Corona Virus neu – der Weg zur Pandemie

Dass es sich beim neuen Corona Virus um ein extrem schlagzeilenträchtiges Thema handelt, hatten wir hier schon diagnostiziert. Dies war nicht schwer. Denn mit jedem neuen Verdachts- oder Todesfall vor Ort, in jeder neuen Stadt außerhalb Wuhans, in anderen chinesischen Provinzen und dann auch weltweit in jedem hinzukommenden Staat, wird die Nachrichtenmaschinerie gefüttert. Auch jede Rückholaktion von Landsleuten, jede Streckeneinschränkung der Fluggesellschaften, jede neue Verlautbarung der Gesundheitsbehörden bringt frischen Stoff. So natürlich auch die Ankündigung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), heute im Notfallausschuss in Genf erneut über die Lage zu beraten. Wobei allein schon die kurze Taktung – die letzte Sitzung liegt lediglich sieben Tage zurück – das Ergebnis erahnen lässt, es sozusagen präjudiziert.

Internationaler Gesundheitsnotstand – nun ist es amtlich

Wie erwartet hat die WHO am Abend den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Der Verlauf und das Ergebnis der Sitzung des Notfallausschusses, als Grundlage für die vom Generaldirektor getroffene Entscheidung, ist hier in Englisch ausführlich dargestellt. Die WHO sieht trotz des Notstands keinen Grund für Reise- und Handelsbeschränkungen mit China. Sie empfiehlt keinerlei Einschränkungen, ja lehnt sie sogar ab. Einen Namen hat die WHO der neuen Pandemie noch nicht gegeben.

Verbreitungsgeschwindigkeit von Virus und Informationen

Folgt man aufmerksam den Medien, so gewinnt man den Eindruck, dass sich die Informationen schneller verbreiten als das Virus. Darunter findet sich natürlich auch jede Menge Fake News, unter Umständen gefährlicher, als das Virus selbst. Sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist die Überforderung des Hilfspersonals, wie bei Krankenschwestern und Ärzten in Wuhan, auch mehrfach durch die Sozialen Medien belegt.

Um alles besser einschätzen zu können, lohnt der Blick auf den Verlauf bisheriger, durch Corona Viren ausgelöster Pandemien, wie z.B. Mers und Sars. In einem 83 minütigen Video auf ARTE aus 2014 (hier bis zum 20.4.20 zu sehen) wird gezeigt, wie sich Ausbreitungswege vorhersagen und damit auch rein profitgesteuerte Beschaffungsaktionen von Arzneimitteln verhindern lassen.

Zwei Schlüsselgrößen

Für das Gefährdungspotenzial von Viren sind die Übertragbarkeit und der Schweregrad der verursachten Erkrankung entscheidend. Geht man davon aus, dass Übertragbarkeit und Schweregrad jeweils gering oder hoch sein können, dann gibt es vier mögliche Kombinationen. Nur zwei davon kommen laut NZZ vom 27.1.20 zum jetzigen Zeitpunkt in Frage: die Alternative 1 mit milder Erkrankung, aber einfacher Übertragung. Und die Alternative 2 mit einer schwereren Erkrankung, aber geringeren Übertragung.

Bei der Alternative 1 gibt es deutlich mehr Infizierte als angenommen. Denn Personen mit keinen oder nur milden Symptomen gehen nicht zum Arzt. Die Eindämmung einer solchen Seuche ist schwierig, da die Übertragungsketten, weil weitestgehend unbekannt, nicht zu unterbinden sind. So konnte die Grippe-Pandemie von 2009/10 trotz weltweiter Anstrengungen nicht eingedämmt werden. Das Virus taucht seither Jahr für Jahr als saisonaler Grippe-Erreger wieder auf. Mit einer Sterblichkeitsrate von unter 0,5 Prozent verlief die Grippe-Pandemie aber vergleichsweise mild. Bei der Alternative 2 sind die Chancen für eine Eindämmung besser, denn die erkrankten Personen und ihre Kontakte lassen sich identifizieren und isolieren. Hierzu gehören Sars oder Ebola mit einer Sterblichkeitsrate von 10 beziehungsweise mindestens 50 Prozent.

Vieles deutet darauf hin, dass das neue Corona Virus zwischen den beiden Alternativen liegt: im Vergleich zum Sars-Erreger ist es weniger pathogen, dafür aber leichter übertragbar. Trifft die Alternative 2 zu, sollte es eingedämmt werden können. Bei der Alternative 1 könnte es, wie die Grippeviren, längerfristig beim Menschen in Zirkulation bleiben. Schlußfolgerung in der NZZ: „In beiden Fällen dürfte das, was der deutsche Seuchenexperte Wendtner für Deutschland sagt, auch auf die Schweiz zutreffen: dass das neue Coronavirus für die Bürger mit hoher Wahrscheinlichkeit keine signifikante Gefährdung darstellt. Zum Vergleich nennt der Experte die über 20 000 Personen, die jährlich in Deutschland an der Grippe sterben.“

Forschungsanstrengungen

Natürlich wird in einschlägigen Instituten und Universitäten weltweit intensiv geforscht. So hat ein internationales Forscherteam, zu dem Wissenschaftler der Universitäten Marburg und Gießen gehören, herausgefunden, dass sich Corona Viren mit einem künstlich hergestellten Hemmstoff namens CR-31-B bekämpfen lassen. Von einer Zulassung als Medikament ist das Ganze aber noch weit entfernt, wie die Wissenschaftler klarstellen (faz.net vom 29.1.20). Auch wird an gleicher Stelle an einem Impfstoff als Gegenmittel gearbeitet (faz.net vom 25.1.20). Beeindruckend und hoffentlich zutreffend das selbstbewußte Statement der Wissenschaftler und Ärzte „Wir sind vorbereitet“ (hier mit vielen Details).

