Von meinem englischen Freund Mark Arnett hatte ich zur Vorbereitung auf eine Nepal-Reise noch im letzten Jahrtausend ein Buch bekommen. Darin war ziemlich am Anfang mit typisch britischem Humor beschrieben, dass der reisende Erzähler nicht damit rechnete, am Flughafen von Kathmandu vom König von Nepal empfangen zu werden – und dieser dann auch nicht erschienen sei. Damit keine enttäuschten Erwartungen.
Anders verhält es sich natürlich, wenn man fest damit rechnet, dass etwas geschieht – und es bleibt aus. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt – und das ist Lebenserfahrung pur -, dass die Wirkung dann am größten ist, wenn die Mitmenschen nichts erwarten oder mit nichts rechnen – und man es dann tut. Das deckt sich zudem mit Erich Kästners moralischem Imperativ „Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es.“
Enttäuschte Erwartungen in einem minder schweren Fall
Aber zurück zur enttäuschten Erwartung. Wenn man seit vielen Jahrzehnten ein Medium wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kurz FAZ, liest und schätzt und auch im Freundes- und Bekanntenkreis mit Hinweis auf vielfältige Herausgeber- und Autorenschaft und den Stiftungsansatz gegen Kritik verteidigt, ist die Erwartungshaltung, professionell behandelt zu werden, stark ausgeprägt.
Kommentar zur Laborthese bleibt im Sack
Nun wollte ich am vergangenen Sonntag abends in einem Kommentar zu dem gut recherchierten und exzellent geschriebenen Artikel von Jörg Albrecht – hier, allerdings hinter Bezahlschranke – meine Meinung kundtun und mit dem Verweis auf die hier im Blog am 19. Februar beschriebene Laborthese von Prof. Wiesendanger – eigenartiger Weise wurden weder er noch die Studie zum Ursprung der Covid-19-Pandemie selbst erwähnt – das Bild abrunden. Der Kommentar wurde entgegengenommen und – ich verkürze jetzt – wie auch meine weitere Nachfrage am Montag um 8:39 Uhr freundlich beschieden, aber nicht veröffentlicht, beziehungsweise nicht beantwortet.
In meiner Nachfrage hatte ich offen gefragt, ob ich vielleicht einen Fehler in oder mit meinem Kommentar gemacht und damit gegen die Regeln verstoßen hätte. Was ich aber nicht annehme, da in zwei von den insgesamt 10 eigenständigen Kommentaren schon der fehlende Hinweis auf Prof. Wiesendanger moniert und auch der Verweis auf andere Internetseiten angebracht worden war.
Interview mit dem Hamburger Physiker
Die NZZ hat nicht nur bereits am 19.2.2021 über Prof. Wiesendanger berichtet (annähernd zeitgleich mit Preppo, ganze 16 Minuten früher), sondern auch am 24.2.2021 ein Interview mit ihm veröffentlicht. Darin reflektiert der Hamburger Physiker mit 11 Worten auch über die einzigartige Resonanz aus seinem Heimatland. Und söhnt sich mit den Österreichern aus.
„Der hiesige Journalismus hat sich mir gegenüber von seiner hässlichen Seite gezeigt. Mich erreichten Reaktionen aus fast ganz Europa, aus Kanada, den Vereinigten Staaten, Panama, Brasilien, Russland, Indien, Hongkong, Indonesien. Nirgends war die Ablehnung so wüst und diffamierend wie in Deutschland. Ganz im Gegenteil: Es überwogen klar die Dankesschreiben und Glückwunschadressen. In Innsbruck kam eine Forschergruppe um die Mikrobiologin Rossana Segreto Mitte Januar ebenfalls zu dem Resultat, man dürfe einen Laborunfall als Ursache nicht vorzeitig ausschliessen. Frau Segreto musste lange nach einem Publikationsort suchen und fand schliesslich das Fachjournal «BioEssays». Bei diesem Thema gibt es offensichtlich eine Blockade.“
Ähnlich, aber weitaus gewichtiger: der Kampf gegen die Mutanten mit Impfen und Testen
Beide oben genannten Zeitungen greifen übrigens unisono die schleppende Art und Weise auf, wie in Deutschland die Bevölkerung gegen das Virus geimpft wird. Während die FAZ am 23. Februar unter Berufung auf eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom vom Impfchaos spricht, beschreibt die NZZ vom 25. Februar, angelehnt an das Autofahren, einen Impfstau.
Und die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten schießen sich auf Bundesgesundheitsminister Spahn ein und werfen ihm eine Diskrepanz zwischen seinen Ankündigungen und der Umsetzung vor. In „Frontal“ vom 23. Februar (Video hier, verfügbar bis 26.2.2022) und „Plusminus“ vom 24. Februar (hier, bis 6:20, verfügbar bis zum 24.2.2022) geht es um Corona-Schnelltests. Sie könnten eine Brücke zurück in die Normalität, raus aus dem Lockdown, bedeuten. Gefragt wird, warum die Bundesregierung seit einem Jahr dem Virus hinterherhinke. Tendenziell zerfließt mit den enttäuschten Erwartungen das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die politisch Verantwortlichen.
Schluss-Folgerungen
Liebe FAZ, habe in Ihrem Fall die Hoffnung auf eine Antwort noch nicht aufgegeben. Was das Krisenmanagement von Bund und Ländern anlangt, bin ich schon skeptischer, aber auch hier nicht gänzlich hoffnungslos.
Und hier geht es weiter
#PreppoKompakt
Und die Moral von der Geschichte in Anlehnung an Erich Kästner: „Es gibt viel Schlechtes, außer man lässt es.“