6 minutes
Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute dreht sich dafür sehr viel um ein Stadtjubiläum, wobei uns die Zahl 50 auffällig oft unterkommt.
1. Spitz-findig-keit
50 Jahre Albstadt – am 31. Mai ein gigantisches Geburtstagsständchen „Winds of Albstadt“ der drei Albstädter Höchststufenorchester, im Schwarzwälder Boten vom 2.6.2025 beschrieben. Die rund 140 Musikerinnen und Musiker des Städtischen Orchester Albstadt, der Stadtkapelle Tailfingen und des Musikvereins Onstmettingen mit den Musikdirektoren Hepp, Wunder und Rathmann spielten sich miteinander in einen regelrechten Rausch, was vom Publikum mit frenetischem Beifall goutiert wurde.
Im zur gleichen Zeit stattgefundenen Finale der Championsleague in München zwischen Paris St. Germain und Inter Mailand erwiesen mit dem Ergebnis 5:0 – wenn man so will – die Fußballstars ihre Referenz.
2. Spitz-findig-keit
Gelungene Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Gründungsdirektors des Kunstmuseums Albstadt, Alfred Hagenlocher (1914–1998) am letzten Dienstag – wiederum der SchwaBo gleichen Tags mit der Vorschau.
Film und Gespräch
„Sie kann ja nichts für ihren Vater“ ist der Titel eines Films aus 2019/20, der die Begegnungen und Gespräche von Gertrud Lutz, der Tochter der 1944 in Dachau getöteten Widerstandskämpferin Wilfriede Heß, mit der Tochter des Gestapo-Beamten und späteren Museumsdirektors – umschrieben als Opfer- und Täterkind – festgehalten hat. An den etwa halbstündigen Film schloss sich ein Gespräch an mit Ingrid Hagenlocher-Riewe, der 88jährigen Tochter Hagenlochers aus erster Ehe, und Friedemann Rincke, dem Kurator einer Ausstellung in der ehemaligen Gestapo-Zentrale, dem Stuttgarter Hotel Silber, in das sich auch die Zuhörerschaft im vollbesetzten Kunstmuseum einklinken durfte/konnte.
Zweites Leben
Alfred Hagenlochers Täterschaft während der Zeit des Nationalsozialismus blieb unentdeckt. Er nutzte seine Zeit im französischen Internierungslager 1946-48 dafür, sich mit der Kunst auch eine neue, seine alte vergessen machende Identität zuzulegen und sich in der Folge als Präsident der Hans-Thoma Gesellschaft in Reutlingen als Kunstexperte und Ausstellungsmacher zu profilieren. 1975 wurde er Direktor des neuen Kunstmuseums in der neuen Stadt Albstadt. Benutzt hat Hagenlocher auch den Gönner und Mäzen Walther Groz, ohne den es dieses Museum nicht gäbe. Und mit dem es, was das Ende der Ära Hagenlocher in Albstadt markierte, Mitte der 1990er Jahre zum endgültigen Zerwürfnis kam. (Ausführlich erläutert in Hohenfeld, Kai; Löckel, Melanie (Hrsg.): Otto Dix – Alpha Omega, Hirmer Verlag, München 2025, S. 101-129 – hier als pdf abrufbar).

Aufarbeitung zusammen mit der Familie
Alfred Hagenlocher mit seinem verschlossenen Charakter, kann als begabter Opportunist, absoluter Egoist und ausgeprägter Choleriker beschrieben werden. Auch angesichts dessen ist der Mut seiner Tochter zu bewundern, sich posthum öffentlich mit der Vita des Vaters intensiv auseinanderzusetzen. Hut ab zudem vor dem am Dienstag ebenfalls anwesenden Sohn aus zweiter Ehe, Jörg Hagenlocher. Wie vor seiner dritten Ehefrau, Brigitte Wagner, die ihn als junge Mitarbeiterin der Galerie von Beginn an fachlich begleitet hatte. Sie wechselte am Dienstag sichtlich aufgewühlt nach über einer Stunde ins Foyer des Kunstmuseums und verließ nach geraumer Zeit dann auch das Haus.
3. Spitz-findig-keit
Letzten Donnerstag fand ein Klassentreffen in Zwiefalten statt, bei dem aus meiner Zeit an der Realschule und dem Wirtschaftsgymnasium in Ebingen – heute der größte Ortsteil Albstadts – 25 Personen teilnahmen. Die Anreise, das Wetter, die Stationen, die Gespräche und die Verpflegung, alles passte wunderbar.

Das vom Land Baden-Württemberg unterhaltene Münster, das angeschlossene Psychiatrie-Museum und die Kahnfahrt in der Wimsener Höhle schlugen uns in ihren Bann.

Ganz lustig in einer Voliere auf der Wanderung dorthin ein Gelbhauben-Kakadu, der mit uns sein Spielchen trieb, sowie Eindrücke von den 70 Metern, die wir in die Höhle eindringen konnten – beides kurz im Video festgehalten.
#PreppoKompakt
Ein dreifaches Hoch auf die lebenslangen Freundschaften und natürlich allen frohe Pfingsten! „Pfingsten ist ein christliches Fest. Der Name stammt aus dem Griechischen: pentēkostē – bedeutet: ‚der fünfzigste Tag‘. Am 50. Tag nach Ostern und der Auferstehung von Jesus Christus wird der Heilige Geist Gottes zu den Jüngern ausgesandt. An Pfingsten feiern die Christen also die Ankunft des Heiligen Geistes.“ So beschrieben in der Karrierebibel.