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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Wir hingegen schauen uns heute stachelige Gegenstände und spitze Argumente etwas näher an. Zudem hören wir, was ein am Hof von Weimar mit politischen Ämtern betrauter Jurist – aber nicht nur – zur Stärke des weiblichen Geschlechts zu sagen hat.
1. Spitz-findig-keit
Da wäre zunächst ein Kaktus, lateinisch „Cactus“ mit laut Wikipedia derzeit etwa 125 anerkannten Gattungsarten. Im Bild festgehalten ein winziges, stacheliges Naturwunder weißblühend, in seinen Ansprüchen unkompliziert, sehr genügsam und vor allem resilient. Für die Bestimmung der Kakteenart braucht es Zeit und Sachverstand (unter anderem hier abzurufen) – hoffentlich liegen wir damit richtig.
2. Spitz-findig-keit
„Starke Frauen und ihre Schwächen – warum Frauenförderung von gestern ist“, hierüber hat Claudia Wirz in ihrer Kolumne in der NZZ vom 14.3.2023 laut nachgedacht.
Überall seien heute „starke Frauen“ am Werk, warum es dann noch Quoten und anderer Frauenschutzmassnahmen bedürfe? „Heute lösen starke Frauen im Fernsehen die schwierigsten Kriminalfälle, im Kulturbetrieb geben sie den Ton an, auf dem Fussballfeld kicken sie für die Gleichstellung, sie engagieren sich für das Klima und in der Forschung, bezwingen die schwierigsten Berge, führen Abteilungen, Unternehmen und Orchester, besetzen politische Spitzenämter.“
Und weiter: „Bemerkenswert … ist vor allem, dass der Topos von der starken Frau scharf mit dem Frauenbild der Frauenförderungspolitik kontrastiert. Hier gilt die Frau nämlich als die ständig Diskriminierte, die in ihrer Rolle gefangen ist, sich nicht selber zu helfen weiss und deshalb Vater Staat in Form von Quoten, Lohnpolizei, Elternzeit, Hausarbeitslohn und Menstruationsurlaub braucht, um zu ihrem Recht zu kommen.“
Ihr Schlußsatz: „Aber wer wirklich an die Stärke der Frauen glaubt, entlässt sie aus der paternalistischen Umarmung, es sei denn, es gehe gar nicht um Gleichstellung, sondern eben doch um die Sicherung neuer Privilegien.“ Claudia Wirz kam übrigens in der #99 mit einem Plädoyer für mehr Stress bei uns zu Wort.
3. Spitz-findig-keit
Schon Johann Wolfgang von Goethe schrieb 1809 in „Die Wahlverwandtschaften“ (Buchausgabe, insel klassik, zweiter Teil, siebentes Kapitel, Seite 211): „Das weibliche Geschlecht hegt ein eignes, inneres, unwandelbares Interesse, von dem sie nichts in der Welt abtrünnig macht; im äußern, geselligen Verhältnis hingegen lassen sie sich gern und leicht durch den Mann bestimmen, der sie eben beschäftigt; und so durch Abweisen wie durch Empfänglichkeit, durch Beharren und Nachgiebigkeit führen sie eigentlich das Regiment, dem sich in der gesitteten Welt kein Mann zu entziehen wagt.“
Und hier finden wir eine Un-Ordnung vor.
#PreppoKompakt
Die Wahl-Verwandtschaften leiten locker zur heutigen OB-Wahl in Albstadt über. Gewiß nicht arm an Überraschungen blieb allerdings die Kandidatur einer starken Frau aus. Dafür wurden die Gründe zur Parteinahme für einen der Kandidaten gleich von drei Frauen aus verschiedenen Lagern vorgetragen, der mit dem „schwarzen Filz“ dabei übrigens voll daneben. Mit dem neuen Interessenten, wenige Tage vor dem 19. März aufgetaucht, ist das Ganze zu einer Art Bühne für Selbstdarsteller geraten. Genau durch solche „Spielchen“ hat die Stadt, auch objektiv betrachtet, acht wertvolle Jahre verloren – von einer Wiederholung ist dringend abzuraten. Also liebe Leute, nehmt das Ganze ernst, benutzt Euren gesunden Menschenverstand und geht zur Wahl.