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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute versuchen wir uns lieber an einem Rätsel, erfreuen uns an zeitloser Musik und wagen wieder einen Blick ins Buch der Tagebücher.
1. Spitz-findig-keit
Schauen wir uns die Serviette aus #235 genauer an, um im Verbund mit dem Spruch „Früher zählte das Erreichte, heute reicht das Erzählte/Gezählte“ daran ein wenig herumzurätseln.
Aufgabenstellung
Eines Tages fanden die Tiere im Blumengarten eine wunderschöne Serviette. Darauf waren bunte Zeichen zu sehen – doch nur, wer sie richtig zählte, konnte das Rätsel lösen.

Die Vögel flatterten aufgeregt umher. „Wir haben Hunger, aber das Tor zum Futterplatz öffnet sich nur, wenn die Zahl der Herzen stimmt.“
Die Schmetterlinge setzten sich dazu und flüsterten: „Wir haben gehört, es gibt ___ Herzen auf der Serviette. Aber stimmt das wirklich?“
Da krochen die Marienkäfer heran, und einer von ihnen sagte: „Wir sind ___. Wenn wir alle ein Herz bekommen sollen, dann muss genug übrig bleiben.“
„Und vergesst uns nicht!“, riefen die Schmetterlinge. „Wir sind ___ und möchten auch bedacht werden.“
Rätselfragen
Nun stellen sich verschiedene Fragen: Auf der Serviette gibt es ? bunte Herzen. Es sitzen dort ? 🐦Vögel, ?🐞 Marienkäfer und ? 🦋 Schmetterlinge. Wenn jeder Vogel ein Herz nimmt – wie viele Herzen bleiben dann übrig? Und reichen sie, damit die Marienkäfer und Schmetterlinge auch etwas bekommen können?
Lösungseingabe
Die Kommentarfunktion steht Ihnen/Euch offen, aber nur die erste richtige Antwort wird „scharfgestellt“. Also ran ans Werk. Alles ist erlaubt, selbst KI, die auch an der Aufgabenstellung beteiligt war.
Nachtrag vom 7.10.2025
Nachdem keine richtige Lösung eingegangen ist und auch nicht mehr damit gerechnet werden kann, nachfolgend die Auflösung: 🌟Es gibt 10 Herzen, zuerst nahmen die 7 Vögel je ein Herz, 3 blieben übrig. Die 4 Marienkäfer wollten ebenfalls Herzen, aber es reichte nicht für alle. Da lachten die beiden Schmetterlinge: „Wir brauchen keine Herzen aus Papier. Wir tragen Liebe in unseren Flügeln. Die 3 Herzen gehören euch Marienkäfern.“ Der vierte Marienkäfer wurde von den Schmetterlingen folgendermaßen getröstet: „Wir teilen unsere Flügel mit dir.“ Und so öffnete sich das Tor zum Blumenreich – nicht, weil jeder gleich viel hatte, sondern weil alle miteinander teilten.
2. Spitz-findig-keit
Fast hätte ich es vergessen: Am vorletzten Sonntag fand in London die „Last Night of the Proms 2025“ statt. Auf 3sat sind die 219 Minuten – allerdings nur noch bis zum 12. Oktober – wunderbar nachzuvollziehen. Dabei gab die spritzig-witzige Elim Chan ihr Debüt, seit 2019 Chefdirigentin des Antwerp Symphony Orchestra.
„Seit rund 80 Jahren ist die ‚Last Night of the Proms‘ in der Royal Albert Hall das Highlight der Londoner Promenadenkonzerte, des weltgrößten Musikfestivals mit klassischer Musik. Jedes Jahr stehen dort zahlreiche englische Mitsing-Klassiker auf dem Programm. Bei ‚Auld Lang Syne‘ und Edward Elgars ‚Pomp and Circumstance‘ wehen im Publikum britische und europäische Flaggen, die das gemeinsame Singen begleiten.“
3. Spitz-findig-keit
Aus dem häufig herangezogenen „Buch der Tagebücher“ (zuletzt hier) ein kurzer Eintrag vom Tage vor 161 Jahren von Hans Christian Andersen (1805 – 1875), Kopenhagen, 1864 (S. 455, zur Person S. 615).
„Das Bedürfnis, etwas zu tun, nimmt zu, ich habe aber keine Ideen.“
Macht nichts. Mehr als 160 Märchen stammen aus seiner Feder, „Die kleine Meerjungfrau“ und „Die Prinzessin auf der Erbse“, beide aus dem Jahre 1837, hatten ihn schon „unsterblich“ gemacht.
Widmung
Meinem alten Freund und Kollegen Ottmar gewidmet, der heute seinen 73. Geburtstag feiern kann. Wie schon hier festgehalten, besitzt er – aber nicht nur – ein ausgezeichnetes Sprachgefühl. Auch der Umgang mit Zahlen ist dem „Ex-Banker“ nicht fremd.
Und hier geht es natürlich spitzfindig weiter.
#PreppoKompakt
Habe auch keine Ideen mehr, zumindest für heute. Bin zudem kein berühmter Märchenerzähler – und damit gewöhnlich sterblich. Heiße auch nicht Habeck, wie unser „famoser“ Wirtschaftsminister, dem Deutschland nun zu klein geworden ist. Treffend beschreibt ihn mit wenigen Worten Marc Felix Serrao in der NZZ vom 28.8.2025: „Ein Irrtum namens Robert Habeck. Der Gernegross der deutschen Politik tritt ab. Am Ende war dem gescheiterten Spitzenkandidaten der Grünen auch der Bundestag zu klein.“ Von Annalena Baerbock ganz zu schweigen!