Telefonbetrügern nicht aufsitzen!

Der Telefonbetrug ist eine seit langem von organisierter Kriminalität angewandte Form. Mit vielfach abgewandelten Tricks werden dabei nicht nur Seniorinnen und Senioren um ihre Ersparnisse gebracht. Die Täter operieren meist aus ausländischen Callcentern heraus und umschiffen wortgewandt sämtliche Einwände ihrer Opfer. Über den Enkeltrick, die bekannteste Masche des Telefonbetrugs in seinen zahlreichen Variationen, haben wir hier schon im Juni berichtet. Der Aktualität und der Dreistigkeit des Betrugs rund ums Online-Banking geschuldet, deshalb heute dieses – wie man neudeutsch sagt – Update. Wissen schützt davor, dass wir Telefonbetrügern nicht aufsitzen!

Update - Telefonbetrügern nicht aufsitzen!

Ihr Computer hat ein Problem – heißt es, angeblich

Vor einer speziellen Masche der Telefonbetrüger wurde in der ZDF Sendung „Aktenzeichen XY“ vom 18. August 2021 kompetent gewarnt. In der Mediathek ist diese Sendung aus unerfindlichen Gründen nicht abrufbar. Deshalb beschreiben wir daran angelehnt im Preppo-Blog heute die Vorgehensweise der Betrüger etwas detaillierter.

Die Betrüger melden sich telefonisch als angebliche Microsoft Mitarbeiter, die ein schwerwiegendes Problem am Computer festgestellt haben, welches vom Onlinebanking herrührt. Sie spielen gezielt mit der Angst der Betroffenen vor dem Ausfall ihres Computers als wichtigem Arbeitsmittel.

Im dem geschilderten Fall wurde den Opfern vorgegaukelt, Kriminelle hätten den Computer übernommen und auch andere seien gefährdet. Die Täter stellen sich – ähnlich wie beim „Falsche Polizisten Trick“, wo es um Bargeld und Wertgegenstände geht – als Retter in der Not dar, die Unheil abwenden wollen. Und führen es selbst herbei. Sie drängen die Opfer dazu, eine Fernwartungssoftware zu installieren und erlangen so Zugriff auf deren Computer.

Niemals sich am Telefon unter Druck setzen lassen

Mittels der Software können die Täter den Computer nun fernsteuern und alle Daten auslesen. Sie fordern ihre Opfer auf, das Onlinebanking zu starten und sich darin anzumelden. Während die Betrüger aus der Ferne Überweisungen veranlassen, schalten sie den Bildschirm der Opfer aus, damit diese nichts mitbekommen. Auch die Eingabe der TAN (Transaktionsnummer – siehe hier die Verbraucherzentrale vom 30.12.2020 zu verschiedenen Verfahrensweisen) ist für die Täter so kein unüberwindbares Hindernis. Um an eine TAN zu gelangen, bauen die Täter gezielt Zeitdruck auf, indem sie den Opfern einen „Countdown“, das heißt eine kurze Zeitspanne vorgeben, innerhalb der die Nummer in ein am Bildschirm erscheinendes Fenster eingegeben werden muss. Damit landet der Verifizierungscode direkt bei den Tätern.

In vielen Fällen sind die von den Betrügern damit vorgenommenen Überweisungen nicht mehr zu stoppen und führen zu hohen finanziellen Verlusten. Um einen Zeitvorsprung zu haben, weisen die Täter, unter einem weiteren Vorwand, ihre Opfer an, den Computer am nächsten Tag nicht zu benutzen. Das erbeutete Geld transferieren sie auf Konten im Ausland, die auf ergaunerten Identitäten registriert sind, und heben es dann zügig an Geldautomaten ab. Ohne Spuren zu hinterlassen.

Identitätsdiebstahl/-missbrauch unter Anleitung – nicht darauf hereinfallen 

Um per Telefonbetrug erbeutetes Geld verschwinden zu lassen, nutzen die Täter weitere Kontoverbindungen. Hierzu werden ahnungslose und gutgläubige Menschen mit unterschiedlichen Vorwänden, wie auch der Verlockung, schnelles Geld zu verdienen, mehr oder weniger unfreiwillig zu Gehilfen bei der Geldwäsche gemacht.

Diese weisen die Täter oftmals mittels Chatnachricht an, bei einer Bank/Sparkasse ein „Video-Ident-Verfahren“ mit einem der Kundenberater durchzuführen, um „online“ ein Konto zu eröffnen. Dabei muss ein Video-Livechat geführt und zum Abgleich der Personalausweis in die Kamera gehalten werden. Die Täter agieren geschickt als für den Kundenberater unsichtbare Dritte – und eröffnen mit den so gewonnenen Angaben bei anderen Instituten weitere Konten. Nachdem die Betroffenen ja ihre Identität behalten, ist es zutreffender, von Identitätsmissbrauch zu sprechen.

Wichtige Verhaltenstipps – damit wir Telefonbetrügern nicht aufsitzen

  • Lassen Sie sich von niemandem dazu drängen, Programme auf Ihrem Computer zu installieren. Seriöse Firmen wenden sich nicht ungefragt an ihre Kunden und verlangen auch keinen Fernzugriff.
  • Gehen Sie sorgsam mit Ausweiskopien um und versenden Sie nie Kopien davon an Unbekannte. Lassen Sie sich nicht zur Teilnahme am Video-Indent-Verfahren verleiten. Auch nicht, wenn dafür eine Belohnung in Aussicht gestellt wird.
  • Im Telefon-Display angezeigte Rufnummern lassen sich leicht manipulieren („Call ID Spoofing“). Sie bieten also keinerlei Anhaltspunkte auf die wahre Identität der Anrufer. Wenden Sie sich direkt an die Bank oder Sparkasse, indem Sie die Kontaktdaten separat heraussuchen und dort anrufen.
  • Ist dennoch ein Betrugsfall aufgetreten, als letzte Chance zur Schadensbegrenzung den Computer vom Netzwerk trennen und sofort die kontoführende Bank kontaktieren. Die betroffenen Geräte vor Wiederverwendung von seriösen IT-Spezialisten auf Schadsoftware prüfen lassen.
  • Lassen Sie sich keinesfalls durch eine E-Mail dazu verleiten, aufgrund einer wie es heißt „fehlerhaften Buchung“ oder eines „Computerproblems“ die dort angegebene Telefonnummer zu wählen. Hierbei versuchen die Betrüger den Spieß umzudrehen, denn die Opfer selbst leiten das Gespräch ein, anstatt angerufen zu werden. Solche Mails ignorieren!

Und hier geht es gefahrlos weiter zur nächsten Spitzfindigkeit.

#PreppoKompakt

Telefonbetrug hat sich zu einem dauerhaften Bedrohungsszenario entwickelt. Darum muss man die grundlegenden Tricks und Strategien kennen, durch die die Täter eine Bedrohungssituation und Angst in den Köpfen der potenziellen Opfer erzeugen. Im Ernstfall müssen alle Alarmglocken „läuten“, um nicht auf einen derartigen Betrug hereinzufallen. Als einfache Faustregel gilt, sich von Anrufern nie unter Druck setzen zu lassen und keinerlei persönliche Daten herauszugeben. Beim kleinsten Zweifel das Telefongespräch sofort beenden – ohne Gewissensbisse zu haben. Dann bleiben die Betrüger chancenlos.

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