Spitz-findig-keit #208

5 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute geht es dafür um einen guten Start, Doge und Cambodge, Vitas Vita und die Gärten von Sissinghurst sowie bellende Hunde.

1. Spitz-findig-keit

Schön zu lesende Meldung im FAZ Frühdenker am 4.3.2025:

„Mit dem größten Raketensystem der Raumfahrtgeschichte will Tech-Unternehmer Elon Musk den Mars erschließen. Einen achten Startversuch muss seine Firma SpaceX jedoch abbrechen.

Ihnen einen guten Start in den Tag!“

Früher gab es dazu den Ratschlag, dann bleib auf dem Boden. Dort kann er sich zudem mit seinem Spielzeug, dem Department of Government Efficiency – „Doge“ -, so richtig schön austoben. Und geduldig auf den nächsten Startversuch warten, der übrigens auch mißlang, in die Hose ging.

2. Spitz-findig-keit

Das „Buch der Tagebücher“, für uns – zuletzt hier – ein unerschöpflicher Fundus (S. 124 und zur Person S. 648): 9. März 1959 Harold Nicolson, an Bord der „Cambodge“ im Mittelmeer

„Vitas Geburtstag. Ich wache um 7 auf, und draußen vor meinem Balkon liegen die kretischen Berge, während sich rechts von mir der rote Sonnenball über dem unruhigen Wasser erhebt und gerade die Schneegipfel beleuchtet. Ich gehe zu Vitas Kabine. Sie ist bezaubert, wie ich vorausgesehen hatte, und das war ein hübsches Geburtstagsgeschenk, das Gott ihr gemacht hat.“

Harold Nicolson – Politiker, „Diarist & Gentleman“ (1886-1968) – und Vita Sackville-West – Schriftstellerin und Gartengestalterin (1892-1962) -, seit 1913 miteinander verheiratet, auf hoher See. Er sechs Jahre früher geboren und sechs Jahre später verstorben. Sie hat heute ihren 133., am Tag des Eintrags vor genau 66 Jahren war es noch der 67. Geburtstag. Sissinghurst Castle in Kent, wo sich seit 1930 beider Leben größtenteils abspielte, ist mit jährlich rund 160.000 Besucherinnen und Besuchern einer der am häufigsten besichtigten Gärten Englands.

3. Spitz-findig-keit

Früher sagte Mann/Frau, und das durfte man sogar, „getroffene Hunde bellen“. Faz-net vom 5.3.2025 beschreibt die vielfältigen Reaktionen auf eine „Kleine Anfrage“ der CDU/CSU-Fraktion an die noch amtierende rot-grüne Bundesregierung zur Finanzierung zivilgesellschaftlicher Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Nicht nur der Adressat reagiert mehr als verschnupft. Auch mehr als 1700 Wissenschaftler haben die mehr als 30 Seiten umfassende Anfrage mit ihren mehr als 500 Fragen – exakt 551 – in einem offenen Brief kritisiert.

Ein Kommentar in der NZZ vom 26.2.2025 hält dagegen: „Der Staat finanziert sich einen Narrensaum, der seinen Kampf gegen den Rechtsextremismus längst ausgeweitet hat zu einem diffusen ‚Kampf gegen rechts‘. Er richtet sich selbst gegen bürgerliche Kräfte und rückt sie in die Nähe von Extremisten. Das verzerrt die politische Willensbildung. … Der demokratische Wettstreit gehört nicht unter die Schirmherrschaft des Staates.“

#PreppoKompakt

Ob Friedrich Merz im März als Kanzler nun einen guten Start hinbekommt? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und – wie in der Zeit vom 3.3.2025 zu lesen – ist der Humor noch einen Deut langlebiger, zumindest in der fünften Jahreszeit. Auch mein Vater sagte – wie in #149 festgehalten – „Humor muss sein und wenn es auf dem Totenbett ist“.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert