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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute lassen wir uns dafür durch besondere Klänge betören, erfahren wodurch Salvador Dalí am 1. September 1984 von seiner Malkunst abkam und auch die aktuellen Landtagswahlen lassen uns nicht kalt.
1. Spitz-findig-keit
Zum Hören, Schauen und Staunen – sechs wunderbare Minuten auf YouTube mit „The Good, the Bad and the Ugly“, der Filmmusik von Ennio Morricone, gespielt vom Dänischen Radio-Sinfonieorchester mit Chor, dirigiert von Sarah Hicks. Annähernd 143 Millionen Aufrufe mit über 57.000 Kommentaren seit der Aufführung Anfang 2018 im Konzerthaus Kopenhagen – so viele können sich nicht irren.
Dabei handelt es sich, siehe Wikipedia, um die Musik zu „Zwei glorreiche Halunken“, einem klassischen Italowestern aus dem Jahre 1966 unter der Regie von Sergio Leone. Nach „Für eine Handvoll Dollar“ und „Für ein paar Dollar mehr“ der dritte Teil von Leones „Dollar-Trilogie“, jeweils mit Clint Eastwood in einer der Hauptrollen. Dies erklärt auch die im Konzerthaus aufgehangenen – zwei, in einem Fall auch wörtlich zu nehmen – stilisierten männlichen Figuren, Scherenschnitten ähnelnd.
2. Spitz-findig-keit
Der am 11. Mai 1904 geborene Salvador Dalí taucht unter heutigem Datum vierzig Jahre zurück, auf einer ganz eigenartigen, ja schaurigen Internetseite – Birth(+)Fact(x)Death(-)Calendar – auf. Der englische Text lautet „80-year-old Surrealist artist and first Marqués de Dalí de Pubol Salvador Dalí is heavily burned in a bed fire in Figueres, Catalonia, Spain.“
Auf Wikipedia wird dieses Unglück nicht dem Tag genau zugeordnet, sondern nur pauschal beschrieben: „1984 erlitt Dalí schwere Verbrennungen bei einem Feuer, das durch einen Kurzschluss im Klingelsystem seines Schlafzimmers entstanden war.“ Danach erlaubte ihm sein Gesundheitszustand keine künstlerischen Aktivitäten mehr. Er starb am 23. Januar 1989 im Alter von 84 Jahren an Herzversagen.
Mit seinem gezwirbelten Schnurrbart, seinen surrealistischen Werken und exzentrischen Eskapaden bleibt er in unserer Erinnerung.
3. Spitz-findig-keit
Gewählt werden heute die Landtage in Sachsen und Thüringen. Faz-net vom 25.8.2024 (hinter Schranke) schickt dem einen klugen Kommentar von Markus Wehner aus Erfurt voraus.
„Die AfD kommt in Umfragen auf 30 Prozent. Die Kaderpartei von Sahra Wagenknecht … auf 15 bis 20 Prozent. Das macht die Hälfte der Wähler aus. … Steht im Osten der Faschismus vor der Tür, gepaart mit einem neu frisierten Sozialismus? Wohl kaum. Aber woran liegt es, dass so viele Ostdeutsche Parteien wählen, die das System infrage stellen?“
Erstens, die Parteibindung ist in Ostdeutschland sehr gering, die Leute probieren leichter etwas Neues aus. Zweitens, viele Ostdeutsche haben sich jahrzehntelang als Verlierer empfunden. Und wollen sich nun von (West-)Politikern nicht vorschreiben lassen, wie sie zu reden und zu leben haben. Drittens, im SED-Staat wurden die Arbeiter gefördert, die Unternehmer und alle kritischen Geister aber verfolgt. Der Arbeiterstaat hat quasi das Bürgertum zerstört, deshalb auch der Hang, auf einfache Lösungen zu setzen.
Im Blog hatten wir uns ja schon ausführlich Gedanken dazu gemacht: Zuletzt in der #171, ebenso in der #119. Stark auch, wie zutreffend Marco Seliger in der NZZ am 28.8.2024 urteilt: „Hauptschuld daran tragen die Parteien, die in den ostdeutschen Landtagen nun teilweise in die Bedeutungslosigkeit geschickt werden. Es sind die seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik etablierten Sozialdemokraten, die Grünen und die FDP. Nur die CDU präsentiert sich halbwegs stabil, obgleich auch sie hauptsächlich Politik macht für ihre angestammte Klientel. Das sind die 70 Millionen Westdeutschen. 13 Millionen Ostdeutsche fallen nicht allzu sehr ins bundespolitische Gewicht.“ Wie sehr es die Menschen umtreibt, belegen zahlenmäßig, wie inhaltlich die schon am Erscheinungstag aufgelaufenen annähernd 500 Kommentare.
Informationsangebot
Einen Wahl-O-Mat gibt es für Sachsen, Thüringen sowie Brandenburg (hier wird am 22. September gewählt). „Der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik.“ Bevor Mann/Frau also in die Versuchung kommt, heute Abend Kritik am Wahlergebnis und damit auch an den Wählerinnen und Wählern zu üben: selbst einmal nachschauen, wie die eigene Wahlentscheidung ausgefallen wäre. Geht einfach und schnell, indem auf 38 Fragen gewichtete Antworten gegeben werden. Vom Ergebnis keinesfalls erschrecken lassen!
Widmung
Meinem alten Freund Hajo gewidmet, der heute in Bayern – oder steckt er vielleicht noch in den Marken – gesund und munter seinen 72. Geburtstag feiert.
Und hier geht es ebenso munter weiter.
#PreppoKompakt
Nur eines noch: Heute vor genau 85 Jahren begann in Europa mit dem von Adolf Hitler befohlenen Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg. Wünsche trotz allem einen erholsamen Sonntag.