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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute, zwei Tage vor Jahresende, geht es dafür ums Trinken in bestimmten Kreisen – in einem Halbsatz auch ums Rauchen – sowie ums Fliegen.
1. Spitz-findig-keit
Trinkgewohnheiten von berühmten Dichtern und Denkern – die NZZ vom 15.12.2024 glänzt aus der Feder von Paul Jandl mit einer Buchbesprechung: „Trinken wie ein Dichter.* 99 Drinks mit Jane Austen, Ernest Hemingway & Co.“ (Herausgegeben von Apollo Publishers, Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2024, 224 S., 24 €).
„Das Buch … bietet aufschlussreiche Einblicke in die Trinkgewohnheiten berühmter Schriftsteller. Mit 99 Rezepten kann man sich quer durch die Literaturgeschichte bechern.“ Ins Glas schauen kann man unter anderem William Shakespeare, Marguerite Duras, Jack Kerouac, Raymond Carver, Thomas Bernhard, Oskar Wilde, Richard Hughes, Anthony Burgess, ja selbst unserem Dichterfürsten Goethe, einem der größten Weintrinker seiner Zeit.
„Richtig literarisch trinken kann man mit Friedrich Dürrenmatt.“ In seiner Erzählung „Die Panne“ hat er ein Gelage beschrieben: „Vier Gäste teilen sich da zwölf Flaschen Grand Crus, darunter einen Château Margaux.“ Im richtigen Leben hatte der Schweizer Schriftsteller wegen einer Diabetes „… am Ende nur noch wenig von seinem luxuriös bestückten Rotweinkeller.“ Es geht noch tragischer: so lag Joseph Roth am Ende seiner Trunksucht, er bevorzugte übrigens Pernod, mutterseelenallein in seinem winzigen Pariser Zimmer und starb.
Lieber kein Nachmachbuch
Paul Jandl beschreibt „Trinken wie ein Dichter“ als Nachmachbuch. „Zumindest so lange, bis der Arzt einschreitet. Wer schon nicht schreiben kann, wird hier selbst mit einem Goethe mithalten.“ Ich aber sage, bitte nicht nachahmen! Nicht das ganze Jahr oder sogar das ganze Leben über Alkohol trinken. Vielleicht gerade noch an Sylvester und dann nur und ausschließlich zum Abgewöhnen. Klassiker lesen ja, aber wie sie trinken/bechern nein.
2. Spitz-findig-keit
DerStandard vom 23.12.2024 unter der Überschrift „Prosit Neujahr. Für Alkohol gibt es immer einen Grund: Matt Elliotts ‚Drinking Songs'“. Der britische Musiker hat aus seinem 2005 erschienenen legendären Dark-Folk-Album Göttersongs das Lied „The Kursk“ neu eingespielt. Das russische Atom-U-Boot war 2000 unter tragischen Umständen gesunken und hatte 118 Männer in den Tod gerissen, auch weil Russland sich jeder westlichen Hilfe verweigerte.
„It’s cold I’m afraid
It’s been like this for a day
The water is rising and slowly we’re dying
We won’t see a light again
We won’t see our wives again“
Gut 15 Minuten lang variiert Elliott in „The Kursk“ diese fünf Liedzeilen. „Mit etwas weniger tiefer Stimme findet sich in Matt Elliott ein würdiger Schüler von Brummelkaiser Leonard Cohen. So wie dieser weiß er zudem, mit dem getragenen Walzerrhythmus etwas anzufangen. Das ist zum Heulen schön.“ Meint Christian Schachinger.
Drei Leserkommentare mit viel Schmäh
Von „no clue“:
Ich wach‘ auf am Nachmittag, der Sodbrand ist enorm
Ja, gestern war ich wieder gut in Form
Im Gaumen sitzt der Belzebub, das Aug‘ ist dunkelrot
Die Hypophyse spielt das Lied vom Tod
Während ich mich übergeb‘, schwör‘ ich mir ferngesteuert
Sofern den Tag ich überleb‘, es wird nie mehr gefeiert
Weil morgen, ja morgen, fang‘ i a neues Leben an
Und wenn net morgen, dann übermorgen, oder zumindest irgendwann
Fang i wieder a neues Leben an.
Von „Weinzierlkurti“:
…als Student und einige Zeit danach hab ich gesoffen dagegen is ein Bentley Mulsanne Speed mit seinen 14.6l a Lercherschas…nur das hat sich nach einiger Zeit aber aufgehoert…der Grund – mir gehen Hangovers extrem auf die Nerven…heut trink ich sehr gemaessigt, es darf aber dann auch nur etwas sehr gutes ins Glaserl… .
Von „Hakon“:
„Für Alkohol gibt es immer einen Grund“ – gewagte Überschrift wen man bedenkt, das(s) Österreich ein echtes Alkoholproblem hat.
3. Spitz-findig-keit
Wer wollte nicht schon immer mal die Burg Hohenzollern umrunden – mit dem Schwarzwälder Boten vom 22.12.2024 kein Problem. Als Vehikel dient ein Motorflugzeug mit einer großen Spannweite der Flügel, die es erlaubt bei rund 1000 Meter Höhe auch ohne Motor bis zu 26 Kilometer weit zu gleiten. Der nette Bericht über einen solchen Rundflug mit interessanten Bildern und kleinem Video stammt von Salome Menzler, die auch feststellt, dass die Zeit dabei wie im Fluge vergeht. Erlebt hat sie das mit einem Piloten der Flugsportvereinigung (FSV) Wächtersberg, erwähnt wird zudem der Aero-Club Klippeneck.
Mitgliederwerbung
Solche Flüge werden auch vom Albstädter Luftsportverein (LSV) Degerfeld an „Flugtagen“ einmal im Jahr angeboten. Die Vereinsmitglieder hingegen kommen von Frühjahr bis Herbst an Wochenenden und Feiertagen in den Genuß – und in aller Regel wieder heil am Boden an. „Du möchtest selber fliegen, mitfliegen oder hast Fragen? Wir sind immer für dich erreichbar und freuen uns auf deine Nachricht“, ist auf der Seite des LSV zu lesen.
#PreppoKompakt
„Wer wird denn gleich in die Luft gehen“, so oder so ähnlich wurde für die Zigarettenmarke „HB“ jahrzehntelang geworben. Mein unaufdringlicher Rat: Lieber in die Luft gehen und das Rauchen – von Cannabis etc. sowie Zigaretten, auch nicht E-Z. – wie das Trinken von Alkohol bleiben lassen. Damit fährt man gut und kann gesund alt werden, ja alt werden und jung bleiben.
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