Im Vorwärtsgang – das Corona Virus hält uns auf Trab

Man kann sich als Normalsterblicher dem Thema Corona Virus definitv nicht entziehen. Auch schreibend kommt man nicht los davon, selbst wenn man es sich fest vorgenommen hat. Dabei gibt es auch andere Gefahrenherde, vor denen zu warnen durchaus sinnvoll ist.

Dazu gehört das Baden in Binnengewässern, sprich Flüssen und Seen. Allein in 2019 sind im Bundesland Hessen in freien Gewässern 20 Menschen ertrunken. Faz-net hat am 23.7.2020 unter Bezugnahme auf die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ausführlich darüber berichtet und eindringlich davor gewarnt. Oder auch beim Gang über Stock und Stein in den Bergen, worauf faz-net vom 26.7.2020 Bezug nimmt. „Im schlimmsten Fall zahlen Unvorsichtige dafür mit Leib und Leben. Der Alpen-Almen-Knigge soll den Gästen Vernunft beibringen.“

Viel gravierender für die Gesellschaft, weil nicht nur einzelne Personen, ob Schwimmer oder Wanderer, sondern alle davon mittelbar betroffen sind und das Gefährdungspotenzial erst zeitverzögert greift, ist allerdings der breitangelegte Rückzug der Vernunft. Hatten wir doch in unserem letzten Blogbeitrag in der Textmitte schon gemutmaßt, dass wir immer dümmer werden.

Vernunft auf dem Rückzug

Für den Bereich der Geisteswissenschaften (zum Begriff und zur Abgrenzung siehe Wikipedia) stellt nun Prof. Ingolf U. Dalferth in faz-net vom 23.7.2020 (allerdings hinter einer Bezahlschranke) entsprechende Überlegungen an. Die Vernunft sei in den USA und ansatzweise auch bei uns auf dem Rückzug. „Die Krise der Geisteswissenschaften hat viele Gründe. Im Zentrum aber steht die Abwendung vom Ideal urteilsfähigen Selbstdenkens. Die Geisteswissenschaften haben damit ihren geistigen Kompass verloren und treiben orientierungslos auf dem Meer zeitgenössischer Ideologien – und dazu gehören fast alle gängigen -ismen in den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen der Gegenwart: Sozialismus, Nationalismus, Kolonialismus, Feminismus, Genderismus, Rassismus.“

Prof. Dahlferth, gebürtiger Schwabe/Stuttgarter, nach einem erfüllten Berufsleben unter anderem an den Universitäten Zürich/Schweiz und Claremont/US-Bundesstaat Kalifornien als evangelischer Theologe und Religionsphilosoph seit diesem Jahr emeritiert, fast schon resignierend: „Und wer meint, die Welt bessern zu können, indem man Ungerechtigkeit mit Ungerechtigkeit und Diskriminierung mit Diskriminierung bekämpft, der erreicht aller Erfahrung nach nur das Gegenteil. Es ist höchste Zeit, sich diesen Ideologisierungstendenzen in den Geisteswissenschaften zu widersetzen, sonst werden diese sang- und klanglos aus der Bildungsgeschichte des Westens verschwinden.“

Zahlen auf Rekordjagd dank Corona Virus

Target-Saldo

Das Corona Virus treibt uns unabhängig davon zu immer neuen Rekorden an: Unser sogenannter Target-Saldo erreicht laut faz-net vom 8.7.2020 im Juni fast die Billion, exakt 995 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um die Forderungen der Deutschen Bundesbank aus dem europäischen Zahlungsverkehrssystem Target 2. Die Experten sind sich immer noch uneinig darüber, ob daraus eine ernstzunehmende Gefahr erwachsen könne. Fest steht, zerbräche die Euro-Zone, dann schon.

Nachtrag: Faz-net vom 13.8.2020 greift das Thema aufgrund einer aktuellen Erklärung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf deren Internetseite – in Englisch, deutsche Fassung in Arbeit – noch einmal auf (hinter Bezahlschranke): „Deutschlands Targetsaldo steigt auf mehr als eine Billion Euro. Kein Grund zur Beunruhigung, meint die Notenbank. Ein italienischer Ökonom sieht das kritischer“.

