Ausnahmsweise geht es einmal nicht um E-Zigaretten oder E-Scooter. Heute beschäftigen wir uns mit dem sogenannten Enkel-Trick, wobei auch die Bezeichnung T-Trick Sinn machen würde. Dieser zählt nach über zwanzigjährigem Gebrauch in den verschiedensten Varianten in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer noch zu einer der erfolgreichsten Betrugsmaschen. Wichtigster Bestandteil ist das Telefon – deshalb auch T-Trick -, über das vornehmlich ältere und betagte Mitbürgerinnen und Mitbürger von vermeintlichen Verwandten, die eine finanzielle oder sonstige Notlage vorgaukeln, oder von falschen Polizisten, die vorgeben vor einem Vermögens- oder sonstigen Schaden bewahren zu wollen, kontaktiert werden.
Der Trick in der Praxis: der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – in der Tat
Nach Wikipedia wurde der erstmals im Jahre 1998 registrierte Trick von Arkadiusz „Hoss“ Lakatosz, einem polnischen Roma, erfunden. Auch sein Sohn Marcin Kolompar praktizierte ihn, wurde dabei aber gefasst, angeklagt und Anfang 2018 vom Landgericht Hamburg zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Wie häufig der Trick angewandt wurde und wird, belegen indirekt auch die beim entsprechenden Aufruf bei Google weit über 300.000 Ergebnisse.
Krimi ohne Hauptdarsteller, aber mit Nervenkitzel pur
Ein siebenminütiges Video des Bayerischen Rundfunks (siehe nacholgend auf youtube) zeigt, wie eine nervenstarke Seniorin mit Hilfe ihrer Familie und echten Polizeibeamten einmal den Spiess umkehrt: über vier Stunden höchste Anspannung, unzählige Telefonate, dann der erfolgreiche Zugriff auf den Betrüger. Leider nicht den Drahtzieher und Kopf der Bande, dieser sitzt meist weit weg und sicher im Ausland. Viele derartige Anrufe kommen übrigens aus Polen.
Verlässliche Informationsquellen und Helfer
Die Polizei berät und informiert umfassend über die Betrügereien. Das bundesweite Presseportal bündelt alle Meldungen zum „Enkeltrick“. Zudem sorgen Selbsthilfegruppen – wie beispielsweise die „Pfiffigen Senioren“ – für mehr Transparenz. Auch beim ZDF – Aktenzeichen xy-ungelöst ist diese Betrügerei in allen ihren Varianten ein echter Dauerbrenner. Und bei ZDF – Volle Kanne natürlich ein beliebtes Thema des Verbraucherschutzes. Hier kommt zudem auch die Brief-Variante mit einer falschen Telefon-Nummer des Bundeskrimalamtes (BKA) zur Sprache.
Und dennoch: immer wieder schlagen Betrüger erfolgreich zu
Über eine explosionsartige Zunahme der Fälle berichtet am 19. August d.J. der Südwestrundfunk – SWR – aus Baden-Württemberg: Immer häufiger riefen falsche Polizisten bei Rentnern an und gäben vor, Hab und Gut seien durch Verbrecher bedroht. Waren es 2017 noch knapp 2.000 Anrufe, so wurden in 2018 schon mehr als 7.200 gezählt. Laut dem Landeskriminalamt in Stuttgart entstand dadurch im letzten Jahr ein Schaden von annähernd 7 Millionen Euro. Für 2019 wird erneut mit einer deutlichen Zunahme der Fallzahlen gerechnet.
Die Täter geben sich am Telefon als Polizisten aus „… und bringen das oft alleine lebende Opfer dazu, einem Boten Geld oder Wertsachen zu geben. Manche überzeugen ältere Menschen davon, dass die Polizei vermeintliches Falschgeld prüfen muss. Andere versichern, die Beamten würden Bargeld und Wertsachen vor Kriminellen retten, die einen Einbruch planen. Bei einer neuen Masche wird den Opfern vorgelogen, es liege ein Haftbefehl gegen sie vor. Gegen eine zu überweisende Kaution in Höhe von mehreren Tausend Euro könne dieser ausgesetzt werden.“
Ein gutgläubiger Großvater hat in Albstadt laut Bericht vom 25. September d.J. im Zollern-Alb-Kurier, ZAK, eine fünfstellige Geldsumme verloren. Die Betrüger hatten mit dem Geschädigten telefonisch Verbindung aufgenommen und ihn Glauben gemacht, seine Enkelin habe einen Verkehrsunfall gehabt und benötige zur Schadensregulierung dringend das Geld. Die Forderung wurde derart trickreich vorgetragen, dass der Senior darauf hereinfiel und einem angekündigten Geldabholer den Betrag auf offener Straße übergab.
Der einfache Ratschlag: Wachsam sein, sich vergewissern und durch Gespräche mit Angehörigen oder der echten Polizei – über den Notruf 110 – rückversichern.
#PreppoKompakt
Beim geringsten Zweifel das Telefongespräch beenden, einfach den Hörer auflegen. Zur Sicherheit dient der eigene Anruf bei der fraglichen Person und/oder der Polizei. Jüngere Angehörige sollten mit ihren Verwandten über diese dreiste Betrugsmasche sprechen. Und Bankangestellte sollten, wenn größere Geldbeträge abgehoben werden, vorsorglich fragen: „Kennen Sie eigentlich den Enkeltrick?“