Hinweise zum jung und gesund bleiben haben wir – so kommt es einem heute vor – schon vor grauer Vorzeit gegeben. Wir hatten im September, Oktober und November letzten Jahres – bevor das Corona Virus in die Lungen und unsere Köpfe eindrang – einen Zusammenhang zwischen dem Fasten und Wohlbefinden hergestellt (hier) und Slaven Stekovic sowie Rangan Chatterjee mit ihren einschlägigen Büchern zu Wort kommen lassen (hier, respektive hier leicht aufzufrischen).
Nun nehmen wir – angeregt und angespornt durch einen einfühlsam geschriebenen, pfiffig bebilderten Bericht in der „Frankfurter Allgemeine Quarterly“ vom 5.8.2020 (wiedergegeben auf faz-net hinter Schranke) – dieses Thema erneut auf. Alt werden, jung bleiben – ein passendes Motto/Motiv, gerade auch in Zeiten von Corona. Zufällig greift auch der WDR in einer 44minütigen, gestern spät abends in der ARD ausgestrahlten Reportage und Dokumentation das Thema wieder auf. Im Zungenschlag dabei noch ehrgeiziger: für immer jung. In faz-net vom 31.8.2020 gerade noch auf den letzten Drücker wohlwollend angekündigt.
Wirtschaftliche Aussichten in Zeiten von Corona
Schon Ende diesen Jahres könnte die Wirtschaft wieder das Niveau von 2019 erreichen, prognostiziert Andreas Peichl vom Ifo-Institut in München. Im Interview mit faz-net vom 30.8.2020 (hinter Bezahlschranke) erklärt er, woran das liegt. Dabei schätzt er selbst diese im Rahmen der seit 70 Jahren vom Institut praktizierten Unternehmerbefragungen erhobenen Zahlen als sensationell ein – was allein schon gewisse Zweifel an der Aussagekraft angebracht erscheinen läßt.
Auch das Kurzarbeitergeld spielt dabei eine Rolle. Dessen ins Auge gefasste Verlängerung bis Ende 2021 kann man aber abwägend – wie in der NZZ vom 26.8.2020 – auch negativ sehen. Nämlich, wenn das eigentlich sinnvolle Medikament zur Droge wird und einer Zombie-Ökonomie noch mehr Vorschub leistet.
Medizinische Gewißheiten in Zeiten von Corona
Angesichts der vielen Fragezeichen, die hinsichtlich der neuartigen Lungenerkrankung auch nach monatelangem Forschen immer noch existieren (hier festgehalten), ist ein Zusammenhang evident. So belegen Studien, wie DerStandard vom 13.8.2020 berichtet, eindeutig bei starkem Übergewicht/Fettleibigkeit einen schwereren Verlauf von Covid-19. Die Ursachen bleiben allerdings, wen wundert es, im Ungewissen.
Ob zu Zeiten von Corona oder nicht. Auch die Gefahren, die von einem zu hohen Zuckerkonsum ausgehen, sind evident. In faz-net vom 30.8.2020 wird das Buch „Zucker“* von James Walvin besprochen, erschienen 2020 im Oekom Verlag in München. Eine Geschichte über Macht und Versuchung, so der Untertitel. Zucker, bis ins siebzehnte Jahrhundert ein Luxusgut für gehobene Stände, ist heute als Massenprodukt eine der Hauptursachen für Volkskrankheiten, wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Damit hat der Zucker im Laufe der Zeit eine vergleichbare Karriere wie Zigaretten und Alkoholika hingelegt.
Die Spurensuche nach dem langen Leben
Artikel „Ewige Jugend“ vom 5.8.2020 – in Auszügen
Im eingangs erwähnten Artikel „Ewige Jugend“ im FAQ vom 5. August d.J. stammen die Texte von Sonja Kastilan und die Fotos von Joseph Kadow. Beides harmoniert in hohem Maße. Inhaltlich dreht es sich hauptsächlich um die Person von Steve Horvath, der 1967 in Frankfurt geboren wurde und seit 30 Jahren in den USA lebt und arbeitet. Ein herausragendes Ergebnis auf dem Gebiet der Altersforschung an der Universität von Kalifornien in Los Angeles ist seine sogenannte „epigenetische Uhr“. (Für diejenigen, die es genauer wissen wollen, hier eine weitere Quelle).
Damit bringt Horvath Zellen und Gewebe in eine chronologische Ordnung und bestimmt darüber das biologische Alter. So können zum Beispiel für Senioren typische Krankheiten erforscht werden. Und man kann überprüfen, ob mittels eines Präparates das Altern aufgehalten, die Uhr vielleicht sogar zurückgedreht werden kann. Jung und gesund bleiben. Zusätzlich zwanzig gute Jahre, das ist das Ziel von Steve Horvath.
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„Idealerweise würden Menschen vielleicht hundert Jahre alt werden, so lange recht gesund bleiben und dann einen schnellen, schmerzlosen Tod sterben. Heute brauchen wir zum Lebensende hin meist über Wochen und Monate intensive Behandlung, und die ist teuer.“ Damit formuliert Horvath, warum das gesunde Altern zugleich ein dringendes gesellschaftliches Anliegen sein müsste.