Explizite und implizite Staatsverschuldung

In Bezug auf die zunehmende Staatsverschuldung ist die Einschätzung glasklar. Die NZZ vom 8.7.2020 berichtet, dass die staatlichen Bruttoschulden (gleich explizite Staatsschuld) in Deutschland in diesem Jahr um rund 20 Prozentpunkte auf knapp 80% des Bruttoinlandprodukts (BIP) klettern könnten. Dies entspräche fast dem Niveau der Verschuldung 2010 im Gefolge der Finanzkrise.

Berücksichtigen muss man aber auch die sogenannte implizite Staatsschuld, die sich aus staatlichen Leistungsversprechen ergibt, die durch das heutige Steuer- und Abgabenniveau nicht gedeckt sind. Wenn beispielsweise die Renten der künftigen Rentner nicht voll durch Beiträge in die Rentenversicherung finanziert werden können, gleiches in Bezug auf die medizinische Versorgung oder die Pflege.

Explizite und implizite Staatsschuld zusammengezählt ergeben die sogenannte Nachhaltigkeitslücke. Von rund 220% in 2019 steigt diese auf 345% des BIP, das sind rund 11,9 Billionen Euro. Zugleich nehmen die impliziten Schulden an der Lücke massiv zu. „Die Politik überwälze die fiskalischen Kosten der Pandemie grösstenteils auf die zukünftigen Generationen, kritisierte Bernd Raffelhüschen, Leiter des Forschungszentrums Generationenverträge und Vorstandsmitglied der Stiftung Marktwirtschaft.“

EU-Finanzierung auf neuem Weg/schiefer Bahn

Neuland betritt die Europäische Union. Zum ersten Mal werden – sofern das Europäische Parlament nicht widerspricht – im grossen Stil Schulden zur Finanzierung aufgenommen. In den EU-Haushalt für die nächsten sieben Jahre fließen 1074 Milliarden und in einen schuldenfinanzierten Aufbaufonds weitere 750 Milliarden Euro, zusammen rund 1,8 Billionen Euro. Die Rückzahlung der von der EU-Kommission aufgenommenen Schulden ist bis Ende 2058 vorgesehen.

Was Prof. Raffelhüschen an der deutschen Staatsverschuldung kritisiert liegt in Brüssel offen und ist nicht zu verkleistern. Bundesbankpräsident Jens Weidmann spielt in faz-net vom 26.7.2020 den Mahner, dies solle nicht als Sprungbrett für eine großangelegte EU-Verschuldung zur regulären Haushaltsfinanzierung dienen. Wir werden (es) sehen.

Auch Corona Virus Neuinfektionen weltweit mit Rekord

Am 25. Juli meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) laut faz-net vom 25.7.2020 einen „Rekord“. Noch nie seit Ausbruch des Corona Virus wurden innerhalb von 24 Stunden so viele Neuinfektionen gemeldet wie am Freitag, insgesamt 284.196 Fälle. Die meisten Infektionen verzeichneten die USA und Brasilien, jeweils mehr als 67.000. „In Indien waren es fast 50.000, in Südafrika 13.000. Die Zahl der Toten sei um mehr als 9.700 gestiegen, so viele wie seit Ende April nicht mehr.“

Auch in Deutschland lag am Freitag die Zahl der neu übermittelten Corona-Fälle mit 815 deutlich höher als in den Vorwochen. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass – wie die NZZ vom 14.7.2020 feststellt – die Risikobereitschaft gewachsen ist. Mit spitzer Zunge formuliert es dort Konrad Paul Liessmann, Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien, wie folgt: „Das Ansinnen, auf etwas, und sei es nur für eine begrenzte Zeit, zu verzichten, kollidiert mit einem seit langem propagierten Anspruchsdenken. … Also dann: Hinein ins Menschengewühl, für prickelnde Spannung ist jedenfalls gesorgt. Risikosportarten erübrigen sich in diesem Sommer, es genügen die biederen Strandferien, um sich als Held zu fühlen. Manche werden vielleicht auf der Strecke bleiben, aber das darf die Stimmung nicht mehr trüben. Viel Vergnügen!“

