Alles fließt – „panta rhei“, wußten schon die alten Griechen – und in Zeiten des Corona Virus besonders schnell. Dies bezieht sich zum einen auf die einschlägigen medizinischen Erkenntnisse, die trotz immenser Forschungsanstrengungen weltweit allerdings immer noch bruchstückhaft sind. Fast könnte man formulieren, wir wissen, dass wir immer noch nichts wissen. Zum anderen auf die wirtschaftlichen Implikationen der Pandemie, die sogar im wörtlichen Sinne zu regelrechten Geldströmen geführt haben und weiterhin führen werden. Wie Manna vom Himmel? Und daneben hält das Leben weitere Stolperfallen bereit.
Neueste Erkenntnisse zum Corona Virus
„Corona ist unheimlich: Mal erscheint die Krankheit harmlos wie eine Erkältung, dann wieder akut tödlich.“ So äußert sich Chefredakteur Eric Gujer in einem Beitrag der NZZ vom 21.8.2020 (hinter Schranke). Und: „Eine Seuche mit einem Virus, das noch so wenig verstanden wird wie Sars-CoV-2, braucht unterschiedliche Ansätze: wissenschaftlich breit abgestützte ebenso wie ungewöhnliche und manchmal sogar verrückte.“
Überall Unsicherheit
Er trifft damit den Nagel auf den Kopf: Denn egal, um welche Fragestellung in Sachen Corona Virus es sich handelt, bei allem dominiert Unsicherheit. Da ist es nicht mehr als eine Beruhigungspille, wenn aus der Uniklinik Frankfurt von der Infektiologin Prof. Maria Vehreschild – so in faz-net vom 18.8.2020 (hinter Bezahlschranke) – verlautbart wird, der Tsunami habe sich ausgelaufen. Auch beschreibe das Wort (zweite) Welle, „… die epidemiologische Dynamik dieser Erkrankung nicht gut.“
Oder wenn der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg, so in faz-net vom 19.8.2020 festgehalten, die für Schulen vier wesentlichsten Hygieneregeln bewertet. Am wichtigsten sei häufiges Lüften der Klassenräume. Zweitens feste Kohorten von Schülern, die sich nicht durchmischen, bei gleichzeitiger Aufhebung der Abstandsregeln. Und drittens Maske-Tragen außerhalb des Klassenraums sowie viertens häufiges Händewaschen. An anderer Stelle – in einer Erklärung der Gesellschaft für Virologie, die er mitunterzeichnet hat -, wird aber ‚aus alleiniger virologischer Sicht‘ ein Maskentragen auch im Unterricht als sinnvoll bezeichnet. Er relativiert dies mit der Notwendigkeit, in einer Gesamtsicht auch die Meinung von Pädiatern und Pädagogen zu berücksichtigen, die Masken im Unterricht für unrealistisch halten.
Weitere Fragezeichen zum Corona Virus
Und so geht es weiter: In der Frage, wie Fallzahlen und Tests zusammenhängen (faz-net vom 20.8.2020), ob das Corona Virus auf Frachtgütern überlebt und damit gefährlich bleibt (faz-net vom 21.8.2020). Oder ob einmal Infizierte anschließend dauerhaft immun werden und bleiben, oder eben nicht (DerStandard vom 20.8.2020)? Immer noch Fragezeichen auf Fragezeichen! Apropos Tests, sie sind nicht ausgereift, wie ein Einzelfall mit drei negativen Testergebnissen – und dennoch einer Covid-19-Erkrankung nahelegt.
Kosten-Nutzen-Überlegungen zu Corona
„Offenkundig ist … vor allem eine Tatsache: Die Ökonomie wird sich noch lange mit den Kosten und Nutzen der Corona-Massnahmen zu beschäftigen haben.“ Dies ist die Zusammenfassung in der NZZ vom 14.8.2020, nachdem vier Wirtschaftswissenschaftler – je zwei Frauen und Männer – zu Wort gekommen sind.
