Gibt man bei Google den Begriff Schlafstörung ein, so erhält man rund vier Millionen Ergebnisse. Das ist nicht wenig und läßt vor allem Rückschlüsse auf die große Betroffenheit zu. Wer von Natur aus einen gesunden Schlaf hat, fällt aus allen Wolken. Offensichtlich sind Schätzungen, die von einem Drittel der Bevölkerung in Deutschland mit Schlafstörungen ausgehen, keineswegs übertrieben. Die Ursachen für Schlaflosigkeit sind manigfaltig. Fraglos wird das individuelle Wohlbefinden dadurch stark beeinträchtigt.
Spielarten von Schlafstörungen
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und -medizin (DGSM) befasst sich mit der wissenschaftlichen Erforschung des Schlafes und seiner Störungen sowie mit der klinischen Diagnostik und Therapie von Schlaf-Wach-Störungen. Diese können psychische oder organische Ursachen haben und gliedern sich in Dyssomnien, Parasomnien und Schlafstörungen bei organischen und psychiatrischen Erkrankungen. Auf dem 27. DGSM-Kongress vor 10 Tagen in Hamburg wurde im Festvortrag das Leben nach der inneren Uhr – „frei von beruflichen, sozialen und ökonomischen Zeitgebern“ – propagiert, um Lebensqualität und Gesundheit zu steigern. Gänzlich frei von Zeitgebern und Zwängen, ein Privileg, das nicht allen Menschen, erst recht nicht „lebenslang“ zuteil wird.
Ursachen von Schlafstörungen
Als Ursachen für Schlafstörungen werden laut Wikipedia äußere Faktoren, z.B. nächtlicher Lärm, eine helle Straßenbeleuctung, und Verhaltensfaktoren, z.B. mangelnde Schlafhygiene, sowie biologische Faktoren unterschieden. So werden unter anderem die Nähe zu Windkraftanlagen – faz.net vom 8.7.2019 (hinter Bezahlschranke, ebenso der nachfolgende Link), bei Frauen die Hormonumstellung in den Wechseljahren – faz.net vom 10.7.2019, zuviel Medienkonsum via Fernsehen oder Internet sowie der Straßenverkehr – faz.net vom 26.8.2019, thematisiert.
Spezialfall Umstellung auf Sommer- und Winterzeit
Auch die seit 1980 bei uns praktizierte Zeitumstellung beeinflußt das Schlafverhalten. Die Apotheken Rundschau (siehe Artikel vom 22.10.2019) führt auf Grundlage einer bei der GfK, Nürnberg, in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage hierzu aus: „… 70 Prozent würden die Uhrumstellung am liebsten ganz abschaffen. Und 24 Prozent gaben an, sie bräuchten meist mehrere Wochen, um sich an die Umstellung zu gewöhnen. Noch größer ist der Anteil jener, die zumindest einige Tage über Schlaf- und Befindlichkeitsstörungen klagen.“ Und weiter: „Viele Studien deuten darauf hin, dass in der Woche nach der Umstellung mehr Herzinfarkte auftreten, Verkehrsunfälle sich häufen und mehr Menschen unter depressiven Verstimmungen leiden. Andere Untersuchungen widersprechen.“
Professor Horst-Werner Korf, ehemaliger Direktor des Dr. Senckenbergischen Chronomedizinischen Instituts an der Universität Frankfurt, äußert sich an gleicher Stelle unzweideutig: „Die Umstellung ist ein Stressor für die innere Uhr, für Gesundheit und Wohlbefinden … und nur zu rechtfertigen, wenn es dafür einen Nutzen gibt. Den gibt es aber nicht.“
Seit 1996 wird in allen EU-Mitgliedstaaten am selben Tag die Zeit umgestellt. Nun ergab eine Umfrage unter EU-Bürgern im Jahr 2018 ein klares Votum für die Abschaffung der Zeitumstellung. Die Europäische Kommision arbeitet gegenwärtig daran, noch ist allerdings unklar, wie die neue Regelung aussieht und wann sie in Kraft tritt. Vielleicht kann es ja Ursula von der Leyen richten.
Einfacher Selbst-Test
Ein Selbst-Test – Wie gut schlafe ich? – wird in der Apotheken Umschau vom 16. September 2019 auf den S. 15 und 17 beschrieben (basierend auf der sog. Regensburger Insomnie-Scala aus 2013 von T. Crönlein et al). Beim Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e.V. (BSD), Ostfildern, ist er leicht abgewandelt als pdf verfüg- und herunterladbar. Bei mehr als 12 Punkten sollten Sie Ihren Hausarzt konsultieren, der gegebenenfalls einen Schlafmediziner als Facharzt zu Rate ziehen kann.
