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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute arbeiten wir dafür ein kleinwenig unsere jüngere Vergangenheit auf und lernen wieder etwas dazu. Die Aufarbeitung der 80 Jahre zurückliegenden Befreiung des Arbeits- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am letzten Montag, haben, wie die NZZ gleichentags mit einem Video unterlegt berichtet, die polnischen Organistoren mit Hilfe von vier (von nur noch rund fünfzig) Überlebenden ein- und nachdrücklich gestaltet. Die Politiker durften im Beisein von internationaler Prominenz aus königlichem Hause dazu schweigen.
1. Spitz-findig-keit
Der faz-net Frühdenker erinnert am 27.1.2025 daran, dass vor genau fünf Jahren vom bayrischen Gesundheitsministerium erstmals eine Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland gemeldet wurde. Ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto hatte sich während eines Firmenseminars in China angesteckt. „Schätzte das Robert-Koch-Institut die Gefahr für die Menschen in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch als ‚weiterhin gering‘ ein, konnte davon anderthalb Monate später keine Rede mehr sein. Es folgten zeitweise Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen und Milliardenhilfen, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern. Fast drei Jahre lang beherrschten das Virus und die damit verbundenen Einschränkungen den Alltag in Deutschland, ehe im Frühjahr 2023 die letzten Corona-Vorgaben endeten.“
Und wie sieht es heute aus? „Je mehr wir geimpft sind und mit dem Virus Kontakt hatten, desto mehr gleicht sich die Gefährdung durch Covid der Gefährdung durch Influenza [sprich Grippe] an“, beschreibt Prof. Sandra Ciesek, Virologin und Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, die gegenwärtige Situation. Zu Beginn sei die Sterblichkeit von Covid noch um das Zehn- bis Zwanzigfache höher gewesen. Im auf faz-net vom 25.1.2025 (hinter Schranke) wiedergegebenen Interview antwortet sie auf die finale Frage, ob man zum zehnten Jahrestag noch einmal über die Corona-Pandemie reden wird, ungewohnt unheilschwanger mit: „Ich befürchte, in fünf Jahren reden wir über die Vogelgrippe.“
2. Spitz-findig-keit
Die NZZ vom 27.1.2025 (hinter Schranke) wirft einen Blick auf Wuhan, den Ursprungsort des Coronavirus, wo sich Ende 2019 die Fälle einer neuartigen Lungenkrankheit häuften. Zunächst versuchten die lokalen Behörden den Ausbruch zu vertuschen. „Am 23. Januar 2020 riegelten sie Wuhan ab. Die knapp 13 Millionen Einwohner der zentralchinesischen Stadt mussten fast zweieinhalb Monate in ihren Wohnungen ausharren. Doch der Lockdown konnte die Pandemie nicht aufhalten. Weltweit starben fast sieben Millionen Menschen.“
„In der Volksrepublik wird die Pandemie heute totgeschwiegen. Viele verdrängen die Erinnerung an die strikten Null-Covid-Massnahmen und teilweise monatelangen Lockdowns. In China sei es nicht üblich, lange über die Vergangenheit nachzudenken, sagt die deutsche Ärztin Silja Zhang, die in Wuhan lebt und arbeitet. Viele hätten die Pandemie abgehakt und konzentrierten sich darauf, wieder Geld zu verdienen.“
In der Schwebe noch immer die Antwort auf die Frage, ob das Virus natürlichen Ursprungs oder das Ergebnis eines Laborunfalls gewesen ist. Ende Dezember 2024 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) China erneut aufgefordert, Daten zum Ursprung der Corona-Pandemie verfügbar zu machen. Gemäß einem 2023 freigegebenen amerikanischen Geheimdienstbericht geht die Mehrheit der Nachrichtendienste in den USA davon aus, dass das Virus auf natürliche Weise übertragen wurde. „Lediglich das amerikanische Energieministerium hält einen Laborunfall für wahrscheinlich.“
So Sabine Gusbeth für die NZZ direkt aus Wuhan. Als eine der ersten Amtshandlungen seiner zweiten Präsidentschaft hat Donald Trump übrigens den Austritt aus der WHO erklärt. Die USA sind mit Abstand deren größter Geldgeber. Mit dem zum 22.1.2026 wirksam werdenden Austritt fehlen der Sonderorganisation der Vereinten Nationen, deren Generalsekretariat in Genf sitzt, Geld und Informationen, wodurch die globale Gesundheitsvorsorge gefährdet ist, so beurteilt dies die Tagesschau.