Das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner Maßnahmen
Welche Maßnahmen haben nun das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis? Erste Antwort, Masken kosten weniger als Abstandsregeln. Zweite, weitere generelle Schulschliessungen seien kaum zu rechtfertigen, versehen mit der Warnung, dass sich Infektionsherde an Schulen nicht ausschließen ließen. Die Öffnung von Klubs – eine dritte Antwort – halten die Volkswirte für entbehrlicher, ebenso wie grosse Sportereignisse.
„Sicher ist: Wüsste man mehr über die Ansteckungsketten, könnte man gezieltere Massnahmen ergreifen und Infizierte effizienter isolieren. Letzteres ist Voraussetzung, um das Virus unter Kontrolle zu halten, auch wenn die meisten wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.“ So das Resümee.
Rettungspolitik der Notenbanken und Regierungen
Die Rettungspolitik der Notenbanken und Regierungen in der Corona-Krise werde von Marktkennern zunehmend kritisch beurteilt, ist in der NZZ vom 16.8.2020 nachzulesen. Die zunehmenden Markteingriffe vieler Notenbanken weltweit sowie die zusätzliche Staatsverschuldung brächten lediglich einen Zeitgewinn. Dies sei kontraproduktiv, da die Banken, die als Erste in den Genuss des billigen Geldes kämen, wenig bereit seien, es auszuleihen. Genauso wenig bestehe eine Nachfrage nach Krediten.
Auch die Erwartung sei falsch, zusätzliche Staatsausgaben von einem Dollar beispielsweise regten mindestens einen Dollar zusätzliches Wachstum an. „Der Multiplikator der zusätzlichen Schulden sei negativ, weil diese Staatsausgaben die Zombifizierung der Wirtschaft förderten, Regierungen Gelder nicht effizient ausgäben und der Schuldenberg steige.“
Gefahr der Zombifizierung der Wirtschaft
Die NZZ vom 20.8.2020 warnt in einem Kommentar vor einer weiteren Zombifizierung der Wirtschaft im Nachgang zur Corona-Krise. Es sei halt einfacher, großzügige Unterstützungen zu verteilen, als diese wieder rückgängig zu machen. Je länger man die finanz- und geldpolitische Entwöhnung hinauszögere, desto kostspieliger werde dies. „Es droht ein Teufelskreis: Eine immer trägere Wirtschaft benötigt immer kostspieligere Hilfen, um ein Massensterben in der Firmenwelt abzuwenden. Das Resultat wäre eine landesweite Sklerose, ein stetig wachsender Einfluss der Regierung auf private Unternehmen und ein Abdriften in staatskapitalistische Verhältnisse.“ In der Schweiz, genauso in Deutschland.
Welle von Privatinsolvenzen rollt
Faz-net vom 10.8.2020 berichtet über das aktuelle Ergebnis einer Umfrage der „Augsburger Allgemeinen“. Danach erwarten Schuldnerberatungen ab Herbst einen regelrechten Ansturm. Denn dann liefen viele staatliche Corona-Hilfen aus, zudem rechne man mit zeitverzögert eintretenden Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten.
Dabei werde von einer eher unüblichen Klientel ausgegangen. „Menschen aus der Mittelschicht, die bis zur Pandemie gut über die Runden gekommen sind, vielleicht ein Auto oder ein Haus abbezahlen müssen und durch Corona völlig unerwartet in eine finanzielle Schieflage geraten“, so Sabine Weisgram vom Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Berlin. Auch beim katholischen Wohlfahrtsverband Caritas geht man von einem kräftigen Mehrbedarf an Beratung aus. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) erwartet zudem einen deutlichen Zuwachs beim Bedarf an sozial-emotionaler Unterstützung.
