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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute freuen wir uns dafür lieber über geglückte Wahlen, erkennen Parallelen, würzen mit Brüsseler Spitzen und geben ministerielle Informationen zur Abtreibung weiter.
1. Spitz-findig-keit
Habemus Papam, der weißes Rauch hat es signalisiert. Papst Leo der XIV ist da, Papa americano, wie die NZZ am 12.5.2025 (hinter Schranke, aber mit Link in den Vatikan) kolportiert. Er geht unter die Leute, sofort auch unter die Medienleute. Diese ermahnt er, dass Kommunikation mehr als die Übermittlung von Informationen sei. Es gehe vielmehr um „… die Schaffung einer Kultur, menschlicher und digitaler Umfelder, die zu Räumen des Dialogs und des Austauschs werden“. Eine „… laute, gewaltsame Kommunikation …“ brauche die Menschheit nicht. „Entwaffnen wir die Worte und wir werden dazu beitragen, die Erde zu entwaffnen.“

Bild aus Brüsseler Kirchenschiff, auf den ersten Blick einem Steckbrief ähnelnd: gesucht und Gott sei dank schnell gefunden. Greifbare Parallelen – der Bundeskanzler wurde im Bundestag am ersten Tag im zweiten Wahlgang, der Papst am zweiten Tag im Konklave im vierten Wahlgang gewählt. Beide annähernd gleich alt, Jahrgang 1955, der Papst am 14. September, der Kanzler am 11. November geboren. Und Donald Trump kann nun auch noch verlautbaren – wie seinerzeit, das heißt vor zwanzig Jahren, die Bild-Zeitung titelte – „Wir sind Papst!„.
An diesem Sonntag wird Leo XIV. offiziell ins Amt eingeführt. „Vor dem Gottesdienst auf dem Petersplatz erhält der Papst in einer Zeremonie am Petrusgrab unter dem Petersdom die päpstlichen Insignien: das wollene Pallium und den Fischerring. Anschließend werden diese in einer Prozession zum Altar auf dem Petersplatz getragen.“ Zur Messe „… haben sich zahlreiche Staats- und Regierungschefs angekündigt, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz und … Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. In der ersten Reihe, die traditionell für die Delegation aus dem Heimatland des neuen Papstes reserviert ist, dürften unter anderen US-Vizepräsident J. D. Vance und seine Frau Usha sowie der amerikanische Außenminister Rubio und seine Frau Jeanette Platz nehmen.“ So dem F.A.Z. Frühdenker vom 16.5.2025 zu entnehmen. Ob auch US-Präsident Donald Trump auftaucht, wird sich zeigen.
2. Spitz-findig-keit
Faz-net vom 14.5.2025 (hinter Schranke) mit einem Kommentar von Heike Göbel über die erste Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz: „Das Mögliche schnell anpacken, das Unmögliche versuchen“, gibt sie ihm mit auf den Weg. Das „scheinbar“ Unmögliche, ist man versucht zu spezifizieren, kräfteschonend.
Auf jeden Fall eine runde Sache: die kostenlose Fahrt im Riesenrad – während eines wunderbaren Aufenthalts in Brüssel – gesponsert von Samsung. Tags zuvor (9.5.2025) absolvierte Friedrich Merz übrigens seinen Antrittsbesuch bei der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen.
3. Spitz-findig-keit
In der #218 der §218. Dazu Hintergrundinformationen des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 22.4.2025 zum Abtreibungsrecht. Im Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ von CDU/CSU und SPD scheint das Thema nicht sonderlich auf. Das heißt, es bleibt so wie es ist.
#PreppoKompakt
Ein guter, vielversprechender Start für Papst Leo und auch Kanzler Friedrich Merz. Gänzlich entgegen den verbalen Kunststücken nach seiner ersten Regierungserklärung am 14. Mai, mit denen insbesondere Blaue, Grüne und Linke in der Aussprache herausstachen. Auch unseren Volksvertreterinnen – der extremistische Titel verteilenden Alice Weidel/AFD, der ampelversessenen, sich ständig „ganz ehrlich“ fragen müssenden Katharina Dröge/Grüne, und der flinken Sprachakrobatin Heidi Reichinnek/Linke, mit einer durch Gestik, Mimik und Kosmetik zusammengenommen an echte Satire grenzenden Schau – sollten die Worte von Papst Leo XIV in einer ruhigen Stunde einmal zu denken geben.