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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute begeben wir uns dafür voll und ganz in die Hände von NZZ und FAZ, die vom Atomausstieg, über das Pilgern, bis hin zum Zähneputzen alle Themen abdecken.
1. Spitz-findig-keit
Die NZZ vom 21.9.2024 (hinter Schranke) hakt – unter Bezugnahme auf Recherchen der FAZ – beim am 15. April 2023 erfolgten Atomausstieg nach: „Hat Robert Habeck die Öffentlichkeit getäuscht? Vor zwei Jahren versprach der deutsche Wirtschaftsminister, den Weiterbetrieb der verbliebenen Kernkraftwerke ‚ergebnisoffen‘ prüfen zu lassen. Doch Dokumente aus seinem Ministerium werfen jetzt Zweifel an der Aufrichtigkeit des Grünen-Politikers auf.“
Auf Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat schon im Juli diesen Jahres ein Untersuchungsausschuss damit begonnen, die genauen Hintergründe zu prüfen. Es besteht der begründete Verdacht, dass eine ergebnisoffene Prüfung eben nicht erfolgt ist. So hatte die Stromabteilung des Wirtschaftsministeriums einen befristeten Weiterbetrieb der drei Kernkraftwerke befürwortet. Dieses Votum habe lediglich Habecks damaligem Staatssekretär und grünem Parteifreund Patrick Graichen vorgelegen. Dieser ist im Mai 2023 nach der sogenannten Trauzeugen-Affäre – wie die NZZ am 17.5.2023 berichtete – in den einstweiligen Ruhestand, kürzer – allerdings die Kosten für den Steuerzahler verharmlosend – formuliert, zurecht in die Wüste geschickt worden.
Er hat den Weg freigemacht, der Minister sollte ihm folgen. Anstand vorausgesetzt. Und es muss ja nicht gleich der Jakobsweg sein.
2. Spitz-findig-keit
Die NZZ vom 23.9.2024 berichtet über einen Pilgerort in Bosnien-Herzegowina unter der Überschrift „Wunder oder heiliger Betrug?“ Der Papst gab nun Medjugorje, ein Dorf wo seit dem 24. Juni 1981 jeden Tag die Jungfrau Maria erscheinen soll und der deshalb von katholischen Gläubigen in Scharen aufgesucht wird, seinen Segen.
„Der Vatikan anerkennt den Pilgerort kirchenamtlich und erlässt ein ’nihil obstat‘. Damit erlaubt er die Marienverehrungen und stuft Pilgerfahrten … als unbedenklich ein. … In Medjugorje würden Menschen bekehrt, Leute würden intensiv beten und in ihrem Glauben bestärkt.“ Den angeblichen Marienerscheinungen verweigert der Vatikan weiterhin eine Anerkennung, sagt aber auch nicht, dass sie unecht seien.
Er überlässt die Entscheidung einfach den Gläubigen. Wie weise.
3. Spitz-findig-keit
Die faz-net vom 24.9.2024 macht publik, was doch nicht sein kann: „Nahezu 100 Prozent der Bevölkerung können nicht richtig Zähne putzen.“ Dabei putzen 90 bis 95 Prozent der Deutschen sich mindestens einmal am Tag die Zähne, so Renate Deinzer, die Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Gießen.
Da werden Putztechniken verglichen – schon mal was von der einfachen Fones- oder der modifizierten Bass-Technik gehört? -, untersucht wie lange, wie oft und wann man putzen soll – auf jeden Fall jeden Zahn inklusive Innenflächen und Zahnfleisch bearbeiten. Zweimal täglich ist nicht unbedingt besser, aber eher vor als nach dem Essen. Und um den Mund sauber zu bekommen, besser ein Glas Wasser trinken oder einen zuckerfreien, zahnfreundlichen Kaugummi kauen. Um Karies zu vermeiden sind die Zähne zu fluoridieren, also muss die Zahnpasta genug Fluoride enthalten, fürs reine Saubermachen bräuchte man keine Pasta.
In Bezug auf die Zahnbürste ist es egal ob hart oder weich, elektrisch oder manuell: viel wichtiger ist die Gründlichkeit. Hart, dann aber fair mit dem Zahnfleisch umgehen. Wer zu heftig schrubbt, nimmt besser ein mittelhartes Modell. Eine Elektrobürste kann motivierend wirken, absorbiert aber einen Teil der Verantwortung für den Putzvorgang und fördert damit womöglich die Nachlässigkeit. Und wenn Zahnseide, dann sorgfältig jeden Zahnzwischenraum einzeln bearbeiten, keineswegs den Faden um den Zahn herum durch zwei Zwischenräume legen. So die Empfehlungen aus Gießen.
Ansonsten keine Rede von ultimativen Ultraschallzahnbürsten, nichts über verführerische Süßigkeiten oder gar Zungenküsse – man wird einfach allein gelassen. Die Entscheidung wird – wie vom Vatikan, obwohl keine Glaubensfrage – uns selbst überlassen. Nicht gerade weise – oder doch?
Widmung
Herrn Dr. Matthias Voelkel, dem Vorstandsvorsitzenden der Gruppe Börse Stuttgart gewidmet. Am 8. November letzten Jahres konnte ich ihn in der Technologiewerkstatt in Albstadt-Tailfingen begrüßen, ein Ortsteil, dem von früher die Bezeichnung „ABC-Stadt“ anhängt (hier mittig erläutert). Ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen meinen herzlichen Dank für den sehr anregenden, niveauvollen Börsenempfang im Kunstmuseum Stuttgart letzten Donnerstagabend, sowohl was die Vorträge, die Gäste, wie auch die Verköstigung mit Speis und Trank anbelangt. Das Rennen um die „ABC-Technologien“, AI, Blockchain und Cloud, hat begonnen – und die Gruppe Börse Stuttgart mischt voll mit.
Und hier geht es gewohnheitsmäßig spitzfindig weiter.
#PreppoKompakt
In Bezug auf das Zähneputzen die totale Verunsicherung. Dann kann man es gleich bleiben lassen, oder? Nur ein Späßchen.