Apples großer Datenhunger

In seiner „Keynote“ vom 16. November 2020 stellte CEO Tim Cook die neuesten Produkte aus dem Hause Apple der Weltöffentlichkeit vor. Neben den überarbeiteten iPhone- und iPad-Modellen stand vor allem der erste hauseigene Computerchip „M1“ im Fokus. Er wird alle künftigen Macs antreiben. Jedoch vom großen Datenhunger stand nichts in der Rede des Apple-Generaldirektors.

Die Besonderheit ist, dass bisher separat verbaute Komponenten – wie Prozessor (CPU), Arbeitsspeicher (RAM) und Grafikprozessor (GPU) – auf einem vergleichsweise winzigen Computerchip vereint wurden. Das Resultat ist eine hohe Energieeffizienz, gepaart mit einem enormen Leistungszuwachs. Das begünstigt erstens die Produktivität, beispielsweise beim Schneiden von Videoclips oder der digitalen Bildbearbeitung. Und bringt zweitens auch einen höheren Bedienungskomfort mit sich. Zugleich bringt Apple – und das ist die Kehrseite der Medaille – damit detailliert in Erfahrung, was wir tun.

Apple will wissen was wir tun

Von Richard Stallmann, einem US-amerikanischen Programmierer und Urgestein der Freien-Software-Bewegung – er hat sie im September 1983 gegründet – stammt folgendes Zitat: „With software there are only two possibilities: either the users control the programme or the programme controls the users.“

Im Ergebnis nichts Neues, dass bei der Verwendung eines Mac automatisch Nutzereingaben mit den Servern von Apple synchronisiert werden. Sei es bei der Eingabe von Begriffen in der „Spotlight Suche“ oder beim Starten und Ausführen von Programmen. Hierbei werden Nutzungsdaten wie Datum, Zeit, Computer, Ort, Land samt der IP-Adresse übermittelt.

Datenhunger nicht mehr zu stoppen – Privatsphäre perdu

Bisher war es Benutzern des Mac OS Betriebssystems mittels der Installation des Programms „Little Snitch“ – zu Deutsch kleine Petze – möglich, den an Apple ausgehenden Datenverkehr durch die Vergabe von Regeln zu beschränken. Und dies ist laut dem in Berlin lebenden Sicherheitsforscher und Hacker Jeffrey Paul – in seinem aktuellen Artikel „your computer isn’t yours“ – mit der Version 11, genannt „Big Sur“, nun nicht mehr möglich. Auf den Punkt gebracht: „On modern versions of macOS, you simply can’t power on your computer, launch a text editor or eBook reader, and write or read, without a log of your activity being transmitted and stored.“

Durch die vorliegende Systemarchitektur mit neuen Schnittstellen und Hashwerten, wurde die bisherige Möglichkeit, an Apple übertragene Daten einzuschränken, bewusst eliminiert. „This means that Apple knows when you’re at home. When you’re at work. What apps you open there, and how often. They know when you open Premiere over at a friend’s house on their Wi-Fi, and they know when you open Tor Browser in a hotel on a trip to another city.“ So Jeffrey Paul.

Wenn wir schon Klage führen, etwas in Parenthese: Bedenklich ist auch, dass die Tech-Konzerne Komponenten ihrer Produkte zunehmend serialisieren. Das heißt, dass die verschiedenen Komponenten eindeutig identifizierbar sind. Damit kann niemand mit Ersatzteilen, die nicht autorisiert sind, eine notwendige Reparatur durchführen. Für „Dritte“ damit so gut wie ausgeschlossen. Neben der Einschränkung der Selbstbestimmung, schließlich ist das entsprechende Gerät ja käuflich erworben, wohl auch eine großangelegte Verschwendung von Ressourcen.

Sicherlich sind die hier beschriebenen kriminellen Machenschaften weit besorgniserregender. Jedoch kann auch ein Konzern wie Apple versucht sein – trotz gegenteiliger Äußerungen, wie hier in der Allgemeinen Zeitung aus Mainz mit aktueller dpa-Information -, Kapital aus der unvorstellbar großen Datenfülle zu schlagen.

Gegenwehr zu Apples Datenhunger

So darf man gespannt sein, was sich die Datenschützer in der Europäischen Union dazu einfallen lassen werden.

Und hier geht es weiter

#PreppoKompakt

Fest steht, mit dem Internet verbundene Computer und Mobilgeräte sowie deren Software sind einfach nicht mehr wegzudenken. Und sie bestimmen auch in Zukunft immer mehr unseren Alltag. Ganz klar: Wir liefern uns damit den großen Technologie-Konzernen aus, die auf Schritt und Klick verfolgen können, was wir tun.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert