Das erste Vierteljahr ist um und wir haben eine Bilanz, „die sich sehen lassen kann“. Aber halt, jetzt müssen wir definitiv wieder vom Spaß der heute-show auf blutigen Ernst umstellen – denn dies ist die harte Realität. Die FAZ berichtet über heute von der Polizei veröffentlichte Zahlen zu den E-Scootern (siehe faz.net vom 17.9.2019).
Die Zahlen im einzelnen
In den drei Monaten seit E-Scooter gesetzlich erlaubt sind – das heißt seit 15. Juni – ereigneten sich in Berlin
- 74 Unfälle mit 16 Schwer- und 43 Leichtverletzten. Fahrfehler, die Benutzung von Gehwegen und Alkoholkonsum waren die häufigsten Ursachen. 65 Unfälle waren selbstverschuldet, bei 27 niemand anderes beteiligt. In Richtung Unfallflucht ermittelt die Polizei in 19 Fällen.
- Es wurden 87 Ermittlungsverfahren gegen E-Scooter-Fahrer eingeleitet, davon allein 65 wegen Trunkenheit am Lenker, dabei auch rekordverdächtige 2,78 Promille.
- Es wurden 233 Bußgelder verhängt wegen Fahrens auf dem Gehweg, zu zweit oder mit dem Handy in der Hand.
Blutige Bilanz – keineswegs überraschend
Auch ohne die Fähigkeit, in die Zukunft blicken zu können, war solch ein Ergebnis vorauszusehen. Diese Kritik müssen sich die politisch Verantwortlichen, vorneweg Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, wie auch die Mitglieder von Bundestag und Bundesrat, die für eine freie Fahrt für E-Scooter gestimmt haben, gefallen lassen. Auch ihr Gewissen muss damit klar kommen – einzig gut, dass es keine Todesfälle gab.
Die Hochrechnung aufs Jahr
Frage, wie wird es nach einem Jahr aussehen? Unterstellt, dass keine größeren Lerneffekte eintreten, die Winterzeit in Berlin keinen gravierenden Einfluss auf das Fahrverhalten der E-Scooter hat und auch nicht mehr so viele Neulinge als Fahrer hinzukommen (die letzten beiden Annahmen sind eher optimistisch), könnten unter dem Strich etwa 300 Unfälle mit über 60 Schwer- und 170 Leichtverletzten herauskommen. Es darf daran erinnert werden, dass in der spanischen Hauptstadt Madrid 34 Unfälle in vier Monaten zu einem vorläufigen Verbot der E-Scooter geführt hatten.
In mehrfacher Hinsicht blicken wir gespannt nach Berlin.