Spitz-findig-keit #196

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute machen wir lieber unseren sonntäglichen Spaziergang, schauen wie Taylor Swift abgeschnitten hat und hören aus einem berufenen Munde, was Cannabis so alles bewirken kann.

1. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 7.12.2024 über die Wirkungen des Spazierengehens. „Kaum eine Beschäftigung wird so unterschätzt wie das Spazieren. Zu Unrecht. Die absichtslose Bewegung unter freiem Himmel ist ein geistiger Jungbrunnen.“

Die Gehirnleistung profitiert davon, dies ist wissenschaftlich belegt. Wir Menschen schneiden während oder nach einem Spaziergang besser bei Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstests ab. In einer Studie an der Universität Stanford in Kalifornien/USA wurde der Einfluss des Spazierens auf die Kreativität untersucht.

„Die Probanden wurden in vier Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe lief einige Minuten auf einem Laufband in einer Turnhalle, die zweite Gruppe sass in einem Innenraum, die dritte Gruppe spazierte über das Universitätsgelände, und die vierte Gruppe wurde in einem Rollstuhl draussen herumgefahren. Währenddessen sollten die Probanden möglichst viele Analogien zu drei Begriffen finden. Je mehr gute Vorschläge jemand fand, desto höher wurde seine Kreativität bewertet.“

Dabei waren die Probanden in den beiden Gruppen, die herumliefen, deutlich kreativer: „Sie erzielten im Durchschnitt 60 Prozent bessere Ergebnisse als die sitzenden Probanden. Am besten schnitten jene ab, die unter freiem Himmel spazierten. Spazieren fördert das Denken aus mehreren Gründen. Beim Gehen pumpt das Herz schneller, was zu einer besseren Durchblutung und Sauerstoffversorgung aller Organe, einschliesslich des Gehirns, führt. Gleichzeitig ist Spazieren ein automatisiertes Verhalten, das kaum anstrengend ist.“ So die Arbeits- und Organisations­psychologin Nicole Kopp in der NZZ.

2. Spitz-findig-keit

DerStandard vom 9.12.2024 berichtet über die heute vor einer Woche in Vancouver/Kanada zu Ende gegangene „Eras Tour“ von Taylor Swift.

„Die Konzertreihe der Popikone spielte nach Schätzungen der Branche mit mehr als zehn Millionen verkauften Tickets rund zwei Milliarden Dollar (rund 1,9 Milliarden Euro) ein, was sie zur umsatzstärksten Tournee der Geschichte macht. … Seit März 2023 stand Swift dafür bei rund 150 Konzerten auf fünf Kontinenten auf der Bühne und gab in dreistündigen Shows in aufwendigen Kostümen die besten Songs aus ihrer 18-jährigen Karriere zum Besten. Fans reisten dafür extra an, übernachteten in Hotels, besuchten Restaurants und kurbelten damit die lokale Wirtschaft an.“

Ihre sieben Konzerte in Gelsenkirchen – in der #175 festgehalten -, München und Hamburg waren innerhalb von Minuten ausverkauft, drei in Wien geplante Konzerte fielen nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen ins Wasser. In Vancouver stimmten die Besucherinnen und Besucher des Konzerts verfrüht ein „Happy Birthday“ für Swift an, die erst vor zwei Tagen – am Freitag, den 13. – 35 Jahre alt geworden ist. Die erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten konnte sie indessen auch mit ihrer riesigen Fangemeinde zuhause – wir haben in der #151 darüber räsoniert – nicht verhindern.

3. Spitz-findig-keit

Eindrückliche Schilderung der Cannabis-Erfahrung in faz-net vom 13.12.2024 (hinter Schranke). „Im April dieses Jahres trat das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis in Kraft. Es erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen den privaten Besitz und Anbau von Cannabis in Deutschland. Befürworter erhoffen sich von der Gesetzesänderung eine Entkriminalisierung des Konsums. Gegner sehen in der Legalisierung ein großes gesundheitliches Risiko im Speziellen für Jugendliche, die einfacher an den Stoff kommen könnten. Cannabis kann nämlich Psychosen hervorrufen, die lang, manchmal lebenslang zu Leid führen. Bei mir war das so“, schreibt der namenlos bleibende Autor, der seit seiner frühen Jugend Cannabis konsumiert hat.

Für seine Eltern, „Achtundsechziger“, sei dies kein Problem gewesen, solange die schulischen Leistungen in Ordnung waren. Er beschreibt dann verschiedene Lebensstationen: das Auslandsjahr an der Universität in Kopenhagen/Dänemark mit der Besonderheit „Christiania“ – in der #161 festgehalten -, seine Zeit in der geschlossenen Station einer Psychiatrie und nach Rückkehr an die Heimatuniversität.

Sein Fazit: „Das Gefährliche an Cannabis ist, dass es sich nicht so gefährlich anfühlt. Der Schaden, den es im eigenen Leben anrichtet, erstreckt sich aber oft über lange Zeiträume: der bekiffte Frosch im warmen Wasser. Cannabis wirkt unterschiedlich in den verschiedenen Gehirnen, die wenigsten Konsumenten erleben, was ich erlebte. Aber ich musste auf die ganz harte Tour lernen: Man kann nie wissen, ob es einen erwischt.“

#PreppoKompakt

Spazierengehen wird in seinen positiven Wirkungen genauso unterschätzt, wie Cannabis in seinen negativen Folgen. Ein namenloser Leserkommentar auf faz-net bringt es so auf den Punkt: „Die Legalisierung von Cannabis ist wohl das irrste was unserer Ampel eingefallen ist. Alkohol und Rauchen sind schon schlimm genug (ich selbst bin Raucher) und jetzt noch die Legalisierung einer leichten Droge. Außerdem wundert es mich doch sehr, dass die gesundheitlichen Kosten auch hier wieder einmal von allen zu tragen sind und nicht von denjenigen, die es selbst verursacht haben. Eigenverantwortung ist diesbezüglich wieder einmal ein Fremdwort….“.

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