Und was sonst noch passieren kann
Zunahme von Fahrradunfällen
Im Bundesland Hessen, so faz-net vom 18.8.2020 (hinter Bezahlschranke), nehmen nach vorsichtigen Schätzungen die Verkehrsunfälle im Allgemeinen ab, Fahrradunfälle jedoch zu. Ob dies mit Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona Virus zusammenhänge, könne noch nicht verlässlich gesagt werden, dazu sei der Erhebungszeitraum zu kurz.
Radeln liege – wohl auch bundesweit – im Trend, nicht nur weil viele Menschen Angst hätten, sich im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) das Virus einzufangen. Eine neue Lust am Radeln werde auf Straßen sichtbar, auf denen früher nur sehr gut trainierte Fahrer unterwegs waren. Denn E-Bikes ermöglichten auch Menschen das Radeln, die weniger fit sind. Der Anstieg bei Unfällen mit Pedelecs, so das Statistische Landesamt in Wiesbaden, sei erheblich. Naheliegend die Forderung nach besseren Fahrradwegen, auf denen 80 Jahre alte Rentner genauso wie achtjährige Kinder sicher und komfortabel fahren können. Der Weg dorthin dürfte noch weit sein.
Gefahren des schönen Sommers speziell für Kinder
Stürze mit Fahrrad und vom Trampolin
Stürze mit dem Fahrrad gehören laut einem weiteren umfänglichen Artikel in faz-net vom 18.8.2020 (hinter Bezahlschranke) natürlich ebenfalls zum Repertoire der Kinder. Dabei dienen helmtragende Eltern den Kindern als Vorbild. Hinzu kommen Unfälle auf dem „überfüllten“ Trampolin. Aufs Trampolin gehört immer nur ein Kind, das mindestens sechs Jahre alt sein sollte. Hüpfen mehrere Kinder gleichzeitig, sind die größeren und/oder schwereren klar im Vorteil – und es kann zu Knochenbrüchen und schweren Knie- oder Ellenbogenverletzungen kommen.
Wo Wasser ist lauern Gefahren
Nachdem Kinder es lieben, im Wasser zu sein, suchen gegenwärtig Familien überall in Deutschland nach Abkühlung. Dabei lauern dort, wo Wasser ist, auch Gefahren. „Allein bis Ende Juli sind nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in diesem Jahr 192 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken, darunter 19 Kinder.“ Wir hatten die Problematik, ebenso wie die Gefahren beim Wandern, schon hier in der Einleitung gestreift.
Beim Wandern
„Der Deutsche Wanderverband empfiehlt als Faustregel für entspannte Wanderungen mit Kindern: Weglänge = Lebensalter mal 1,5. Vierjährige halten nach dieser Regel also sechs Kilometer durch, Sechsjährige etwa neun. Außerdem werden dabei je 100 Höhenmeter als ein Kilometer gewertet.“
Der Deutsche Alpenverein weißt darauf hin, dass Kinder häufig keinen Blick für Gefahrensituationen hätten. „Beim Aufstieg sollte der Erwachsene dicht hinter dem Kind bleiben, um mögliche Ausrutscher abzufangen oder bei großen Stufen Hilfestellung zu geben. Gerade wenn es regnet, ist der Abstieg gefährlich, weil das Kind rutschen kann. Es sollte besser an der Hand genommen … oder mit einem Seil gesichert werden, rät der Alpenverein.“
Grundsätzlich vor Sonnenstrahlen schützen
Wer viel in der Natur ist, ist viel der Sonne ausgesetzt. Das Licht sorgt dafür, dass sich die Vitamin-D-Speicher auffüllen. Bei Kindern wichtig für den Knochenaufbau, aber man muss aufpassen. „Vor allem Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren sollten nie der direkten Sonne ausgesetzt sein und sich nur im Schatten aufhalten … . Ältere Kinder können das in Maßen, das heißt: nicht stundenlang und natürlich nur, wenn sie gründlich eingecremt sind oder UV-Schutz-Kleidung tragen.“ So der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) in Köln.
