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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Wir beschäftigen uns heute dagegen mit Figuren/Personen, die in der klassischen Literatur und heutigen Wirklichkeit mit dem Militär zu tun haben.
1. Spitz-findig-keit
Den braven oder guten Soldaten Schwejk* kennen immer noch viele hauptsächlich aus dem mit Heinz Rühmann in der Titelrolle besetzten Spielfilm aus dem Jahre 1960 über seine Weltkriegsabenteuer. Während der unvollendet gebliebenene Roman von Jaroslav Hašek (1883 – 1923) zu Papier gebracht wurde – laut Wikipedia in den Jahren 1920 bis 1923/wohl genauer 1922 – muss viel Bier geflossen sein, da teilweise in Wirtshäusern geschrieben. In der NZZ vom 2.1.2023 nimmt sich Paul Jandl gleich in zwei Beiträgen (jeweils hinter Schranke) der Entstehungsgeschichte gekonnt und zugleich sehr spitzfindig an.
Jaroslav Hašek
Der erste Beitrag fokusiert anlässlich des 100. Todestages den am 3.1.1923 verstorbenen Schriftsteller. Er habe so viel schreiben müssen, „… um die vielen Biere zu bezahlen, ohne die er nicht hätte schreiben können.“ Das Geld dafür verdiente er zeitweise auch als Tierhändler, wobei er Straßenköter zu Rassehunden umfärbte sowie als Chefredakteur des Blattes „Die Welt der Tiere“. Dabei erfand der generell im Erfinden genial begabte Hašek neue Arten, wie beispielsweise urzeitliche Flöhe, Riesenangorakaninchen oder lederschuppige Einhornkälber.
„Eine tierische Welt, das war für Jaroslav Hašek die Welt der Menschen. Roh und dumm. Der Dummheit hat der Prager Autor ein literarisches Äquivalent gegenübergestellt, das sie übertreibt und damit gleichzeitig überwindet: den rheumatischen Weltkriegsteilnehmer Josef Švejk, der es allerdings nicht mehr bis zur Front schaffen sollte.“
Josef Schwejk
Der zweite Beitrag von Paul Jandl behandelt das Werk und den Protagonisten Schwejk. Dieser habe bewiesen, „… dass die Möglichkeiten der menschlichen Intelligenz begrenzt, die Möglichkeiten der menschlichen Dummheit dagegen unendlich sind“. Wie Heinz Rühmann haben auch Peter Alexander – im Film aus 1963 – und Fritz Muliar – in 13-teiliger Fernsehserie, die von 1972 bis 1976 lief – ihn derart lustig verkörpert, dass wir Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder das Lachen lernten.
„Er gilt als ausgefuchster Meister der Minderbemitteltheit, als trottelhaftes Genie, das in seiner Funktion als Untertan die Menschen, die über ihm stehen, in den Wahnsinn treibt.“ Und: „Wenn Österreich zur europäischen Kulturgeschichte einen Gedanken beigetragen hat, dann den, dass die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst ist.“ Zuguterletzt: Josef Schwejk, ein geborener Untertan, „… ist der freieste Mensch von allen, weil die Zuversicht seiner Dummheit jede Zukunftsangst vertreibt. Auch wenn die Welt untergeht, wird einer wie er überleben.“ Denkt und schreibt Paul Jandl.
2. Spitz-findig-keit
Jemand wie Schwejk wäre unserer unfähigen Verteidigungsministerin zu wünschen. Dann würde sie ihren Sessel bald freiwillig räumen. Ob allerdings Besseres nachkäme, da bestehen auch angesichts ihrer beiden Vorgängerinnen doch erhebliche Zweifel. Umso mehr, als es inzwischen bei der Besetzung von Ministerämtern fast schon normal erscheint, auf fundierte Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Fach zu verzichten. Und vor allem die Quote zu bedienen.
„Wie will ein Amtsinhaber ohne eigene Spezialkenntnisse immun sein gegen die Einflüsterungen von interessierter Seite? Allein auf das Talent politisch zuverlässiger Quereinsteiger zu hoffen, ist eine riskante Wette.“ So der Berlin-Redakteur der NZZ, Alexander Kissler, am 13.1.2023. Am Freitag, den Dreizehnten, legt er den Finger in die offene Wunde: „Niemand liesse eine Herz-OP von einem Bibliothekar vornehmen oder sich ein Haus vom Gärtner bauen. Am offenen Herzen der Republik aber, in den Ministerien, die die Sicherheit, die Rechte, die Gelder der Bürger treuhänderisch verwalten, soll jeder herumdoktern dürfen. