Spitz-findig-keit #214

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute erfahren wir dafür, dass sich der europäische Gemeinsinn unter anderem im Eisenbahnnetz zeigt/manifestiert, wie Wanderungen und Bahn zusammenhängen und wieviel Unsinn Professor emeritus Hans-Werner Sinn in der Politik von Präsident Donald Trump ausmacht.

1. Spitz-findig-keit

Die „NZZ am Sonntag“ von letzter Woche titelt „Europa zuerst! Warum wir in der besten aller Welten leben. Eine Liebeserklärung an den alten Kontinent“. Unter „Europa wir lieben dich für …“ – steht neben 14 weiteren Eigenheiten, wie zum Beispiel … deinen Humor, deine Volksschulen/Erinnerungskultur/Wanderlust, – zuguterletzt auch „… dein Eisenbahnnetz“. Das Ganze aus unterschiedlichen Federn eindrücklich geschildert und bunt bebildert.

„Die Eisenbahn gehört zu den sichtbarsten Manifestationen des europäischen Gemeinsinns. Zuverlässiger wie nirgendwo sonst auf der Welt verbindet sie Dörfer, Städte und Länder – und lässt sich dabei selbst von Hindernissen wie unterschiedlichen Spurbreiten nicht stoppen.“

Einende Kraft

„Ihre einende Kraft entfalten unsere Bahnen aber nicht nur räumlich, sondern auch sozial, indem sie in ihren Waggons Arm und Reich – nur oberflächlich nach Klassen getrennt – versammeln. Fahrpläne gelten für die Milliardärin wie den Sozialhilfeempfänger, und anders als in den USA gibt es keinen privaten Schienenverkehr für Wohlhabende, sondern das deutsche 58-Euro-Ticket, das Mobilität auch noch für die Ärmsten erschwinglich macht.“

Menschenfreundlichkeit

„Die Menschenfreundlichkeit eines Eisenbahnnetzes kann man an der Anzahl Schienenmeter pro Quadratkilometer ablesen. Hier liegen die Schweiz, Tschechien und Belgien mit rund 120 Metern knapp vor Deutschland mit 108 Metern und den Niederlanden mit 90 Metern (zum Vergleich: USA und Indien 20 Meter, China 15 Meter, Russland 5 Meter). Und weil unser Kontinent auch beim Umweltschutz führend ist, sind weit mehr als die Hälfte seiner Bahnstrecken elektrifiziert, in der Schweiz sogar fast 100 Prozent (zum Vergleich: USA 1 Prozent).“

Europaweit geteilte Strukturen und Werte

„Die Europäer lernten, wissenschaftlich und kapitalistisch zu denken und zu handeln, lange bevor sie einen spürbaren technischen Vorsprung daraus bezogen.“ (Yuval Noah Harari, israelischer Historiker und Hochschullehrer). „So wurden Fabriken und Eisenbahnen zur Materialisierung eines über Jahrhunderte gewachsenen Fortschrittsdenkens – und wirken bis heute auf dieses zurück. Mehr noch: Im Zugabteil sitzen wir Miteuropäern gegenüber, deren Werte wir vielleicht teilen. Wir müssen nicht weit über unseren Schatten springen, um ins Gespräch zu kommen. Nicht die Jusos, sondern der garantierte Taktfahrplan rettet am Ende also den sozialen Frieden.“

Das alles von Martin Helg sauber formuliert – und speziell auch uns Albstädtern ins Gedächtnis gerufen.

2. Spitz-findig-keit

DerStandard vom 14.4.2025 wartet mit 10 Frühlingswanderungen zur Befriedigung der Wanderlust auf. Da wird unter anderem eine Teufelsteinrunde, die Zotter-Schleife, ein Druiden-Weg und die Gamsroas, der „Weg der Gämse“, angepriesen.

In Österreich gibt es zudem die Internetseite Bahn zum Berg, wo ganz praktisch gezeigt wird, wie Mann/Frau und Kinder mit öffentlichen Verkehrsmitteln Naturerlebnisse einfahren können. Selbst ein paar Destinationen in Bayern sind dort aufgeführt.

Auch die Schwäbische Alb hat einiges zu bieten, nehmen wir nur die „Traufgänge“ rund um Albstadt. Die Talgangbahn als Teil des Netzes der Regional-Stadtbahn-Neckar-Alb wird im neuen Jahrzehnt Wanderinnen und Wanderer auch zu den Traufgängen führen.

3. Spitz-findig-keit

Faz-net vom 14.4.2025 befragt Prof. Hans-Werner Sinn zur bisherigen Politik der Trump-Regierung. Der empfindet schlicht Entsetzen. „Dieses Gefühl wird von den Teilnehmern des Kapitalmarktes geteilt. Die massiven Kursstürze bei den Aktienindizes und beim Dollarkurs erinnern an die Reaktionen auf die Smoot-Hawley-Zölle, die 1930 zu einer erheblichen Verschärfung der Weltwirtschaftskrise führten.“

Und weiter: „Aber die Zölle sind ja nur ein Teil des Geschehens. Die Gedankenspiele der Präsidentenberater besagen, dass die institutionellen Inhaber der US-Staatspapiere zu Umschuldungen gezwungen und dann auch noch besteuert werden sollen. Das hat mich vom Hocker gehauen, und offenbar nicht nur mich. Den USA scheint das Geld auszugehen. Die Gläubiger fliehen.“

Die unmittelbare Folge: „Der Vertrauensverlust ist … geschehen und lässt sich kurzfristig nicht mehr heilen. Die Rolle der USA als der stabile Hüter der Leitwährung der Welt neigt sich dem Ende zu. China ist schon mit seinem durch die Blockchain fundierten internationalen Zahlungssystem dabei, mit einem effizienteren System in die Bresche zu springen und seinen Renimbi als neue Weltwährung aufzubauen.“

#PreppoKompakt

Jetzt wünschen wir noch allen Leserinnen und Lesern frohe Ostern! Übrigens, anders als Weihnachten handelt es sich dabei um einen beweglichen Feiertag. Und in diesem Jahr fällt er für Katholiken, Protestanten und Orthodoxe aufs gleiche Datum, „… was ungewöhnlich ist“. So Domradio.de vom 17.4.2025, die Erklärung gleich mitliefernd: „Das liegt am Mond. Alle Christen feiern Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings ihres jeweiligen Kalenders. Da für den Julianischen Kalender der Frühling nicht am 20. oder 21. März, sondern 13 Tage später als im Gregorianischen Kalender beginnt und der orthodoxen Tradition zufolge die Osterwoche nie im März und nie vor dem jüdischen Pessachfest (dieses Jahr ab dem 12. April) gefeiert wird, fällt der Ostersonntag in beiden Kirchen nur selten auf den gleichen Tag.“ Hoffentlich kann Papst Franziskus heute nach dem Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom vielsprachig den Segen „Urbi et Orbi“ spenden, für uns Katholiken weltweit der Höhepunkt der Osterfeiertage.

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