Die BBC berichtete es zuerst. Der neue Corona Virus trägt nun offiziell den Namen Covid-19 (Corona virus disease – 2019). Die Viruserkrankung dominiert – wie vorhergesagt – seit gut fünf Wochen in den Schlagzeilen und Nachrichten. Selbst Freitags hat Greta null Chancen, tritt der Klimawandel in den Hintergrund. Mit dem Nachlassen des Orkantiefs Sabine und nachdem alle Oscars verteilt sind, schwächt sich die Konkurrenz ab. Es gibt kaum einen Sachverhalt, zu dessen Erklärung das Corona Virus nicht herangezogen wird. Dabei schleichen sich in die Berichterstattung zunehmend auch tragigkomische Züge ein.
Zu den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19
Ob chinesischer oder deutscher Autohersteller, Rohöl-Markt, Auslastungsgrad der großen Container-Schiffe, das Wirtschaftswachstum in der Summe: die Maßnahmen gegen das Virus führen zu Stillständen in der Produktion, zu Unterbrechungen von Lieferketten, zu Umsatzrückgängen. China ist nicht mehr die, etwas abschätzig so genannte „Werkbank der Welt“, das Land hat sich auch infolge seines riesengroßen Binnenmarktes zu einer führenden Industrienation gemausert. Es greift mit dem Jahrhundertprojekt „neue Seidenstrasse“ neuerdings zielstrebig die USA an, stellt deren weltweite Führungsrolle in Frage (siehe hierzu auch Max Otte). Umso mehr tangieren die Vorgänge um Covid-19 nicht nur die chinesischen Provinzen, sondern haben auch negative Auswirkungen weltweit.
Einzelne Branchen oder Unternehmen hingegen profitieren: So ist die Nachfrage nach wirksamen Schutzmasken rasant gestiegen und von den Herstellern im In- und Ausland kaum zu bedienen (NZZ vom 11.2.2020). Auch der Internethandel in China floriert, weil die Menschen von zuhause aus einkaufen (NZZ vom 3.2.2020). Und in Deutschland fallen aus Angst vor dem Virus sogar die Bauzinsen, ernsthaft (so faz-net vom 11.2.2020). Wird erst ein Impfstoff entwickelt und marktreif getestet sein – Experten gehen von Mitte nächsten Jahres aus -, dann kann auch die Pharma-Branche ihren Nutzen daraus ziehen.
„Rekorde“ ausgelöst durch Covid-19
Seinen ersten öffentlichen Auftritt seit Ausbruch der Lungenkrankheit mit weißem Kittel und Mundschutz hatte Präsident Xi Jinping vergangenen Montag, nachdem in China der tausendste Tote zu beklagen war. Er sprach von einer „… weiterhin sehr ernsten Situation …“. China werde im Kampf gegen die Epidemie aber „… mit Sicherheit einen vollen Sieg erringen“ (faz-net vom 11.2.2020).
Schon am Sonntag war die Gesamtzahl der Opfer weltweit auf 813 geklettert und hatte damit die Sars-Pandemie überholt. An Sars, dem „Schweren Akuten Atemwegssyndrom“, waren laut WHO 2002/2003 weltweit 774 Personen gestorben (faz-net vom 9.2.2020).
Trauer und kräftiges Misstrauen löste die Nachricht aus, dass ein 34jähriger Augenarzt aus Wuhan, der als erster vor dem neuen Corona Virus gewarnt hatte, am Donnerstag, den 6. Feburar (siehe faz-net), dem Virus erlegen ist. Zum einen war zunächst dementiert worden, dass er verstorben sei (weil noch mehrere Stunden künstlich beatmet). Zum anderen widersprach sein Alter der gängigen Erklärung, dass vor allem ältere, gesundheitlich angeschlagene Personen gefährdet seien.
Der Bau zweier riesiger Quarantänestationen in kürzester Zeit ist rekordverdächtig. Sie sind in Wuhan innerhalb weniger Tage regelrecht aus dem Boden gestampft worden (NZZ vom 10.2.2020). Als Blaupause diente eine Einrichtung mit 1000 Betten im Norden Pekings, die im April 2003 in sieben Tagen als Antwort auf die Sars-Pandemie gebaut worden war. Begonnen wurde in Wuhan am 23. Januar, schon am 3. Februar konnten die ersten Infizierten eingeliefert werden.
Auch wie die Chinesen die Zeit totschlagen, um den Lagerkoller zu vermeiden, ist rekordverdächtig. Schon während der Sars-Pandemie hatten sie sich regelrecht zu Hause eingesperrt. Damals gab es noch nicht einmal 100 Millionen Internetnutzer, Mitte letzten Jahres waren es 854 Millionen. Heute dürften es schon rund eine Milliarde Nutzer sein. Eine entsprechende Entwicklung weisen die Online-Angebote auf. „Insofern haben viele Chinesinnen und Chinesen nun mehr Möglichkeiten, um vor der realen in die virtuelle Welt zu flüchten“ (NZZ vom 5.2.2020). Und genau dies geschieht in großem Umfang.