Zu den Folgen eines gestörten Schlafs
Schlafstörungen, gesehen als fehlende Erholsamkeit des Schlafes, beeinträchtigen laut Wikipedia kurzfristig die menschliche Leistungsfähigkeit und können mittel- oder langfristig auch zur Verschlechterung oder zum Neuauftreten von Krankheiten führen. „Schlafstörungen erreichen dann Krankheitswert, wenn diese Ursache körperlicher oder seelischer Beeinträchtigungen sind und auch subjektiv von den Betroffenen als krankhaft empfunden werden.“
Schlaf ist zudem für die Abwehr von Krankheitserregern wichtig. Dies belegt eine Untersuchung an der Universität Tübingen über die Wirkung von Hepatitis-Impfungen bei Personen mit wenig und mit normalem Schlaf, die von Professor Jan Born durchgeführt wurde (Apotheken Umschau vom 15. September 2019, S. 13).
Lösungen für einen gesunden Schlaf
Es gibt schon (fast) zuviele Medien und Institutionen, die Informationen rund um den gesunden Schlaf anbieten, erst recht wenn das Internet ins Spiel kommt. Deshalb werden hier nur ein paar gute Ratgeber beispielhaft genannt.
So hält die schon mehrfach erwähnte Apotheken Umschau mit der Aufforderung „Denk dran!“ eine einfache Check-Liste vor. Und auch für die FAZ ist es immer einen Artikel wert, wenn Tipps für einen guten Schlaf gegeben werden (faz.net vom 5.5. und faz.net vom 20.5.2019, jeweils hinter Bezahlschranke) oder über die Hilfe im Schlaflabor berichtet wird (faz.net vom 18.10.2019). Natürlich prüft die Stiftung Warentest ihrem gesetzlichen Auftrag gemäß auch Schlafmittel und bewertet diese. Zudem hat sie in einem Special zehn Tipps gegen Schlafstörungen parat (am 13.10.2015 auf test.de erschienen und am 26.9.2018 aktualisiert).
Einen fundierten Rat geben die interdisziplinär zusammengesetzten Mitglieder der DGSM für Schlafstörungen in 11 Ausrichtungen: im Alter [PDF], von Frauen [PDF], bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen [PDF], bei Schichtarbeit [PDF], Ein- und Durchschlafstörungen [PDF], Restless Legs Syndrom und periodische Gliedmaßenbewegungen [PDF]. Weiterhin die Untersuchung im Schlaflabor [PDF], Parasomnien [PDF], Narkolepsie [PDF], Schnarchen [PDF] und Obstruktive Schlafapnoe [PDF]. All dies kann ganz einfach durch einen Klick auf PDF heruntergeladen werden.
Für den, der es noch genauer wissen will oder muss, weil er beruflich damit zu tun hat, sind die Zeitschrift „Somnologie“ (Springer-Verlag) und das „Kompendium Schlafmedizin“ (ecomed Medizin Verlag) der DGSM das Richtige.
Zum Schluß das Sahnehäubchen
Den Hängematten-Hirneffekt beziehungsweise Schaukelschlaf beschreibt Joachim Müller-Jung Anfang des Jahres fast schon euphorisch (siehe faz.net vom 24.1.2019). Dabei seien Konstanz und Ausdauer der Schaukelbewegung ein entscheidender Faktor. „Nicht nur leichteres Einschlafen und weniger Aufwachen – auch die im Schlaf übliche Konsolidierung des Gedächtnisses profitiert stark davon.“ Er bezieht sich auf an den Universitäten Genf und Lausanne durchgeführte Versuche mit achtzehn freiwilligen Probanden und diversen Mäusen. Wenngleich noch nicht feststehe, ob auch Menschen mit schweren Schlafstörungen davon profitieren, laut Müller-Jung „… bestätigen die systematischen Hirnuntersuchungen im Schlaflabor doch, was mancher schon am eigenen Leib in der Hängematte oder im Wasserbett erfahren hat: Die rhythmische Bewegung fördert den Schlaf. Und zuallererst das schnelle Einschlafen.“
Zumindest die Hängematte tagsüber kann auch ich persönlich nur empfehlen, habe es ausgiebig in den Sommermonaten mit Schlummern und Lesen ausprobiert. Übrigens widme ich diesen Beitrag zu Schlafstörungen meinen Freundinnen und Freunden des Literaturzirkels, die im Anschluss an die ansprechende Lektüre von „Die Liebe im Ernstfall“* vor drei Tagen den Anstoss dazu gaben.
#PreppoKompakt
Schlafstörungen sind weit verbreitet, mit in der Regel gravierenden Folgen. Ein einfacher Selbst-Test schafft Gewissheit, wie auch die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung durch Haus- oder Facharzt. Bewährte Problemlösungen sind auf jeden Fall verfügbar.
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