Spitz-findig-keit #94

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitz-findig-keit #94

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

1.1.2023 – wir aber „feiern“ den Jahresbeginn und wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein durch die Bank gutes Neues Jahr. Sicherlich keine leichte Aufgabe, aber wir probieren es!

1. Spitz-findig-keit

1.1.1983 – Walter Kempowski (1929 – 2007), seit 1965 wohnhaft im niedersächsischen Dorf Nartum und genannt „Herr der Tagebücher“, notiert vor 40 Jahren in seines:

„Wir begingen den Altjahrsabend diesmal ganz traditionell, mit Kappen, Berliner Pfannkuchen und Scherzartikeln, wobei uns das für dieses Brauchtum nötige Brockhauswissen stets zur Seite stand: Bleigießen und Knallbonbons zur Zukunftserforschung, Raketen zur Austreibung von Dämonen. Zum Kotzen! Aber: ohne Folkloristisches kann ich so was überhaupt nicht mehr ertragen. Wie macht man das eigentlich, ‚feiern‘? Das heißt doch wohl ’saufen‘, oder?

Wir empfingen die Gäste mit Hallo. Jeder setzte einen Papphut auf, und dann gaben wir uns in der Halle bei Kerzenlicht einem ‚Prasnik‘ hin, wie wir das im Zuchthaus nannten. In Bautzen bestand der Prasnik aus einer doppelten Portion Brot, in Nartum gab es Räucherfisch, Pfeffermakrelen und natürlich Lachs, mit scharf-süßer Meerrettichsahne, einen herrlichen Obstsalat, mit Rum angemacht, Gänsebrust und die berühmte Fleischbrühe von Hildegard, mit der man Tote wieder fit kriegt. So was sollten sie in Krankenhäusern austeilen!“

Die Quelle – wie schon oft, beispielsweise hier – das „Buch der Tagebücher“, herausgegeben von Rainer Wieland, Piper-Verlag, München 2010, S. 16 und 637.

2. Spitz-findig-keit

Wenn Verrücktheiten sich potenzieren. Da wird doch ernsthaft darüber diskutiert, den gleich nach „Die Angaben wie immer ohne Gewähr“ dümmsten Spruch, den die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer mehrmals vorabendlich ertragen müssen, zu gendern. „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin oder Apothekerin“.

Besser einfach abschaffen! Und zwar beides, diesen Spruch und die Werbung – bei ARD/ZDF 20 Minuten vor 20 Uhr – im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR). Noch radikaler: die immensen Auswüchse des ÖRR auf den eigentlichen Auftrag zurückschneiden. Auf den Grundversorgungs- und den gesetzlich definierten Programmauftrag bei Wahrung der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit.

3. Spitz-findig-keit

Selbstredend der Auszug aus einem Artikel auf faz-net vom 26.12.2022: Unser Klimaminister kreiert/erfindet beim Drehen „an kleinen und großen Ökostrom-Stellschrauben“ nebenbei eine neue Maßgröße und keinem fällt dies zunächst auf!

Aufgespießt wird das auf der Achse des Guten am 27.12.2022 von Manfred Haferburg. Der läßt gerade noch einen „Freudschen Verschreiber“ gelten, um dann aber humorvoll und gnadenlos zugleich, den Unterschied zwischen einer sauberen Rechnung und dem Erzählen von Märchen aufzuzeigen. Er vermutet, „… dass die Beteiligten zu heiß gebadet haben.“ Kurz in drei Sätzen: „Zum Schluss kommt entweder heraus, dass Herrn Dr. Habecks ehrgeizige Windenergie-Ausbaupläne auf reiner Halluzination beruhen – oder dass der Fachkräftemangel im Bundesministerium für Wirtschaft und Naturschutz angekommen ist. Im schlimmsten Falle gilt beides. Übrigens auch für die FAZ, in der niemand den Unfug bemerkt.“

Hoppla, Herr Haferburg, da ist Ihnen doch mit der Zuständigkeit für den Naturschutz selbst ein kleiner „Verschreiber“ unterlaufen – und in keinem der 109 aufgeweckt-kritischen Kommentare wird dies moniert. Penner!

Und hier geht es vernünftig weiter.

#PreppoKompakt

Verrückte Dinge geschehen. Gegenwärtig so viel, dass man selbst am Neujahrstag davon nicht verschont bleibt. Aber wir haben – Gott sei Dank – ja noch unseren Humor. In der monatlichen „Chronik des Irrsinns“ auf der Achse des Guten vom 31.12.2022 wird gefragt: „Was grenzt an Wahnsinn?“ Die Antwort: „Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande.“

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