Der Klima-Apokalypse Valet sagen
Abrüstung statt ständiger Entrüstung, ein kleiner Fortschritt, von dem die NZZ am 22.8.2020 zu berichten weiß. Und der Schule machen sollte/könnte.
„Heizt sich das Klima so auf, dass die Menschheit nicht überlebt? Droht ein Massenaussterben, weil der Kapitalismus die Umwelt zerstört? Bleiben deshalb nur zehn Jahre, um das Leben auf Erden zu retten?“ Nein, sagen dazu – unabhängig voneinander – zwei Autoren in ihren am 30. Juni bzw. 14. Juli fast zeitgleich in New York bzw. Boston erschienenen neuen Büchern.
Erinnern wir uns an die Aussagen des Traumatherapeuten Georg Pieper hier, der in Bezug auf Corona von einen dauerhaften Stresszustand, einem permanenten Krisen- und Unsicherheitsgefühl sprach. Dadurch könne das Lebensgefühl, das zwischenmenschliche Miteinander und die individuelle Seelenlage über Jahre grundlegend verändert werden. Und wie und wodurch das auch zu Schäden im menschlichen Organismus führen kann. Was für Corona zutrifft, gilt auch für die Klima-Apokalypse.
Die Apokalypse finde nicht statt, argumentiert der Amerikaner Michael Shellenberger. Die Medien produzierten Fehlalarm, so der Däne Björn Lomborg. Ihre Bücher „Apocalypse Never“* und „False Alarm“* vertreten beide dieselbe These: „Ja, der Klimawandel ist ein Problem. Doch er ist bei weitem nicht das grösste Problem der Menschheit. Wenn die Weltgemeinschaft Billionen von Dollar für den Kampf gegen eine Klimaerwärmung verschwende, mache sie also die Menschen ärmer, und zwar gerade die Ärmsten, denen sie angeblich helfen will.“
„… Shellenberger und … Lomborg wehren sich gegen ihre Kritiker, indem sie ihnen selber zahlreiche Fehler nachweisen … – immerhin wird wieder einmal über Fakten und Argumente gestritten, wie es in der Wissenschaft sein soll. Das ist für die Klimadebatte ein Fortschritt.“ So die NZZ.
Widmung
Dieser Beitrag ist Rupert Linder gewidmet, der vorgestern, würde- und liebevoll umrahmt durch Reden, Musik und Blumenkränze, unter sehr großer Anteilnahme zu Grabe getragen wurde. Er hat sich – ob als Christ, Unternehmer, Fußballfan eine gestandene Persönlichkeit – in seiner schwäbischen Heimatstadt mehr als verdient gemacht. Für mich eine äußerst respektable Erscheinung, auch als Familienmensch ein richtiges Vorbild.
Das im Beitragsbild festgehaltene Kunstwerk von Danuta Karsten – tausende von weißen Backoblaten an Nylonschnüren im Deckengewölbe des Mittelschiffs der Kirche St. Johannes Baptist in Albstadt-Lautlingen – hat Rupert Linder durch eine gespendete handwerkliche Hilfestellung, den Gerüstbau, noch im Juli mit ermöglicht.
Und hier geht es weiter
#PreppoKompakt
Unsicherheit gehört zum Leben, wie das Atmen. In Bezug auf das Corona Virus dürfte es aber ruhig etwas mehr Gewissheit geben.
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Eine Antwort
3 Mal täglich gibt es neue Regeln wie man sich verhalten soll, jeder sagt etwas anderes. Was gestern noch als richtig dargestellt wurde, ist morgen falsch, usw… Das heißt für mich das niemand genau weiß was Sache ist. Warum sollen wir dann auf andere hören wenn sie selber täglich die Meinung ändern? Dann vertrau ich doch lieber auf meine „Erfahrung“ und Erkenntnisse.
Beste Grüße
Jan