Gerade komme ich aus dem Hängesessel im Garten, wo ich total abschalten konnte. Auch den Grill hatten wir heute am Ostersonntag zum ersten Mal im Jahr angeworfen. Nachher, nachdem dieser Beitrag im Kasten ist, werden wir in der Familie noch qwirklen. Und dann noch, jeder für sich, ein bißchen schmökern. Beispielsweise im Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Und morgen am Ostermontag? Hier kommen dazu ein paar Anregungen. Damit wir uns nicht alle, wenn diese Pandemie vorübergegangen sein wird – Marcel Proust möge mir posthum diese Verballhornung verzeihen -, „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ wähnen müssen. Darum geht es: Zeit gewinnen.
Was tun zu Ostern – und auch danach?
Die NZZ vom 10.4.2020 empfiehlt den Menschen in Zürich (aber nicht nur da – JG), wenn die Decke bedrohlich weit unten hängt:
1. Postkarten schreiben – mit der Postcard-Creator-App kann man jeden Tag gratis eine Karte verschicken. 2. Vögel zählen, denn beobachten lenkt von Corona-Sorgen ab, auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon. 3. Pflanzen züchten. Setzlinge sind die sichere Wahl, aber versuchen kann man es auch mit Mango-, Ananas- oder Avocado-Kernen. 4. Neue Rezepte ausprobieren, mißlingt das Gericht, ist es halb so schlimm, denn Besuch erwartet man ja ohnehin nicht.
5. Eine sportliche Herausforderung: Yoga machen (oder meditieren – JG), 5000 Schritte gehen oder Bauchfett wegtrainieren – die Zielvorgabe steigert die Motivation. 6. Einen Buchklub gründen: „Gemeinsam Bücher zu lesen und zu diskutieren, bringt Abwechslung und lässt einen in neue und vor allem Corona-freie Welten eintauchen“. (Kann ich – JG – aus eigener Praxis voll und ganz bestätigen: auch wenn das Zusammenkommen pausieren muss, man hat gleichgesinnte Freunde fürs Leben). Eine weitere Möglichkeit sind virtuelle Spielabende (oder eben im engen Familienkreis, wie bei uns heute Abend – JG – Qwirkle Deluxe* spielen).
7. Virtuell das Theater besuchen – hier Theaterstücke – wie auch Opern ins Haus holen oder 8. Die Möbel umstellen. 9. Computerspiele spielen – hier (auf der Spieleplattform Steam) gibt es eine fast grenzenlose Auswahl (vermutlich gegen Entgelt). 10. Basteln, zeichnen und malen und 11. Es ist auch in Ordnung, nichts zu tun.
Wirksame Medizin gegen den drohenden Lagerkoller in der Pandemie
Thomas Mann
Auf dem Zauberberg in Davos wird versucht, die Patienten von der Tuberkulose (TBC) zu heilen, wie Covid-19 ebenfalls eine Lungenkrankheit, allerdings von Bakterien und nicht von den hundertmal kleineren Viren ausgelöst (die Unterschiede sind anschaulich hier beschrieben). Der absolut lesenswerte Klassiker* der deutschen Literatur aus dem Jahre 1924 erfährt von Walter Jens (auf dem hinteren Bucheinband der 1952er-Ausgabe) eine klassische Würdigung: „Das Buch der Bücher …, das einzige Werk, das ich, neben dem Alten Testament, auf die … Insel mitnehmen würde … .“
Ein Buch mit vielen schönen, leider aus der Mode gekommenen Wörtern, aber auch uns heute noch modern erscheinenden Ausdrücken: z.B. Schwulitäten, geil und „Quadratur des Kreises“ sowie „Die deutsche Seele up to date“. Und schon damals festgehalten im Zauberberg Gedanken zum „… Papier schonen, Papier sparen …, den Waldbestand, Menschenmaterial und Kapital.“
T.C. Boyle
Zu T.C. Boyle ist von Irena Binal in der NZZ vom 11.4.2020 zu lesen: „Pünktlich wie ein Uhrwerk liefert der amerikanische Autor jedes Frühjahr ein weiteres Werk ab, diesmal gerade rechtzeitig, um seinen Lesern endlose Stunden der häuslichen Isolation in der Corona-Krise zu verkürzen.“ Es ist ein neuer Band mit Kurzgeschichten*, die scharfsichtig Gegenwart und Zukunft aufs Korn nehmen. Den Erzählungen ist ein Zitat von Lord Byron vorangestellt: «Den Menschen lieb ich, mehr noch die Natur.» Genauso geht es T. C. Boyle. Um die Natur geht es „… in vielen Geschichten – um eine ebenso prachtvolle wie unbarmherzige Natur, gegen die der Mensch letztlich machtlos ist.“
„Der Corona-gebeutelten Gegenwart kommt Boyle in der letzten Geschichte des 2017 in den USA veröffentlichten Bandes am nächsten, wenn er von Marciano erzählt, dem Sohn mexikanischer Einwanderer, der wegen seiner hochansteckenden Tuberkulose-Erkrankung eine Gesichtsmaske tragen muss: ‚Mit dem Ding hatte er das Gefühl, als würde er mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herumlaufen – oder vielmehr im Gesicht, mitten im Gesicht.‘ Hier prallt die Literatur ganz unmittelbar auf die Gegenwart …“ – stellt Irena Binal fest.
