Spitz-findig-keit #206

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute aber ist Wahltag, 60 Millionen Deutsche sind dazu aufgerufen. „Die prozentual stärkste Altersgruppe sind mit einem Anteil von 23,2 Prozent die über 70-Jährigen, darunter 7,9 Millionen Frauen und 5,9 Millionen Männer.“ Laut Bundeswahlleiterin Dr. Ruth Brand sind in den 90.000 Urnen- und Briefwahlbezirken 675.000 Wahlhelferinnen und -helfer im Einsatz (Zahlen gerundet). Der Möglichkeit per Brief zu wählen, verdanke ich persönlich einen weitgehend normalen, entspannten Sonntag mit leckerem Cordon bleu, schöner Wanderung und Einkehr auf dem Nägelehaus. Das wird sich erst gegen Abend ändern.

1. Spitz-findig-keit

Dazu passt die „Operation Abendsonne“, wie die Beförderungswelle nach dem Aus der Ampelkoalition in unserer Bundeshauptstadt von der NZZ am 6.2.2025 beschrieben wird. Dabei haben die Ministerinnen im AA und BMZ und der Minister im BMWK wiederum Maßstäbe gesetzt. Mann/Frau kann oder muss sich fragen, wer hier kurz vor Toreschluß für was belohnt wird?

Das Wirtschaftsministerium unter dem famosen Robert Habeck besticht zudem durch eine ungewöhnliche Personalrochade: Zehn Referatsleitungen wurden neu besetzt, zunächst nur kommissarisch. Julia Klöckner von der CDU wirft Habeck vor „… eigene Leute in Stellung zu bringen für den Fall der Opposition.“ Und das Vorgehen durch diesen Kniff zu verschleiern, wie sie der NZZ sagte. „So etwas macht man eigentlich nicht.“

Endspurt im Zeitraffer

Tichys Einblick bohrt am 20.2.2025 noch etwas tiefer als die NZZ und hat neben der Abendsonne auch die schon beim Sonnenaufgang entstandene Morgenröte eingefangen. Denjenigen, die noch gute Nerven haben, kann ich die Lektüre des gesamten Artikels von Josef Kraus nur empfehlen, wir begnügen uns mit der vorgeschalteten Zusammenfassung. Das ganze Gehabe hat die Ausmaße eines sehr großen Skandals.

„Die letzten Tage werden schamlos zur Selbstbedienung und Klientelversorgung genutzt: Hunderte Gefolgsleute werden noch schnell auf lukrative Posten gehievt. Während der Staatshaushalt zunehmend kollabiert, bedient sich die scheidende Regierung dreist selbst, als gäbe es kein Morgen – der Steuerzahler darf zahlen, die Parteifreunde kassieren.“

2. Spitz-findig-keit

Wie sich vor Demenz schützen, die Gesundheit des Gehirns bewahren? Faz-net legt einen Artikel vom 1.8.2024 über 14 Risikofaktoren neu auf. Er bezieht sich auf einen tags zuvor aktualisierten Bericht der Lancet-Kommission für Demenzprävention, -intervention und -pflege, demzufolge durch die vollständige Ausschaltung dieser Risikofaktoren 45 Prozent – überzogen optimistisch, sagen andere Wissenschaftler – aller Demenzfälle verhindert werden könnten.

Zwölf dieser Faktoren waren bereits bekannt, die Lancet-Kommision hat zwei neue hinzugefügt: (1) niedrige Bildung, (2) Hörverlust, (3) hoher LDL-Cholesterinspiegel – neu, (4) Depression, (5) traumatische Hirnverletzungen, (6) körperliche Inaktivität/Bewegungsmangel, (7) Diabetes, (8) Rauchen, (9) Bluthochdruck, (10) Übergewicht, (11) übermäßiger Alkoholkonsum, (12) soziale Isolation, (13) Luftverschmutzung, (14) Sehverlust – neu.

„Demenzen sind keine Schicksalserkrankungen. Jeder hat es in der Hand, den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen“, so Prof. Richard Dodel, Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Duisburg-Essen, auf faz.net. Wer als Kind zur Schule geht, hat im Alter ein geringeres Demenz-Risiko, im mittleren Alter ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Gegen Hörverlust hilft ein Hörgerät, das zudem vor sozialer Isolation schützt. Nur bedingt selbst zu beeinflussen ist das Risiko für Schädel-Hirn Traumata, es gilt halt bei der förderlichen Bewegung, beispielsweise mit dem Fahrrad, auf den Kopf aufzupassen. Und wer sein Herz gesund hält, fördert zugleich sein Gehirn. Allein sieben Prozent aller Demenzfälle könnten gemäß der Lancet-Kommission durch eine Senkung des Cholesterinspiegels verhindert werden. Und im höheren Alter kann eine gute Einbindung in die Familie und den Freundeskreis auch vor Depressionen schützen.

3. Spitz-findig-keit

Julien Green (1900-1998), in Paris geboren und gestorben, sein Tagebucheintrag aus 1933, heute vor genau 92 Jahren, von ebendort. Wiederum entnommen (wie zuletzt hier) dem bekannten „Buch der Tagebücher“ (S. 97 und zur Person S. 629). Green war sicherlich nicht von Demenz betroffen, denn er hat noch bis sechs Wochen vor seinem Tod Einträge notiert. Mit 18 Bänden ist es „… eines der umfangreichsten publizierten Tagebücher überhaupt und eines der herausragenden des Genres.“

„Denke ich an den Tod, sage ich mir oft, daß es wie ein Erwachen sein wird. Jemand wird da sein und zu mir sagen: ‚So! Jetzt hast du erlebt, wie es ist. Was hältst du davon? Es war nicht nötig, Angst davor zu haben!‘ Und man wird mir Fragen stellen, wie man einen Reisenden ausfragt, der von weither zurückkommt. Aber ich werde mich nur an die Liebe erinnern.“

Und hier geht es weiter – bis nach Wien zum Ball.

#PreppoKompakt

Wir lernen daraus: Liebe kann nicht schaden, Demenz ist nicht schicksalhaft und Angst vor dem Tod unnötig. Jetzt hoffen wir alle auf einen Wahlausgang, der unserem Land wieder eine kompetente Regierung und eine vernünftige Zukunftsperspektive gibt.

Nachtrag vom 24.2.2025, 5 Uhr:

Unsere Hoffnungen haben sich erfüllt! Eine Koalition aus CDU/CSU und SPD mit 328 Sitzen kann unser Land wieder auf den richtigen Kurs bringen. Die 302 Sitze der vier Oppositionsparteien fallen dabei nicht ins Gewicht. Die relativ hohe Wahlbeteiligung von 82,5 % – so hoch wie seit 1987 nicht mehr, damals waren es 84,3 % – hat ursächlich den Wiedereinzug von BSW und FDP in den neu gewählten Deutschen Bundestag verhindert. Die Ergebnisse im einzelnen sind auf der Seite der Bundeswahlleiterin festgehalten.

Eine Antwort

  1. Zum 2. Teil der Spitz-findig-keit: hier fehlt, finde ich, neben der körperlichen Inaktivität auch die geistige Inaktivität. Die diesbezügliche Aktivierung, so habe ich es bei mir selbst festgestellt, kann eine Verlängerung des Berufslebens sein, sofern es die Gesundheit zulässt.
    Für mich ist das bislang um 7 Jahre verlängerte Aktivsein in meinem Beruf ein Jungbrunnen. Ich sehe dabei immer die Morgenröte, welche gegenüber der Abendsonne bei weitem überwiegt (um es im Sprachjargon von Josef Kraus zu sagen).

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