Neueste Erkenntnisse zum Corona Virus

Und dies trotz beunruhigender neuester Erkenntnisse zum Virus: Die NZZ vom 16.7.2020 berichtet, die Liste der neuronalen Störungen/Schäden am Gehirn, die bei Covid-19 schon beobachtet wurden, sei lang. „Betroffen sind auch jüngere Patienten oder solche mit einem leichten Verlauf. Unklar ist, ob alle Schäden reparabel sind.“

Im DerStandard vom 22.7.2020 kommt Raimund Helbok, Neurologe an der Medizinischen Universität Innsbruck, zu Wort. Mit Blick auf die bislang weltweit verfügbaren Zahlen sagt er: „Neurologische Komplikationen wurden bei bis zu 80 Prozent der Patienten mit Covid-19-Erkrankungen beschrieben.“ Aktuell werden in Innsbruck Covid-19-Patienten im Rahmen einer klinischen Studie drei Monate nach Diagnosestellung auf neurologische Symptome hin untersucht. „Hierbei geht es auch um die Erfassung der Lebensqualität, da das Auftreten von neurologischen Symptomen und die Erkrankung selbst zu einer erheblichen Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens führen kann“, so Raimund Helbok. Die Daten müssen erst noch ausgewertet werden.

In faz-net vom 23.7.2020 (hinter Bezahlschranke) wird aus der Sicht einer Patientin – Nina Marewski, 53jährige Autorin – unter der Überschrift „Genesen, aber noch lange nicht gesund“ berichtet. „Sie wünscht sich, dass die Krankheit und ihre Spätfolgen besser erforscht werden. … Durch das Öffentlichmachen ihrer Geschichte hofft sie, die Menschen daran zu erinnern, Abstand zu wahren, weiter Mundschutz zu tragen, sich nicht bewusst einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Das, was sie durchmachen musste, will sie niemandem zumuten.“

Was daraus folgt

Aus dieser Gemengelage heraus gilt seit Freitag letzter Woche (24. Juli) in Österreich wieder eine erweiterte Maskenpflicht (DSt vom 23.7.2020). Neben Apotheken, öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxen kommen dort nun auch Banken, Post und Postpartner sowie der Lebensmitteleinzelhandel hinzu, einschließlich Tankstellenshops sowie Bäcker und Metzger. Darüber hinaus muss man Masken tragen beim Besuch von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Kuranstalten sowie Orten, wo Gesundheits- und Pflegedienstleistungen erbracht werden, also auch in Arztpraxen.

Zwischenzeitlich haben auch Belgien und Frankreich vergleichbare Regelungen getroffen und verbindlich gemacht.

Extra-Bonbon gratis zum Corona Virus

Ansprechender Auftritt der US-amerikanischen Komikerin Sarah Cooper, die mit ihren lippensynchronisierten Parodien von Donald Trump zum Online-Comedy-Star geworden ist. In der NZZ vom 17.7.2020 ist das sehr schön beschrieben und verlinkt (unbedingt ansehen: hier direkt nur 17 Sekunden, plus 58-Sekunden-Zugabe mit schwarzer Maske hier). Eine eher seltene Gelegenheit, um über das Corona Virus herzhaft lachen und gleichzeitig über den Stellenwert der Vernunft jenseits des Atlantiks im eingangs beschriebenen Sinne reflektieren zu können.

Was man weiter im Auge behalten sollte

Im Rahmen des Pandemie-Themas macht es auch Sinn, einem anderen, sehr grundsätzlichen Aspekt nachzugehen. Es geht um die Anfälligkeit komplexer Gesellschaften für Störungen, ausgelöst durch wen oder was auch immer. Und die Art und Weise, wie gut man darauf vorbereitet ist.