Akzente nostalgisch
Das Akzente-Heft 1 vom Mai 2020 beschäftigt sich in 17 sehr unterschiedlichen Beiträgen mit der „Nostalgie“. Dabei fällt Margarete Stokowski auf, die auf den Seiten 48-49 eine Balade für die (Baby?)Boomer gedichtet hat. Dabei geht es um einen Herbert und die letzten Zeilen lauten: „herbert ach, das ist vorbei, doch es gibt trost und zwar: essen ist der sex des alters und immer lieferbar.“ Wunderbare Anregungen für neue Gedanken, das Ganze mit einem leichten isländischen Einschlag. Probates Mittel, um in Zeiten der Pandemie auf andere Gedanken zu kommen.
ARTE zirzensisch
Mit ARTE auf zum Cirque du Soleil aufs Hochseil mit hohem kulturellen und natürlich artistischem Niveau. Ausblenden während der eineinhalb Stunden muss man dabei allerdings, dass – die Vorstellung wurde in 2017 aufgenommen – Las Vegas im Bundesstaat Nevada, wie auch die USA insgesamt, gerade vom Corona Virus heimgesucht werden.
Aufräumaktionen jeglicher Art
Als die Zeiten noch einigermaßen normal waren, hatten wir hier bereits beschrieben, welch gutes Gefühl das Aufräumen vermittelt. Seien es Unmengen an Kleidung, unsortierte Sammlungen von – ich weiß nicht was – Büchern, Bildern, Fotografien und insbesondere Dias. Diesen Herausforderungen gilt es sich jetzt zu widmen. Diesesmal ohne jeden Zeitdruck, sowohl für die Aufräumaktion selbst, wie auch für die Phase, in der man die so fein geordneten häuslichen Verhältnisse dann auch genießen kann.
Auch Digital – es lohnt sich aufzuräumen. Beispielsweise das bisherige Passwort-„Miss“-Management überdenken und den „digitalen Schreibtisch“ sowie den Download-Ordner sortieren. Denn das gesamte „Home-Office“ findet nun auf dem Bildschirm statt.
In Bezug auf die gegenwärtig, und wohl noch ein paar Tage und Wochen dominante Kommunikationsweise, kann man sich ebenfalls neu sortieren. Hier hilft ein Video-Chat-Leitfaden samt Knigge (wie beispielsweise der von HRS).
Zuguterletzt ein Aufruf an viele Geschäfte und Läden aus dem Handel. Wenn ihr es noch nicht seid, werdet digital! Wir haben unseren Preppo-Shop in zwei Tagen förmlich aus dem Boden gestampft.
Mutmacher in der Zeit
Steven Pinker, Professor für Psychologie an der Harvard Universität, der Mutmacher in der NZZ vom 11.4.2020: Er sieht auf den ersten Blick wie Thomas Gottschalk aus. Aber er ist kein Entertainer, sondern ein klar formulierender Denker. Das nachfolgende Zitat soll hier genügen. Das ganze Interview sei jeder/jedem zur Lektüre ans Herz gelegt. Es tut wohl und vermittelt die Kraft, die wir gerade alle benötigen.
Das „… Virus ist – evolutionsbiologisch betrachtet – unser Feind. Aus der Sicht des Keims sind wir ein riesiger köstlicher Lebkuchen, gleichsam ein verführerischer Festschmaus. Den lässt sich das Virus nicht entgehen. Wir hingegen haben Intelligenz und können Gedanken sehr schnell reproduzieren. Das Virus hat angegriffen, wir schlagen zurück – mit Hygienemassnahmen, Impfungen, mit Medikamenten. Wir fahren Verluste ein, aber wir werden siegen.“
Meinem guten alten Freund Herbert in Gäufelden gewidmet!
Und hier geht es weiter
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