Spitz-findig-keit #199

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute blicken wir dafür nochmal auf die Chronik des Irrsinns, lernen was mit Memes anzufangen und fahren Ratschläge aus Großbritannien und Norwegen ein.

1. Spitz-findig-keit

Die Chronik des Irrsinns vom Dezember 2024 mit 54 Fällen mit den üblichen Verdächtigen auf der Achse des Guten am 31.12.2024. Nach ganzen vier Jahren definitiv der letzte von Claudio Casula dokumentierte Monat. Ein einziges Beispiel daraus möge genügen: „Ein Bauingenieur muss in Haft, weil er Manuela Schwesig eine ‚Märchenerzählerin‘ genannt hat, die ‚dummes Zeug‘ erzählt. Ein Rentner muss 800 Euro blechen, weil er in einer Mail schrieb, ‚böse Zungen‘ würden meinen, Annalena Baerbock sei ‚beim Trampolinspringen zu oft an die Zimmerdecke geknallt‘. Es wird immer absurder, wie Majestätsbeleidigungen sanktioniert werden.“

Erst Merkel weg, dann die Ampel weg – nach der Bundestagswahl am 23. Februar geht es bald wieder normaler/rationaler/vernünftiger in der Politik zu, hoffe ich doch.

2. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 29.12.2024 über die fünf gängigsten Memes des Jahres 2024. Nach Wikipedia sind Memes „… eine Form der Bildkommunikation. Da sie die visuelle Komponente der Kommunikation besonders stark betonen und zumeist nur mit wenig Text arbeiten, können sie transkulturell und translingual wirken. Es ist relativ einfach, selbst ein Meme zu erstellen, weshalb Memes eine Form der Kommunikation sind, an der grundsätzlich relativ viele Menschen partizipieren können.“

Der NZZ-Artikel zeigt auf, was aus Bildern im Internet so alles werden kann. So wird zum Beispiel aus der Szene mit dem in Pennsylvania am Ohr verletzten Wahlkämpfer Donald Trump auf einmal Vincent van Gogh. Und aus der Australierin Rachael „Raygun“ Gunn, die im Breakdance in einer Känguru-Pose in Paris über die olympische Bühne hopste, ein Dinosaurier aus dem Film Jurassic Park oder eine Zombie-Tänzerin an der Seite von Michael Jackson.

„Über Wochen oder Monate schwirren sie durch Social Media. Menschen posten, teilen, bearbeiten sie – bis sie losgelöst von der Nachricht funktionieren. Besonders erfolgreiche Memes finden den Weg zurück in die Offline-Welt, man findet sie auf Postern, T-Shirts, Tassen.“

3. Spitz-findig-keit

Britische Lebensweisheit

Monty Python – Always Look On The Bright Side Of Life (Official Lyric Video) – 2,9 Mio. Aufrufe seit 9 Jahren auf dem 3:38 Minuten langen YouTube-Video. Ein ausgezeichneter Mut- und Stimmungsmacher.

Darauf gekommen bin ich durch meinen kleinen Bruder, der in Hamburg lebt und arbeitet. Im Brief an seinen großen Freundes- und Kollegenkreis zum Jahresbeginn hat er unter anderem festgehalten: „Schon wieder haben wir einen kleinen Stern im äußeren Spiralarm einer unbedeutenden Galaxis umrundet. Nicht unbedingt durch unser Zutun, eher durch Zufall. Blickt man auf die letzte Umrundung zurück, ist meist nicht genau auszumachen, was Zufall und Absicht war. Trotzdem hat es sich wieder mal gelohnt, sich bei der rasanten Fahrt an der Erde festzuklammern und alles so zu nehmen und zu feiern wie es kommt. Oder man hält es mit Monty Python und dem Galaxy Song.“

Von dort war es für mich – selbst in Lichtjahren gemessen – nur noch ein klitzekleiner Schritt zur „Bright Side Of Life“.

Ratschlag aus Norwegen

Wer es gerne etwas theoretisch-wissenschaftlicher mag, der findet in der NZZ vom 3.1.2025 ein Interview mit Tatjana Schnell, Professorin für existenzielle Psychologie an der privaten MF Universität für Theologie, Religion und Gesellschaft in Oslo. „Kriege, Krisen, Katastrophen: Wie finden wir trotz dieser Vorkomnisse einen Sinn im Leben?“

Die Antwort kurz und knapp zusammengefasst: „Es tut gut, zu glauben, dass alles gut ist, wie es ist, dass wir alles unter Kontrolle haben – es entlastet mich davon, selbst etwas dazu beizutragen oder mich infrage stellen zu lassen.“ Aber: „Positive Illusionen haben auch negative Folgen. Wenn wir zu optimistisch sind, bringen uns schwierige Ereignisse leichter aus dem Gleichgewicht. Wir benötigen zwar Zuversicht und das Gefühl, Kontrolle über unser Leben zu haben, aber es sollte gepaart sein mit einer realistischen und selbstkritischen Haltung.“

Widmung

Maria und Ottmar gewidmet, die gegenwärtig in Australien herumturnen. Auch damit sie uns beim Wiedersehen in Brüssel im Mai den Känguru-Sprung/Gang von Raygun perfekt präsentieren können. In alter Freundschaft.

Und hier geht es prominent und keinesfalls weniger spitzfindig weiter.

#PreppoKompakt

Na also, jetzt wissen wir wie es geht. Halten wir uns daran.

Eine Antwort

  1. Besten Dank für die nette Widmung. Wir sind zwar gerade im Kangaroo Valley, haben allerdings noch keine frei hüpfenden Kängurus gesehen. Trotzdem sind Landschaft, Flora und Fauna in „NSW“ (New South Wales) faszinierend. Kein Wunder: Auf dem 33. Breitengrad gibt es auch auf der Nordhalbkugel spannende subtropische Regionen. Heute kam noch ein Temperatursturz von 37° auf bis zu 17°C hinzu.
    Aber kein Neid: Auch in Deutschland wird es bald wieder wärmere Zeiten geben. Hoffentlich nicht zu warm.
    Ottmar

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