Spitz-findig-keit #142

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute am 1. Advent begeben wir uns dafür in die Niederungen der bundesrepublikanischen Parteipolitik und runden das Ganze mit der Betrachtung einer New Yorkerin ab.

1. Spitz-findig-keit

„Grüne canceln Konrad Adenauer“, schreibt die NZZ vom 26.11.2023 unter Bezugnahme auf den jüngsten Bundesparteitag der Grünen. „Kurzum: In Karlsruhe zeigen sich die Grünen nervös, verunsichert und zerrissen. Jahrelang konnte die Partei Wahlsieg über Wahlsieg feiern. Seit sie aber höchste Ämter in der Republik übernommen hat und nicht mehr nur fordern kann, sondern auch liefern muss, zerreiben sich die Grünen zwischen dem eigenen Selbstanspruch und der Erwartungshaltung der Bürger.“

Sich nicht bei den Konservativen anbiedern zu wollen führt zu einem Änderungsantrag im grünen Europawahlprogramm, wo ursprünglich Konrad Adenauer, CDU, der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, mit „Die Einheit Europas war ein Traum von Wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für Viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle“ zitiert wurde. Inhaltlich problemlos, stören sich einige an der Person Adenauers, der ja „… bekanntlich kein Feminist gewesen“ sei. Dem Änderungsantrag stimmen die Parteitagsdelegierten dann am Ende mehrheitlich zu.

2. Spitz-findig-keit

Dazu passend in aufsteigender Reihung die zehn dümmsten Sprüche/Zitate aus den vier Karlsruher Tagen mit den 825 Delegierten der Grünen. Festgehalten auf der Achse des Guten am 27.11.2023 vom geübten Protokollanten des Irrsinns, Claudio Casula (hier als Zugabe seine November-Chronik).

Die Plätze 10 und 9 belegen Äußerungen zu Adenauer, letztere von Claudia Roth, die feststellt, dass er ganz viel von den Grünen hätte lernen können. Die Plätze 3 und 1 gehen, nicht wirklich überraschend, an die Parteivorsitzende Ricarda Lang und den Platz 2 nimmt, fast schon standes- und ebenfalls erwartungsgemäß, Annalena Baerbock ein. Traurig aber wahr – sonst dazu kein Kommentar von hier.

3. Spitz-findig-keit

Susan Sontag (1933 – 2004) hält heute genau vor 62 Jahren in ihrem Tagebuch in Paris folgendes fest (S. 566, zur Person S. 657, im schon mehrfach herangezogenen „Buch der Tagebücher“, u.a. in der #124): „Als Schriftsteller muß man vier Personen sein: 1) der Verrückte, Besessene 2) der Schwachsinnige 3) der Stilist 4) der Kritiker – 1 sorgt für das Material, 2 läßt es heraus, 3 ist der Geschmack, 4 die Intelligenz. Ein großer Schriftsteller, hat alle vier in sich – aber man kann auch ein großer Schriftsteller sein, wenn man nur 1 und 2 hat, sie sind am wichtigsten.“

In Wikipedia ist ausführlichst das Leben, Wirken und Sterben dieser US-amerikanischen „femmes des lettres“ beschrieben, deren Eltern jüdisch-europäischer Herkunft waren und ein Pelzhandelsunternehmen in China betrieben. Ein echt wildes Treiben mit einer von Kindesbeinen an ausgeprägten literarischen Frühreife, wechselnden Partnerschaften (m,w) und Wohnsitzen sowie einer lebenslangen, ja sogar über den Tod hinaus wirkenden Reiselust (in New York geboren und gestorben, aber in Paris begraben).

Und hier geht es schwungvoll weiter.

#PreppoKompakt

Wie leicht haben es heute doch im direkten Vergleich „große“ Politikerinnen in Deutschland. Möge jede/jeder sich selbst ausmalen, was dafür ausreicht.

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