühmliche Beispiele dazu im aktuellen Beitrag von Air Türkis – sollte mit Bedacht gehandelt werden. Wahrscheinlich gibt es – man denke an den Kritischen Rationalismus von Karl Popper – keinen wissenschaftlichen Beweis für die Labor(hypo)these. Genau wie in manchen Gerichtsverfahren, wo über Menschen und ihr Handeln befunden wird. Auch dort laufen Indizienprozesse und letztendlich sprechen die Richterin/der Richter Recht, indem sie die Beweise deuten und Schlußfolgerungen daraus ziehen.

Und hier geht es weiter in gleicher Angelegenheit

#PreppoKompakt

Apropos Laborthese: „Wer solche stichhaltigen Überlegungen einfach mit platten, nicht-inhaltlichen Argumenten abwiegeln will, macht sich am Ende zum Erfüllungsgehilfen der kommunistischen Partei in Peking, deren Verhalten in jedem Fall kritikwürdig war und ist.“ Gibt uns Air Türkis, Jahrgang 2002, mit auf den Weg.