Spitz-findig-keit #238

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute beschäftigen wir uns dafür lieber mit drei besonderen „Ergüssen“ vom letzten Freitag, den 3. Oktober 2025.

1. Spitz-findig-keit

Die Wagenburg des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) schleifen. Das fordert in einem gewohnt trefflichen Kommentar Eric Gujer, der Chefredakteur der NZZ (hinter Schranke).

„Der ÖRR ist eine rot-grüne Wagenburg. Sie hat sich von der Gesellschaft abgekoppelt, die gezwungen wird, die zeitgeistigen Frivolitäten zu finanzieren. Ein solches System, das sich als Staat im Staat geriert und sich der demokratischen Kontrolle entzieht, kann man nur verrottet nennen.“ Deshalb begrüßt er auch, wenn die beiden Ministerpräsidenten Daniel Günther und Markus Söder den – in der #236 beschriebenen – Rauswurf von Julia Ruhs aus dem NDR als falsches Signal brandmarken und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann fordert, den Zwangsbeitrag für die Sender einzufrieren.

Eric Gujer: „Was die drei wackeren Musketiere am Beispiel der Sendung ‚Klar‘ und ihrer Moderatorin beklagen, geschieht in ARD, ZDF und Deutschlandfunk mehr oder minder subtil jeden Tag. Haben die Unionsparteien in den letzten Jahren geschlafen oder in einem anderen Land gelebt?“

Lösungsansatz

Er verweist darauf, dass die Bundesländer, indem sie die Rundfunkstaatsverträge und den Programmauftrag anpassen, problemlos Reformen durchsetzen, die Zwangsgebühr senken und die ideologischen Verkrustungen aufbrechen könnten. „Wenn es Günther, Söder und Linnemann ernst meinen, setzen sie sich für echte Reformen ein. Man darf allerdings sicher sein, dass ihnen dazu der Mut fehlt. Sie scheuen sich, wirklich Position zu beziehen, und verharren dort, wo die Union meistens steht: im Niemandsland zwischen SPD und AfD. Und genau deshalb wird die AfD nicht nur in Umfragen, sondern irgendwann auch bei Wahlen vorne liegen.“ Ich hoffe inständig, dass Eric Gujer hier irrt – und die zugegebenermaßen im politischen Raum knappe Ressource Mut wieder stärker zu fließen beginnt.

2. Spitz-findig-keit

Der Tag der Deutschen Einheit am Freitag, allen Grund zu feiern nach 35 Jahren, trotz einer Vielzahl retardierender Momente. Carsten Linneman forderte am Abend zuvor im CDU-Live man müsse mehr miteinander reden, müsse Deutschland als Ganzes sehen. Nach der Wende sei eine volle Generation in den Westen gegangen. Und die Menschen im Osten hätten einmal mehr von vorne anfangen müssen.

Monika Maron

Im Podcast „Machtspiel“ der NZZ gleichentags beklagt Monika Maron die Enge des politischen Diskurses. Mit dazu beigetragen hätten die unzähligen Anzeigen von Politikern, vorneweg vom Grünen-Duo Baerbock & Habeck, und die auch durch die Angst vor den Islamisten gewachsene „Schafshaftigkeit“ von uns Deutschen. Es ginge darum, die andere Meinung auszuhalten und gelten zu lassen. Dies sei nicht zuletzt auch durch Donald Trump komplizierter geworden. Aber Merz habe auch nicht den Mut die Koalition mit der SPD platzen zu lassen und eine Minderheitsregierung auszuprobieren. Seit 12 Jahren mache man in Bezug auf die AFD immer den gleichen Fehler. Es sei zum Verzweifeln komisch, sie hoffe, dass irgendwas passiert, was nicht so dämlich ist.

Verbal „gesitteter“ ging es bei der Traditionsveranstaltung der CDU im Stauffenberg-Schloss in Albstadt-Lautlingen zu. Schon zum 19. Mal wurde der vom Kreis- und Stadtverband der CDU ausgerichtete Festakt zum Tag der Deutschen Einheit würdevoll begangen. Im letzten Jahr stand Theo Waigel als kompetenter Redner zur Verfügung – wir haben dies in der #188 ausführlich gewürdigt.

Hubert Wicker

In diesem Jahr war es Hubert Wicker, Staatssekretär und Regierungspräsident a.D., der durch seine von 1991 bis 1997 im Sächsischen Staatsministerium des Innern ausgeübte Tätigkeit, enorm viel Wissen, Erfahrung und Gespür in Sachen Deutsche Einheit besitzt. Die er als ein großes Geschenk bewertet und für das er allen Beteiligten für ihren Mut und Einsatz zur Wiedervereinigung, insbesondere auch den Landsleuten in der damaligen DDR, ausgesprochen dankbar ist. Für die gefühlte Benachteiligung, bis zu zwei Drittel fühlen sich auch heute noch als Menschen zweiter Klasse, gebe es auch weiterhin Gründe. Insbesondere deren ausgeprägte Angst vor einem erneuten wirtschaftlichen Niedergang relativiere, dass sich die Lebenserwartung in ganz Deutschland angeglichen hat und der „ökonomische Graben“ messbar kleiner geworden ist. Jedem gehe es heute besser als vor 35 Jahren. Unser aller Aufgabe sei es nun, durch Aufklärung, Gespräche und Besuche in den sehr schönen Feriengebieten, wie beispielsweise der Sächsischen Schweiz, und Städten, wie Dresden, Leipzig oder Chemnitz – in diesem Jahr die europäische Kulturhauptstadt – für mehr Verständnis untereinander zu sorgen.

3. Spitz-findig-keit

Das neue Album von Taylor Swift – am 3.10.2025 herausgekommen und auf SWR3 gleichentags vorgestellt. „Unumstritten: Sie ist der größte Pop-Star der Welt. Dementsprechend groß war auch in den letzten Tagen und Wochen der Hype um Taylors neues Album. Auf dem Cover sieht man sie halb im Wasser. Sie trägt ein Bralette, das mit Diamantlinien über dem Oberkörper verziert ist. Teile des Covers zerlegen ihren Körper in Fragmente, die zerbrochenem Glas ähneln.“

Lediglich zwölf Songs in rund 42 Minuten umfasst das Album „The Life of a Showgirl“. Den Titelsong singt sie gemeinsam mit Sabrina Carpenter erst ganz am Ende. Produzenten sind die Schweden Max Martin und Shellback, das Cover in Orange signalisiert, wie energiegeladen Taylor Swifts Leben ist. Dabei überlässt sie nie etwas dem Zufall. Die Lieblingszahl der – am 13.12.1989 geborenen – Sängerin ist die 13, was genau der Quersumme des Veröffentlichungsdatums des Albums entspricht. Die Lieder, die ihre Gefühle während der – von uns in der #196 aufgearbeiteten – „Eras Tour“ wiedergeben, sind umfänglich auf Wikipedia beschrieben und erklärt. Neben ihrem Liebesleben thematisiert sie darin ihren Ruhm und die damit verbundenen Konfrontationen.

#PreppoKompakt

Wünsche unserer Bundesregierung sehr viel Mut, auch in Bezug auf das Cannabis-Problem, ebenfalls in der #196 zur Sprache gekommen. Der in dieser Woche veröffentlichte Zwischenbericht zu den Folgen der Cannabis-Teillegalisierung liefert gute Argumente für deren Rückgängigmachung. Also, mutig ran an die vernünftigen Reformen.

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