Spitz-findig-keit #117

7 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute wenden wir uns – wiedereinmal wie bereits in der #11 mit Unterstützung aus der Schweiz – dem Reizthema „Rundfunkbeitrag“ zu – vor allem auch dem, was dabei als spezielles Programm (hinten) herauskommt. Bei unserer Recherche war übrigens die KI, d.h. ChatGBT, hilfreich – wenn auch nur begrenzt.

1. Spitz-findig-keit

Überschrift zum Kommentar von Alexander Kissler in der NZZ vom 7.6.2023: „Die Forderung nach einem höheren Rundfunkbeitrag ist unverschämt. Der Vorsitzende der ARD, Kai Gniffke, verlangt mehr Geld für ARD und ZDF. Auch er weiss: Die öffentlichrechtlichen Anstalten befinden sich in der Vertrauenskrise. Wer etwas dagegen tun will, sollte die Beiträge senken.“

Und weiter im Text: „Im vergangenen Jahr standen den neun Landesrundfunkanstalten, dem ZDF und dem Deutschlandradio erstmals über 10 Milliarden Euro zur Verfügung. Den grössten Anteil, nämlich 8,42 Milliarden, macht der monatliche Pflichtbeitrag in Höhe von 18 Euro 42 aus, den nahezu jeder Bürger, jedes Unternehmen, jeder Verein in Deutschland zahlen muss. Wer sich weigert, muss mit Strafen rechnen bis hin zur Haft.“

Der Schlußsatz: „Hoffentlich erteilen die Ministerpräsidenten der Länder den Begehrlichkeiten eine Absage und verhindern den Anstieg, dem sie zustimmen müssten. Ein erhöhter Rundfunkbeitrag wäre der nächste Klotz am Bein eines hinkenden Systems.“

2. Spitz-findig-keit

TE vom 7.6.2023 zur Aussage von Kai Gniffke, er wolle für die Gebührenerhöhung kämpfen. „Kämpfen müssten die ARD und ZDF-Verantwortlichen mit den Ministerpräsidenten beziehungsweise Parlamentariern aus drei Bundesländern: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.“

Die Aussichten sind gut, denn einer Erhöhung müssten alle 16 Länder zustimmen. Nun haben aber schon die Regierungschefs Rainer Haseloff (Sachsen-Anhalt, CDU) und Dietmar Woidke (Brandenburg, SPD) signalisert, „… dass es in den Parlamenten ihrer Länder keine Mehrheit für eine Beitragserhöhung gibt.“ Und in Sachsen kann sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) eine Beitragserhöhung vorstellen, „… allerdings spielt hier die CDU-Fraktion nicht mit. … Da auch die AfD-Fraktion eine Erhöhung ablehnt, gäbe es also keine Zustimmung aus Sachsen.“

3. Spitz-findig-keit

Im DerStandard vom 7.6.2023 schnappen wir eine Bemerkung bezüglich der Besetzung der Frauenrollen auf. Sie stammt von der Schauspielerin Verena Altenberger, die seit 2019 beim ARD-Krimiformat „Polizeiruf 110“ ermittelt und auch in 2021 bei der „Jedermann“-Aufführung in Salzburg als Buhlschaft ins Auge gefallen ist. Laut der 35-Jährigen gebe es in der Schauspielbranche kaum Rollen für Frauen über 40, und ab 47 sei es dann vorbei. Sie erkennt darin eine massive strukturelle Benachteiligung, die ihr Angst mache. Da sagt sie doch lieber selbst dem Polizei(be)ruf adieu. Heute Abend um 20:15 Uhr „… ist die sechste und letzte Folge mit ihr als Kommissarin Bessie Eyckhoff unter dem Titel ‚Paranoia‘ zu sehen.“

Schöner Kommentar – einer von (lediglich) sieben – von Dr. Anton Gesandtner dazu: „Die zig Millionen EURO, die die Öffentlich-‚Rechtlichen‘ monatlich in Kriminalfilme und Polizei-Serien verpulvern, beschleunigen nur das Ende des Fernsehens.“

Frag nach bei …

Grund genug, einmal bei ChatGBT nachzufragen, wie es mit dieser Sparte aussieht.

Frage 1: Welche Krimis in der Art von „Tatort“ gibt es und auf welchen Sendern werden diese in Deutschland gespielt?

Antwort: Es gibt verschiedene Krimiserien in Deutschland, die dem Format des „Tatort“ ähnlich sind und regelmäßig im Fernsehen ausgestrahlt werden. Hier sind einige bekannte Krimiserien und die Sender, auf denen sie in Deutschland gespielt werden:

    „Polizeiruf 110“ – Ausgestrahlt im Ersten (ARD) und im RBB.
    „Der Bulle von Tölz“ – Ausgestrahlt im ZDF.
    „SOKO München“. Destogleich „Stuttgart“, „Leipzig“, „Köln“, „Wismar“, „Kitzbühel“ und „SOKO Donau“ – alle ausgestrahlt im ZDF.
    „Wilsberg“ – Ausgestrahlt im ZDF.
    „Mord mit Aussicht“ – Ausgestrahlt im WDR.
    „Nord Nord Mord“ – Ausgestrahlt im ZDF.
    „Helen Dorn“ – Ausgestrahlt im ZDF.
    „Die Chefin“ – Ausgestrahlt im ZDF.
    „Der Alte“ – Ausgestrahlt im ZDF.

Frage 2: Der „Tatort“ im Ersten plus „Polizeiruf 110“ – das hört sich wenig an. Bitte auch alle Regionalsender, wie SWR, BR usw., prüfen. Zudem will ich wissen, wo und von wem alle diese Krimis produziert werden?

Antwort: Hier ist eine Liste von Krimiserien, die in den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland ausgestrahlt werden, sowie die zugehörigen Produktionsfirmen:

    „Tatort“ (ARD) – Produzenten: Rundfunkanstalten, darunter WDR, NDR, SWR, BR, HR, MDR, RBB und SR.
    „Polizeiruf 110“ (ARD) – Produzenten: Rundfunkanstalten, darunter RBB, MDR, BR, NDR und SR.
    „Mordkommission Istanbul“ (ARD) – Produzent: MOOVIE GmbH.
    „Nord bei Nordwest“ (ARD) – Produzent: Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
    „Unter anderen Umständen“ (ZDF) – Produzent: Network Movie Film- und Fernsehproduktion.
    „Der Kriminalist“ (ZDF) – Produzent: H & V Entertainment GmbH.
    „Kommissarin Lucas“ (ZDF) – Produzent: Olga Film GmbH.
    „Der Kommissar und das Meer“ (ZDF) – Produzent: Network Movie Film- und Fernsehproduktion.
    „Wilsberg“ (ZDF) – Produzent: Warner Bros. International Television Production Deutschland GmbH.
    „Die Spezialisten – Im Namen der Opfer“ (ZDF) – Produzent: UFA Fiction GmbH.
    „Helen Dorn“ (ZDF) – Produzent: Network Movie Film- und Fernsehproduktion.
    „Die Chefin“ (ZDF) – Produzent: Network Movie Film- und Fernsehproduktion.
    „Die Toten vom Bodensee“ (ZDF/ORF) – Produzent: Graf Filmproduktion GmbH.
    „München Mord“ (ARD) – Produzent: TV60Filmproduktion GmbH & Co. KG.
    „Die Füchsin“ (ARD) – Produzent: Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft mbH.

Frage 3: Lässt sich berechnen, wieviel Sendezeit bei den einzelnen Sendern im Monat für Krimis anfällt? Absolut und prozentual?

Antwort: Als KI-Modell habe ich keinen direkten Zugriff auf Echtzeitdaten oder aktuelle Sendepläne. Mein Wissen ist bis September 2021 begrenzt. Daher kann ich Ihnen keine genauen Angaben zur Sendezeit der Krimiserien im Mai 2023 machen.

Und hier geht es spitzfindig weiter.

#PreppoKompakt

Der erste Eindruck täuscht nicht, selbst für ausgemachte Krimi-Fans viel zu viel Sendezeit. Hier gilt, wie auch anderswo: Weniger ist mehr! Konzentration aufs Wesentliche, Inhalte die Bildung vermitteln. Und sparen, sparen, sparen. Also, Herr Gniffke, runter mit den Rundfunkbeitrag auf 15 Euro im Monat. Wie hatte Alexander Kissler schon vor gut zwei Jahren formuliert: „Letztlich gibt es weder für insgesamt 21 Fernseh- und 74 Hörfunkprogramme noch für die ausufernden Aktivitäten im Internet und in den sozialen Netzwerken eine Rechtfertigung. Dort agieren ARD und ZDF mit einem unlauteren Wettbewerbsvorteil namens Rundfunkbeitrag. … Je wütender ARD und ZDF Kritik abzuwürgen versuchen, desto stärker bestätigen sie deren Notwendigkeit. Den digitalen Wildwuchs zu kappen, die Zahl der Sender und die Menge der Formate zu reduzieren und Mehrfachstrukturen abzubauen, wäre nicht rechts und nicht links, sondern überfällig.“ Heute umso mehr, damit aus einem hinkenden, kein strauchelndes System wird.

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