Die/der Einzelne

„Die Profis unter den Preppern … haben dafür die allgemeinen Richtlinien des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zur Hand. Dort findet sich eine Checkliste, in der auf das Gramm genau angegeben ist, was ein Zwei-Personen-Haushalt immer vorrätig halten sollte, um eine zehntägige Krisensituation wohlgenährt zu überdauern. Der Punkt dabei ist: Es geht um kluges Vorräte-Anlegen, nicht ums Freistil-Hamstern.“ So in der NZZ vom 16.3.2020 festgehalten.

Die entsprechende Broschüre des BBK trägt den Titel „Katastrophenalarm“. Wir haben ihren Aufbau, Inhalt und die Bezugsmöglichkeiten hier ausführlich beschrieben.

Unternehmen der kritischen Infrastruktur

Der Standard vom 18.3.2020 titelt: „Corona: Wie sich infrastrukturkritische Unternehmen auf den Ernstfall vorbereiten. Was passiert, wenn sich eine große Anzahl an Schlüsselpersonal infiziert?“

Die Unternehmen der Strom- und Wasseranbieter stehen hier an vorderster Stelle. Neuralgische Punkte sind die zentralen Schaltwarten und Leitstände in den Kraftwerken. Zur Vermeidung von Infektionen arbeiten die Mitarbeiter abgeschirmt und essen auch getrennt voneinander. Für Störungsfälle steht eine größere Anzahl von Monteuren in Bereitschaft.

Gefahr eines Blackouts – auch ohne Corona Virus

Zur Gefahr eines großräumigen Stromausfalls (unter anderem hier im Blog ausführlich thematisiert) äußert sich dezidiert der Vorstandschef des Energiekonzerns Uniper, Andreas Schierenbeck, in Der Welt vom 9.3.2020 im Interview. „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten drei Jahren eine Lücke von mehr als sieben Gigawatt an sicherer Erzeugungskapazität in Deutschland haben können, um die Spitzenlast zu decken. Es wird also (nach Abschaltung aller Kernkraftwerke und von Kohlekraftwerken – JG) die Kapazität von mindestens sieben Großkraftwerken fehlen. Ich halte das für bedenklich. Wir haben ja in den USA oder zuletzt in Großbritannien gerade erst gesehen, dass die Gefahr eines Blackouts zumindest mal da ist.“

Und diesen könne sich in Deutschland keiner (mehr) vorstellen. „Ich habe lange genug in den USA gelebt und weiß, was zwei Wochen Blackout bedeuten. Im Winter in Chicago könnte das durchaus tödlich sein bei minus 20 Grad. Aber auch im Sommer zwei Wochen lang Stromausfall ohne Ampeln und ohne den Kühlschrank: Das ist mehr als eine Herausforderung. Wir sollten es hier nicht so weit kommen lassen.“ So Andreas Schierenbeck.

Gesellschaft und strategische Autonomie

Am 4.4.2020 zitiert faz-net das „German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS)“. Es wurde in 2018 als eine Kooperation der Führungsakademie der Bundeswehr und der Helmut Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg gegründet. Das GIDS kritisiert „ … das Fehlen substantieller, eigentlich gesetzlich vorgeschriebener Ressourcen auf der Ebene der Kommunen und der Länder sowie den Mangel an strategischen Reserven bei Personal, Material und Infrastruktur beim Bund … “.

Die realisierten Engpässe bei lebenswichtigen Gütern wie Medikamenten und Schutzausrüstung zeigten, wie abhängig Deutschland von globalen Lieferketten sei. Um strategische Autonomie zurückzugewinnen, müsse mehr auf die Diversität der Zulieferer, auf Vorratshaltung und die Vermeidung von Redundanzen geachtet werden. Die Bewirtschaftung bestimmter Ressourcen müsse frühzeitiger erkannt und zentral gesteuert werden.

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#PreppoKompakt

Bei den Zeugen Jehova ist übrigens der Gedanke, sich auf eine mögliche Katastrophe einzustellen, um Leben zu retten, schon lange präsent. Der dem zugrundeliegende Bibelspruch lautet: „Der Kluge sieht das Unglück voraus und bringt sich in Sicherheit; ein Unerfahrener rennt mitten hinein und muss die Folgen tragen.“

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