3. Spitz-findig-keit
Faz-net vom 29.1.2025 (hinter Schranke) zur notwendigen Resilienz mit praktischen Ratschlägen. „Die Pandemie ist überstanden, doch viele hat sie psychisch sehr belastet.“ Die Resilienzforscherin Isabella Helmreich gibt im Interview Ratschläge, wie wir uns für künftige Krisen besser wappnen können.
Die gute Nachricht: Etwa zwei Drittel sind resilient geblieben, das heißt, hatten interne Fähig- und Fertigkeiten oder externe Ressourcen wie ein gutes soziales Umfeld, um wieder ins psychische Gleichgewicht zu kommen. Zum dritten Drittel aber gehören „… Menschen, die erst einmal sehr gestresst reagieren, die sich dann aber an eine Situation anpassen und es schaffen, sich wieder zu erholen. Dann gibt es die chronisch gestressten: Die waren vor, während und nach der Pandemie belastet. Und dann gibt es jene Menschen, das haben wir auch in der Corona-Zeit beobachtet, denen man es zunächst nicht anmerkt, dass sie leiden. Die erst nach und nach mit Stresssymptomen reagieren und deren psychische Belastung erst später sichtbar wird.“
Leidtragende
Betroffen waren insbesondere Schüler, die nicht in ihre Schule konnten, finanziell schlechter gestellte Familien, Menschen mit Migrationshintergrund, berufstätige Eltern und Frauen, die zu Hause Kinderbetreuung und Arbeit unter einen Hut bringen mussten. Sowie chronisch oder psychisch Kranke, die nicht auf die gewohnten Hilfen zugreifen konnten.
Die fehlende Tagesstruktur, d.h. keine festen Zeiten fürs Aufstehen, Arbeiten, Essen und Zubettgehen, sowie der permanente Medienkonsum wirkten negativ. Folgt eine schlechte Nachricht auf die andere, wird unserem Gehirn eine weitaus größere Gefahr suggeriert und der ständige Alarmzustand schadet. Was hilft: den Zeitrahmen für die Informationsaufnahme – auch mittels Handy – zu begrenzen, sich nur zweimal am Tag auf den neuesten Stand bringen. „Aber nicht gleich nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen, das könnte das Einschlafen erschweren. Im Sinne der Selbstfürsorge ist guter Schlaf wichtig.“
Was noch hilft
Eine positive Neubewertung, das heißt belastende oder schwierige Situationen auch positiv zu betrachten. Beispielsweise ein neuer Blick auf die natürliche Umwelt, die Entdeckung der Vorzüge der Heimarbeit/des Homeoffice, die wiederbelebte Nachbarschaftshilfe. „Die Menschen, die den Blick für diese positiven Dinge aufrechterhalten konnten, waren während der Pandemie psychisch stabiler als jene, die nur noch das Negative sahen.“
Das Gehirn möchte die Kontrolle behalten, das Gefühl der Hilflosigkeit stresst. Dabei hilft, sich im eigenen Lebensumfeld für Dinge einzusetzen, die wichtig sind. „Etwas zu tun, das mir das Gefühl gibt, der Weltlage nicht komplett ausgeliefert zu sein. Ich könnte mich im Klimaschutz engagieren, in die Politik gehen, Geld spenden für eine gute Sache – alles im Rahmen meiner Möglichkeiten. Vielleicht auch mit anderen zusammen, damit wir uns nicht als Einzelkämpfer fühlen müssen. Und das könnte auch noch, ganz nebenbei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.“ So von Monika Ganster in der FAZ festgehalten.
#PreppoKompakt
Nebenbei bemerkt: Preppo hat die gesamte Entwicklung in den drei Pandemie-Jahren aufmerksam begleitet und versucht, mit gesundem Menschenverstand, objektiven Informationen, zu Beginn auch mit textilen Masken, zum Wohlbefinden unserer Leserinnen und Leser einen Beitrag zu leisten. Das hat auch uns gutgetan.