Covid-19 auf Reisen – wie auch nicht
Unser erster Blog-Beitrag zum Corona Virus (hier) sprach schon im Titel davon, dass das Virus wieder auf Reisen gehe. Zunehmend hat es sich gesteigert und natürlich auch vor Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen nicht halt gemacht. Auf der Diamond Princess, die mit 3700 Menschen, davon 136 mit dem Corona Virus Infizierte, im Hafen von Yokohama in Japan liegt, verschlechtere sich die seelische Lage vieler Quarantäneopfer zusehends. Die Vorfreude auf die Freilassung – so wortwörtlich – am 19. Februar sei entsprechend groß. Versüßt wird das Ganze durch die Ankündigung einer vollständigen Rückzahlung der Reisekosten und eine Gratisbuchung für eine weitere „Lustfahrt“ (siehe NZZ vom 10.2.2020).
Weniger ernsthaft sind die Sorgen in der hessischen Kleinstadt Bad Sooden-Allendorf, in der eine private Hochschule mit 500 Studenten aus China und die Partnerschaft mit einer Hochschule in Wuhan existiert. Es habe skeptische Anfragen zur Ansteckungsgefahr gegeben, die aber wohl ausgeräumt werden konnten. Auch seien vier kürzlich aus China zurückgereiste Studenten völlig symptomlos gewesen (faz-net vom 7.2.2020). Vielleicht lassen sich mit den am Londoner Imperial College herausgegebenen, ständig aktualisierten Leitlinien zum Umgang in Zeiten des Corona Virus letzte Zweifel beseitigen.
Die Absage der Art Basel in Hong Kong war ein Vorläufer für Stornierungen aller Art weltweit. Weil eine Messe ohne Leute – so eine Galeristin – keinen Sinn macht (faz-net vom 7.2.2020). Eine Vorsichtsmaßnahme, der auch airbnb folgt, die die Buchungen für alle Angebote in Peking bis März aussetzt. Damit kommt der Wohnungsvermittler aus San Francisco den örtlichen Vorschriften zur Eindämmung des Ausbruchs von Covid-19 nach (faz-net vom 10.2.2020).
Neueres zur Erforschung des Überträgers auf den Menschen
Bei ersten Untersuchungen auf dem Markt in Wuhan sind Fische und Wildtiere, darunter Geflügel, Igel und Schlangen als Überträger genannt worden. In Bezug auf letztere sind Virologen allerdings skeptisch, ob Corona Viren aus Reptilien überhaupt in der Lage sind, sich an menschliche Zellen zu binden und im menschlichen Gewebe zu vermehren. Deshalb gilt ein Säugetier als Überträger als wahrscheinlich.
Bei Sars 2002/3 waren Zivetkatzen, bei Mers 2012 Dromedare die Überträger. Und mit dem Schuppentier, Manis pentadactyla (siehe Bild oben), hat man jetzt offenbar einen heißen Kandidaten. „Es ist nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) das meist gehandelte bedrohte Wildtier der Welt. Acht Arten gibt es weltweit. Mehr als eine Million Exemplare des Säugetiers wurden demnach in den vergangenen zehn Jahren in Wäldern in Asien und Afrika gejagt, um sie in China und Vietnam zu verkaufen. Dort kommen ihre Schuppen in der traditionellen chinesischen Medizin … zur Anwendung – obwohl sie wie menschliche Fingernägel ausschließlich aus Keratin bestehen“ (faz-net vom 7.2.2020). Vielleicht erholen sich ja jetzt – auch zur Freude der Tierschützer – die Bestände der Manis sp.
Lösungsansätze
Neben der fieberhaften Arbeit an Impfstoffen weltweit geht es in Expertennetzwerken intensiv um die Entschlüsselung von Covid-19. So fand gestern und heute in Genf eine WHO-Konferenz mit Wissenschaftlern und Vertretern nationaler Gesundheitsministerien und internationalen Gesundheitsspezialisten statt. Das „Global Research and Innovation Forum“ habe zum Ziel, eine gemeinsame Agenda für die weltweite Erforschung des Corona Virus festzulegen, erklärte der WHO-Generaldirektor, Tedros Adhanom Ghebreyesus. Das Virus sei ein Feind der gesamten Menschheit und um es effektiv bekämpfen zu können, müsse man es besser verstehen (NZZ vom 10.2.2020).
Zum Schluss noch ein Spritzer Esoterik, am Besten humorvoll zu nehmen. DerStandard vom 10.2.2020 berichtet von einer Gruppe österreichischer Energetiker. Mit einem Brief fordern diese unter anderem Politiker im oberösterreichischen Landtag in Linz zum raschen Handeln auf. Als Lösung des Problems mit dem Corona Virus bieten sie eine Zahlenreihe an, die man sich merken und weiterverbreiten müsse. 537354 sind die Heilzahlen, „… die jeder so oft er kann, aufschreiben oder aufzeichnen soll: Auf und in Bahnhöfen, Flughäfen, Krankenhäusern, Schulen, Universitäten, Einkaufscentern oder Schwimmbädern. Mitgeschickt werden auch die entsprechenden Heil-Hieroglyphen, aber da es schnell gehen muss, reichen die Zahlen zum Schutz.“
Fortsetzung folgt sicherlich – hier
#PreppoKompakt
Abstand halten vom Covid-19, d.h. ihm auch nicht hinterher reisen. Sich aber auch bei der Aufnahme einschlägiger Nachrichten zurückhalten. Die nüchterne Betrachtung pflegen, Vorsichtsmaßnahmen ein- und den Optimismus beibehalten. Einfach das Problem nicht über- und auch nicht unterschätzen. Und immer wiedermal den Faktencheck der FAZ konsultieren und sich mit der NZZ auf dem Laufenden halten. Mehr ist momentan nicht zu machen.