Mögliche Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft

Mit den Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft und grenzüberschreitende Lieferketten beschäftigen sich heute ausführlich die NZZ und Der Standard.

Die NZZ aus Zürich

Laut NZZ wiegt der indirekte Nachfrageeffekt meist schwerer als die direkte Wirkung auf der Angebotsseite. So geschehen bei der ebenfalls in China ausgebrochenen Sars-Pandemie. Was damals der Wirtschaft am meisten zu schaffen machte, war nicht der Stillstand einiger Fabrikanlagen oder unterbrochene Wertschöpfungsketten. Folgen­schwerer war, dass die Menschen auf Reisen verzichteten, Ferien absagten, sich nicht länger in Shopping-Laune zeigten. Diese Zustandsbeschreibung deckt sich eins zu eins mit der aktuellen Situation, beispielsweise in Peking (siehe NZZ vom 29.1.20). Eine zweite Besonderheit kam hinzu: zwar führte die damalige Verunsicherung innerhalb kurzer Zeit zu einem starken Rückgang der Einzelhandelsumsätze, Touristenzahlen, Börsenkurse und des Wachstums. „Doch so düster der wirtschaftliche Ausblick in der Verunsicherung jener Tage zu sein schien, so schnell erholte sich die Wirtschaft von dem Schock. Das heisst, die Wirkung der Pandemie war zwar heftig, aber nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Monaten erinnerte bei den Wirtschaftsdaten kaum noch etwas an Sars.“

Der Standard aus Wien

Laut Der Standard ist der wirtschaftliche Schaden nur schwer zu quantifizieren. Die Sars-Pandemie kostete die Volksrepublik ein bis drei Prozent Wachstum. Aber damals betrug Chinas Wirtschaftsleistung kaum mehr als ein Fünftel der heutigen. Die globalen Lieferketten sind heute viel stärker verflochten. China war damals noch die Werkbank der Welt, heute ist es der größte Markt. Internationale Automobilhersteller setzen dort mehr Produkte ab als in jedem anderen Land. Reisten 2003 gerade einmal 20 Millionen Chinesen ins Ausland, sind es heute rund achtmal so viel.

Die chinesische Zentralbank wird zusätzliche Liquidität in Form günstiger Kredite für Unternehmen bereitstellen. Doch das erste Quartal 2020 dürfte verloren sein. Sechs Prozent wuchs das Bruttosozialprodukt in 2019, weit entfernt von den zweistelligen Wachstumsraten im vergangenen Jahrzehnt. Aber es geschieht nach Plan. „Ein Virus aber ist ein „Schwarzer Schwan“, ein unvorhersehbares Ereignis. Nicht auszuschließen, dass nun eine harte Landung bevorsteht.“

Aktuelles Stimmungsbild zum neuen Corona Virus

Bester Schutz vor dem neuen Corona Virus

Immerhin fast 60 Prozent der Befragten machen sich Sorgen. Dabei sind die Tipps für die Menschen in unseren Breitengraden denkbar einfach.

„Da es sich um eine Tröpfchenübertragung handelt, sind es grundsätzlich die gleichen Präventionsmassnahmen wie bei der Grippe. So ist es zum Beispiel sinnvoll, sich regelmässig gründlich die Hände zu waschen oder zu desinfizieren, insbesondere vor dem Essen und nach dem Kontakt mit anderen Menschen. Von Menschen, die Husten, sollte man möglichst Abstand halten, anderthalb bis zwei Meter reichen schon aus. Dem medizinischen Personal und auch Leuten, die geschwächt sind, empfehlen wir zudem die Grippeimpfung. … (Denn – JG) … falls es zu einer Epidemie kommen sollte, ist es gut, wenn wir nebenbei nicht auch noch viele Grippefälle haben. Auch deshalb, weil wir auf den ersten Blick die Grippe nicht vom Coronavirus unterscheiden können und so sehr viele Menschen isolieren müssten. Für die Grippe haben wir aber immerhin einen Schnelltest. Nach zwei Stunden wissen wir Bescheid.“

So Hugo Sax, der leitende Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten des Züricher Universitätsspitals (NZZ von 28.1.20 – hinter Schranke).

#PreppoKompakt

Neu im Vergleich zur Sars-Pandemie in 2002/03 ist die frühzeitige Information und darauf aufbauend das konsequente Handeln der chinesischen Behörden. Mit diesem Zeitvorsprung und der guten Zusammenarbeit auf internationaler Ebene wird das Bedrohungspotenzial des neuen Corona Virus gravierend verringert. Ein vernünftiges Verhalten der Menschen unterstellt, ist die heute von der WHO ausgerufene Pandemie bald – das heißt in vier oder fünf Monaten – wieder Geschichte.