„Jung bleiben, alt werden“ von Dr. Slaven Stekovic

Wir haben Slaven Stekovic schon kennen und schätzen gelernt – hier mit seinem 2018 erschienenen Buch „Der Jungzelleneffekt“ und hier in unserer Kolumne „Preppo fragt nach“. Um es gleich vorwegzunehmen: er ist sich treu geblieben und hat ein komplexes Thema rundum verständlich beschrieben. „Jung bleiben, alt werden„*, erschienen im Carl Ueberreuter Verlag, Wien, Februar 2024, neun Kapitel plus Glossar (S. 176-179) und Verzeichnis der wissenschaftlichen Literatur (S. 181-183) für 25 €.

"Jung bleiben, alt werden" von Dr. Slaven Stekovic

Sich selbst mit „Jung bleiben, alt werden“ besser kennenlernen

Man braucht kein Hochschulstudium absolviert zu haben, um dieses für jeden Menschen einschlägige Wissen über seinen Körper, einem „Wunderwerk der Natur, im Großen und Kleinen“ (S. 7) einigermaßen nachvollziehen zu können.

So wie die Charakteristik des Alterns: „Je länger ein menschlicher Organismus arbeitet, desto mehr seiner Funktionen werden fehlerhaft.“ (S. 9). Dies lässt sich nicht aufhalten, aber durch regelmäßige „Wartung“ arbeitet er länger reibungslos. Das ist die spezifische Aufgabenstellung der Mediziner und Biologen. Molekularbiologen – wie der Buchautor – sehen dazu noch etwas genauer hin: was in den einzelnen menschlichen Zellen passiert, dem Schlüssel für unser Leben und fürs Altern (S. 12).

Rolle der Gene

Dabei geht es um die Rolle der Gene, die den Körper anleiten, wie er mit Gefahren umzugehen hat – am allerwichtigsten, um zu überleben (S. 42) -, aber auch anderen Stressoren (S. 44).

Der Einfluss der Gene auf das Lebensalter liegt neueren Studien zufolge zwischen 4 bis 7 Prozent. Würde man die DNA einer einzigen menschlichen Zelle nehmen und auseinanderziehen, käme eine Schnur mit annähernd zwei Metern Länge heraus. Dabei ist die menschliche Zelle, unser Körper besteht aus ungefähr 36 Milliarden Zellen, so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann. Aber von den 20.000 bis 30.000 Genen im Körper haben nur 371 etwas mit der Langlebigkeit zu tun (S. 51ff).

Für werdende Mütter und zukünftige Väter

Die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten von Schwangeren sind entscheidend für die Gesundheit des Kindes und sogar vor der Zeugung kann diese beeinflusst werden. Ist der zukünftige Vater in den sechs Wochen zuvor sehr gestresst, trinkt oder raucht viel, dann wirkt sich das über die Epigenetik auch auf die Biologie des Kindes aus. „Das ist eine relativ neue Erkenntnis, denn früher dachte man, dass die Epigenetik des Vaters bei der Befruchtung der Eizelle, wo ja zwei DNAs zusammenkommen, quasi gelöscht wird.“ Entsprechend negativ wirkt auch ein Kokainkonsum innerhalb der sechs Wochen vor der Befruchtung (S. 79).

Rolle der Proteine

Mit den im menschlichen Körper vorhandenen Genen können etwa 300.000 verschieden zusammengesetzte Proteine gebildet werden. Bis zum 30. Lebensjahr sind diese hauptsächlich für den Aufbau zuständig, im Alter von 30 bis 35 Jahren beginnt dann ein langanhaltender Abbauprozess. Um das 60. Lebensjahr muss der Körper gegensteuern, da chronische Krankheiten einsetzen können. Und um das 80. Lebensjahr herum schaltet der Körper auf eine Art Notfallversorgung um. Übrigens weisen laut internationalen Studien nur 232 gut messbare Proteine einen starken Zusammenhang mit dem Altern auf (S. 88ff).