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Für ihn persönlich kommt hinzu: „Der Wissenschaftler verzichtet … auf Zucker und schwört auf eine einfache Form des Fastens, die er vor einem halben Jahr für sich entdeckte: Zwischen einem frühen Abendessen und dem Frühstück lässt er mindestens zwölf Stunden verstreichen … . Ich hielt das zunächst für eine Spinnerei, jetzt wünschte ich mir, ich hätte dieses nächtliche Fasten schon mit vierzig praktiziert, … sagt er, nachdem er sich so vom Vorstadium einer Diabetes befreien konnte.“
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„Welche Dramen das Alter bringt, erlebt der Biostatistiker zurzeit in der eigenen Familie. Von der Pandemie ausgebremst, musste Horvath alle Reisen absagen und in Los Angeles ausharren, während sein Vater in Deutschland mit dem Tod ringt. Ein Schlaganfall hatte den 86-Jährigen in die Notaufnahme gebracht, und im Krankenhaus steckte er sich prompt mit dem Coronavirus an. … Covid-19 ist überstanden, seit einem weiteren Infarkt wagt aber niemand mehr, sich große Hoffnungen zu machen … .“
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Wie gut Text und Bild im Artikel harmonieren läßt sich am abgebildeten „Jungbrunnen“ von Lukas Cranach (dem Älteren) aufzeigen. „Das Gemälde aus dem Jahr 1546 lässt Frauen hässlich, alt und gebrechlich ins Becken steigen, aus dem sie verjüngt und schön wieder herausklettern; Männer können sich das Bad sparen, sie profitieren anscheinend von den attraktiven Gespielinnen.“ Die Betrachterin in der Berliner Gemäldegalerie, sichtlich vertieft, siniert über die Sehnsucht nach ewiger Jugend.
Die beiden nachfolgenden WDR-Fernsehproduktionen sind übrigens inhaltlich nahe beieinander. Auch der eben ausgewertete Artikel enthält redundante Informationen. Fast wie in einer Vorlesung mit Übungen kann so der Wissensstoff aufgenommen, vertieft und gefestigt werden. Zur Tonspur eine kleine Anmerkung vorneweg: Steve Horvath hört sich an wie Boris Becker – nur Tennis kommt in seinem Vokabular nicht vor.
WDR-Video über jung und gesund bleiben aus der Reihe „Quarks“ vom 15.1.2019
Im WDR-Video informiert Ranga Yogeshwar in neun Lektionen ausführlich und kompetent über die Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben (vom 15.1.2019 – verfügbar bis 15.1.2024).
ARD-Story „für immer jung“ vom 31.8.2020
Die aktuelle Reportage und Dokumentation in der ARD vom 31.8.2020 (in der Mediathek verfügbar bis 31.8.2021), basiert eindeutig auf dem 2019er WDR-Beitrag. Das Schwergewicht liegt wiederum auf Steve Horvaths Traum und seiner molekularen Uhr. Zur Gänze echt sehenswert, als kleine Hilfestellung Zeitangaben (ca.) zu den handelnden Personen/Einrichtungen.
- Prof. Christoph Englert vom Leibniz-Institut für Altersforschung in Jena berichtet über seine Forschung an Fischen (ab 7:25).
- Bobby Brooke, CEO der Firma „Intervene Immune“ in Kalifornien (ab 10:50) sieht Stärkung des menschlichen Immunsystems als Chance.
- Prof. Florian Heidel, Universitätsklinikum Jena (ab 14:00) zu den Risiken. Ebenso Prof. Englert (ab 14:30).
- Forschungsvorhaben der Tech-Firmen im Silicon Valley, wie Google (ab 15:00). Shelley Buffenstein, Calico – Tochterunternehmen von Google – forscht an Nacktmullen (ab 15:30).
- Steve Horvath zum alterslosen Menschen (ab 18:00). Vera Gorbunova, Universität Rochester, forscht am Stoff Hyaluron (ab 18:30).
- Frage: Wird gesundes Altern zum Statussymbol? (Ab 20:00) dazu Steve Horvath. Zur Rolle des Blutes (ab 21:20) Prof. Tony Wyss-Corey, gebürtiger Schweizer, Stanford Universität, aus Sicht der Hirnforschung. An Versuchen mit Mäusen nachgewiesen, junges Blut hält die Stammzellen vital. Kampf gegen Alzheimer.
- Globales Geschäft ist eine Milliardenbranche (ab 26:20). „Life-Science-Industrie ist gierig und will Geld verdienen.“ (Ab 29:00). „Auch viele Forscher in Kalifornien glauben an die Unsterblichkeit, vielleicht weil das Jenseits für sie nicht existiert.“ (Ab 30:00).
- Der britische Bioinformatiker Aubrey de Grey (ab 30:10): es gibt kein Limit. Der Schweizer Physiker und Philosoph Eduard Kaeser zur Frage der Sinnhaftigkeit (ab 32:20): Kritik an der Lebensverlängerungsindustrie. Pro: Michael Greve, Investor (ab 34:00). Ziel Verlängerung der gesunden Lebensspanne, dadurch auch Vermeidung von Krankheitskosten. Altern wird selbst als eine Krankheit begriffen.
- Widerspruch von Prof. Englert (ab 35:00). „Lebensspanne einer Spezies muss endlich sein.“
- Die eineiigen Zwillinge Steve und Markus Horvath kommen zum Ende des Films (ab 37:00) etwas kurios als Vampire verkleidet am Strand zu ihrer Geburtstagsfeier zusammen. Die 51 Jahre laut Geburtsurkunde und epigenetisches Alter differieren: Markus ist demzufolge 49 und Steven 55 Jahre alt.
Meinem alten Schul- und Studienfreund Hajo gewidmet, der heute seinen Geburtstag feiern kann. Gewiß nicht am Meeresstrand im Vampirskostüm wie die Horvath-Zwillinge in der Reportage.
Und hier geht es weiter
#PreppoKompakt
Die Sehnsucht nach ewiger Jugend und Unsterblichkeit lebt und treibt Blüten. Dabei aber bitte nicht übertreiben.
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