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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute würdigen wir lieber vorrangig den Mut des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und setzen darauf, dass die schwarz-rote Bundesregierung Wort hält.
1. Spitz-findig-keit
Aus dem „Buch der Tagebücher“ eine knappe Notiz von Carl Schmitt (1888-1985) aus Plettenberg/Sauerland vor genau 76 Jahren (S. 344 und S. 654 zur Person):
„Bei der Lektüre des Bonner Grundgesetzes befällt mich die Heiterkeit eines allwissenden Greises.“
Was drückt er damit wohl aus und warum „ver(sch)wendet“ er keinen Gedanken an das, was fünf Jahre zuvor am 20. Juli geschehen ist?
Carl Schmitt, der Staatsrechtler und Philosoph – auch als der Kronjurist des Dritten Reiches tituliert – mit einem voluminösen Schaffenswerk und vielfältigsten Verbindungen in den Wissenschaftsbetrieb. Allein auf Wikipedia eine ellenlange, kaum zu fassende Beschreibung seines Schaffens und Treibens (daraus entnommen das folgende Zitat).
„Nach 1945 war Schmitt wegen seines Engagements für den Nationalsozialismus vom liberalen und linksintellektuellen Standpunkt gesehen akademisch und publizistisch isoliert. Er wurde neben Ernst Jünger, Arnold Gehlen, Hans Freyer und Martin Heidegger als intellektueller Wegbereiter und Stütze des NS-Regimes angesehen. Abgesehen davon hatte er jedoch zahlreiche Schüler, die das juristische Denken der frühen Bundesrepublik mitprägten. Dazu gehören Ernst Rudolf Huber, Ernst Forsthoff, Werner Weber, Roman Schnur, Hans Barion und Ernst Friesenhahn, die alle außer Friesenhahn und Schnur selbst durch längeres nationalsozialistisches Engagement belastet waren.“
2. Spitz-findig-keit
In Lautlingen findet heute traditionsgemäß die Gedenkfeier zum 20. Juli 1944 statt – in der #175 haben wir letztes Jahr darüber berichtet. Seit Jahrzehnten wird dort an das gescheiterte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler und an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert. In diesem Jahr spricht Prof. Peter Zimmerling von der Universität Leipzig über „Dietrich Bonhoeffer: Märtyrer für Deutschlands Zukunft. Was wir heute von ihm lernen können.“ Der Beginn ist um 18:00 Uhr.
3. Spitz-findig-keit
In der NZZ vom 16.7.2025 (hinter Schranke) wird über das gescheiterte Experiment mit Cannabis in Thailand raisoniert. Was wir heute daraus lernen können.
„Anfang Juli hat Thailand die Legalisierung von Cannabis zumindest teilweise rückgängig gemacht. Drei Jahre lang war Cannabis im ganzen Land legal und ganz unkompliziert über die Ladentheke zu kaufen, man musste nur älter als 20 Jahre sein. Nun müssen Käufer ein Arztzeugnis vorweisen. Das Gesundheitsministerium hat bereits angekündigt, dass dies nur eine Zwischenetappe sei. Das Endziel ist, Cannabis wieder zu kriminalisieren. Die Mitteilung traf die vielen tausend Hanfläden in Bangkok und im ganzen Land unvorbereitet. Mit den neuen Regeln beendet die Regierung ein wildes Experiment: Die Legalisierung kam plötzlich, im Juni 2022, über Nacht war Cannabis von der Drogenliste gestrichen worden.“
Waren vor drei Jahren noch viele „… gleichgültig, einige neugierig und ein paar optimistisch …“, so ist die „… thailändische Bevölkerung … heute mehrheitlich gegen Cannabis. Sie hat das Gefühl, das Geschäft sei ausser Kontrolle.“ Nun „… haben sie es satt, dass Touristen in der Öffentlichkeit rauchen, dass Shops überall aus dem Boden schiessen, sogar neben Schulen.“
Und hier geht es weiter zu einer runden Sache.
#PreppoKompakt
Liebe Bundesregierung, bitte nicht auch drei Jahre warten. Unser Experiment, wie in der schwarz-roten Koalition vereinbart, nach einer sorgfältigen Prüfung – siehe hierzu nur unsere #217 und #212 – schnellstmöglich im Herbst beenden.