Stoffwechselprozesse in unserem Körper

Der Kommunikation unter den Zellen dient der Stoffwechsel, in der Sprache der Wissenschaft Metabolom genannt. Seine Aufgabe ist es, alle dem Körper zugeführten Stoffe – Nährstoffe, Umweltgifte, Sauerstoff – in etwas anderes umzuwandeln. Dabei gibt es von den überlebenswichtigen Stoffwechselprodukten wenige Tausend (S. 97ff).

Ernährung und andere Einflussfaktoren

Die Keto-Diät ist aus Sicht der Langlebigkeitsforschung am gesündesten. Bei niedriger Kohlehydratzufuhr und gleichzeitig hoher Aufnahme von Eiweiß und Fett wird auf nicht stark be- oder verarbeitete Lebensmittel gesetzt. Gemüse und gesunde Fette gehören, wie auch bei der „mediterranen Diät“ das Olivenöl, natürlich dazu (S. 149ff).

Weitere Einflussfaktoren auf die Langlebigkeit sind Schlaf und Bewegung mit einem zirkadianen, das heißt über den Tag verteilten Rhythmus (S. 162f), das Fasten (S. 95) sowie Meditation, ja selbst Saunagänge. Zu Substanzen, die bestimmte Effekte des Alterns verlangsamen oder sogar verhindern können, zählen das Vitamin C, Rotwein in Maßen sowie der Teekonsum. Auch das Kümmern um andere, das Ausleben der sozialen Ader in der Gemeinschaft, wirkt lebensverlängernd und auf alle motivierend (S.166-170).

„Bei Meditation, aber auch, wenn man jemandem hilft oder eine positive soziale Situation erlebt, reagiert das Gehirn mit der Ausschüttung von zwei Hormonen, nämlich Oxytocin und Dopamin. Oxytocin wird immer wieder das ‚Verliebtheitshormon‘ genannt, weil es in besonders hoher Menge ausgeschüttet wird, wenn man frisch verliebt ist. Dopamin kennt man als das Glückshormon. Beide fluten das Gehirn geradezu, während man sich sozial engagiert oder eben meditiert, und bewirken in der Amygdala auch eine Schmerzreduktion. Man ist also weniger empfindlich für Schmerzen und fühlt sich außerdem glücklich oder sogar euphorisch – und verlängert dadurch indirekt sein Leben.“ So Slaven Stekovic auf S. 40.

Wie es weiter geht

„Mediziner, Biologen, Ernährungswissenschaftler und Experten aus vielen anderen Disziplinen werden … die Arbeit an einer Werkzeugkiste weiter …“ fortsetzen „… und das zunehmende Wissen über die Effekte jeder ihrer Einzelteile wird entscheidend für deren erfolgreiche Anwendung sein. … Wir werden in der Lage sein, immer präziser zu forschen, Individuen zu untersuchen und damit auch genaueste personalisierte Diagnostik und Therapie zur Verfügung haben. Das verdanken wir einerseits den kontinuierlich weiter verbesserten Technologien, andererseits ist die Unterstützung durch KI für diese Art der Forschung und Analyse zusätzlich ein riesiger Gewinn, weil Daten nun viel leichter be- und verarbeitet werden können.“ (S. 173f).

Und hier geht es gewohnt spitzfindig weiter.

#PreppoKompakt

Jung bleiben, alt werden. Ein Buch auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand, sauber gegliedert, annähernd fehlerlos (auf S.163 oben muss es Nahrungsaufnahme heißen). Mit einer klaren, schnörkellosen Sprache, anschaulichen Vergleichen, wenigen Fußnoten, dafür einer sauberen Herleitung im Text. Zarte Illustrationen dazu und ein kompaktes Glossar runden die Wissensvermittlung ab. Gelungen auch die praktische Umsetzung ins tägliche Leben mit detaillierten Hinweisen fürs alt werden und jung bleiben. Für Jung und Alt jedenfalls eine lohnende Lektüre!

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