Spitz-findig-keit #104

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeit #104

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute sind wir mal so richtig böse, bitterböse – und gehen mit gefundenden Kommentaren die grassierende Dummheit voll an. Dabei ist es eine Art Nachlese, denn aufgeschrieben wurden sie schon vor zwei Jahren. Auf der Achse des Guten setzte Ramin Peymani dabei die Ausbreitung der Dummheit mit einer in ihren Auswirkungen unterschätzten Pandemie gleich. „Während überall vor Corona gewarnt wird, ist in Wahrheit die Dummheit die größte Bedrohung. Sie ist ansteckender als das gefährlichste Virus, führt aber selten direkt zum Tod. Vielleicht wird sie deshalb derart unterschätzt. Zu dumm.“

1. Spitz-findig-keit

Bernhard Krug-Fischer dazu: „Sehr geehrter Herr Peymani, ein sehr guter Beitrag, dem ich voll und ganz zustimme! Es ist schon viel geschrieben worden, deshalb möchte ich nur einige Zitate zu Dummheit zum Besten geben, sozusagen eine „andere Art“ von Leserbrief: 1. „Die Dummheit ist die sonderbarste aller Krankheiten. Der Kranke leidet niemals unter ihr. Aber die anderen leiden“ (Paul-Henri Spaak). 2. „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden“ (Helmut Schmidt). 3. „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger“ (Kurt Tucholsky).

4. „Die Leute sind gar nicht so dumm, wie wir sie durchs Fernsehen noch machen werden.“ (Hans-Joachim Kulenkampff). 5. „Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, dass er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ (Curt Goetz). 6. „Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er.“ (Karl Kraus). 7. „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ (Bertolt Brecht). 8. „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.“ (Mark Twain). So, diese kleine Zitatensammlung sollte für heute reichen.“

2. Spitz-findig-keit

Ein weiterer Kommentar von Heiko Stadler, der meint: „Es scheint ein Gesetz der Menschheitsgeschichte zu sein, dass sich Leistungsgesellschaft und Sozialismus regelmäßig abwechseln, wobei bei jedem Systemwechsel hohe “Reibungsverluste”, oft in Form eines Krieges, entstehen. Bis zum Ersten WK zählte Leistung. Nach dem 1. WK setzte sich der (braune) Sozialismus, die Herrschaft der Dummen, Faulen und Skrupellosen durch. Nach dem Höhepunkt des Sozialismus, dem Weltkrieg, begann die Erlösung vom Sozialismus durch eine neue Leistungsgesellschaft. Leider wurden die nachfolgenden Generationen Leistungs- und Friedensmüde.

Die Nullbock-Generation handelte nach dem Motto: “Warum soll ich arbeiten, wenn ich auch das Konto meines Vaters plündern kann?” Man wird Spitzenpolitiker der Grünen, Intendant beim Staatfernsehen, Stasichef oder Genderwissenschaftler und räumt die Konten der arbeitenden Bevölkerung großzügig ab. Die Pandemie der Dümmsten der Dummen nimmt ihren Lauf. Jeder Versuch einer Impfung durch die mahnenden Worte der Vernunftbehafteten scheitert kläglich. Ein Ende der Pandemie ist nur durch die Herdenimmunität möglich, nämlich dann, wenn alle Töpfe geplündert, alle Kraftwerke gesprengt und alle Leistungsträger aus dem Land gejagt worden sind. Dann stehen wir wieder vor den Ruinen, die uns die Sozialisten hinterlassen haben so wie 1945. Nur in einem Punkt unterscheidet sich das Ende der Merkelherrschaft vom Ende des braunen Sozialismus: 1945 waren die Deutschen noch gebildet.“

3. Spitz-findig-keit

Klaus-Rüdiger Mai, ein Autor der auch auf Tichys Einblick schreibt, besprach in der NZZ vom 28.3.2021 das Lebenswerk des deutschen Philosophen Hans Blumenberg (1920 – 1996): „Als nicht minder bedeutsam erweisen sich seine Überlegungen zum Wirklichkeitsbegriff in einer Gesellschaft, die zunehmend unwirklich wird. Zumindest die Eliten verloren den Bezug zur Wirklichkeit in hohem Mass. Sie betrachten die Welt als Vorstellung ihres Willens. Das biologische Geschlecht existiert nicht mehr, diskriminiert ist nicht, wer diskriminiert wurde, sondern wer sich als diskriminiert fühlt, Realismus ist nur eine schlechte Angewohnheit und Realität nur eine Erfindung der ‚Rechten'“.

Und weiter: „Genauso wie sich Denken nicht verbieten lässt, können die selbsternannten Sprachpolizisten auch nicht die Sprache bestimmen. … Nicht die Sprache ist die letzte Instanz für das Wirkliche, sondern das Wirkliche für die Sprache. Wer versucht, die Welt auf den Kopf zu stellen, würde in einem luziden Moment nur feststellen, dass er selbst auf dem Kopf steht.“ So Klaus-Rüdiger Mai, wobei ‚luzide‘ als heller Moment zu verstehen ist. Laut Wiktionary: geistvoll, klar und verständlich, von lateinisch lucidus, also lichtvoll, hell.

Widmung

Meinem Sohn Sven gewidmet, der keine Kopfstände macht, sondern mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht. Eine ist, dass er heute Geburtstag hat.

Und hier geht es direkt spitzfindig weiter.

#PreppoKompakt

Was kann uns trösten? Alkohol und andere Drogen garantiert nicht. Der feste Glaube ist, nachdem die großen Kirchen selbst mit Problemen zu kämpfen haben, wohl eher Privatangelegenheit. Die Familie und Freundschaften, ja unbedingt. Was kann sonst Abhilfe schaffen? Wohl nur auswandern – aber wohin? Die Antwort darauf ist noch mehrere Stufen komplexer als die Folgen der Geldpolitik der Staatsbanken, an anderer Stelle auf der Achse des Guten beschrieben und mit feinsinnigem Sprachwitz kommentiert: „Der Optimist sagt: Nach dieser Krise werden wir alle betteln gehen. Der Pessimist fragt: Bei wem?“.

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