5 minutes
Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute bewegen wir uns dafür lieber gemeinsam traumhaft sicher zwischen Märchen und der harten Wirklichkeit hindurch.
1. Spitz-findig-keit
„Cantanti Amabili ist ein Kammerchor aus 17 Menschen, die einfach gern zusammen singen. Wir kommen aus dem Zollernalbkreis und aus den Kreisen Rottweil und Tuttlingen, und treffen uns, weil uns etwas verbindet: Freude an der Chormusik und daran, gemeinsam Klang entstehen zu lassen und Musik zu machen.“ So auf der Web-Seite von Cantanti Amabili zu lesen.
Das wunderbare Konzert im Kloster Beuron im Donautal vor einer Woche endete für mich zudem mit einer Überraschung: die Zugabe bestand aus einem Lied, das wir – siehe #230 – unter anderen Anfang August im Bildungsgut Schmochtitz selbst eingeübt hatten. „O du stille Zeit“, Worte von Joseph von Eichendorf, Weise von Cesar Bresgen, Satz von Gottfried Wolters. So zart im Klang und traumhaft schön.
2. Spitz-findig-keit
In dieser Woche der Besuch unseres Bundespräsidenten in Großbritannien, laut Bericht des SWR3 vom 4.12.2025 mit einem „Dinner zwischen Märchen und Fiebertraum“. Die Speisenfolge wird offengelegt, an der sich die rund 150 Gäste, darunter auch Claudia Schiffer und Motsi Mabuse, an einem 45 Meter langen Tisch mit einem riesigen Weihnachtsbaum am Kopfende, laben konnten.
„Vor dem großen Dinner im ehrwürdigen Schloss Windsor westlich von London fuhren Frank-Walter Steinmeier und König Charles erst mal mit einer märchenhaften Kutsche durch die Stadt. Anschließend gab es Geschenke! Das deutsche Staatsoberhaupt und seine Frau Elke Büdenbender kamen zum ersten Besuch eines Bundespräsidenten in Großbritannien seit 27 Jahren natürlich nicht mit leeren Händen. Schon vor Weihnachten gab es: sechs handgefertigte Weihnachtsbaumkugeln aus Meissener Porzellan, eine Schallplatte mit Weihnachtsmusi und für die gute Laune Glühwein, Christstollen und Honig. Übrigens: Steinmeier bekam im Gegenzug von Charles einen Wanderstock – mit Horngriff.“
Damit kann er dem Ende seiner zweiten Amtszeit am 18. März 2027 gelassen entgegengehen und -sehen.
3. Spitz-findig-keit
„Der andere Blick am Morgen“ der NZZ vom 4.12.2025 über „Das Märchen von der Migrationswende“. Der eine Märchenerzähler hat sich verdrückt, ein anderer kommt ihm verdächtig nah.
„Das Versprechen war vollmundig. Im April hatte Friedrich Merz in der ARD-Sendung ‚Caren Miosga‘ erklärt, die Zahl der Asylbewerber dürfe ’nicht sechsstellig sein‘. Doch diese rote Linie ist nun überschritten, wie die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zeigen. Es ist ein alarmierender Rekord: 2025 ist das dreizehnte Jahr in Folge, in dem mehr als 100 000 Menschen in Deutschland erstmals Asyl beantragen – seit Jahresbeginn sind es 106 298 Asylerstanträge. Seit 13 Jahren entspricht das Jahr für Jahr der Zuwanderung einer Grossstadt, vor allem aus Syrien, Somalia, dem Irak und Afghanistan. Und auch die Union unter einem Kanzler Merz hat diesen Zustrom nicht brechen können.“
Mit Alexander Dobrindt im Innenministerium gibt es zwar „… mehr Zurückweisungen an den Grenzen, mehr Abschiebungen, weniger Erstanträge als im Vorjahr. … Die Zeit der Willkommenskultur ist endgültig vorbei.“ Aber die Massenzuwanderung geht infolge des regulären Familiennachzugs, EU-Vorgaben und Gerichtsurteilen weiter.
#PreppoKompakt
Mann/Frau gewinnt gemäß der NZZ-Redakteurin Beatrice Achterberg den „… Eindruck, dass sich die Rechtsprechung von der Realität entkoppelt und die Regierung ihre eigenen Versprechen nicht halten kann.“ Wir werden sehen. Merz ist nicht Habeck – und sollte auch nicht so ähnlich agieren!


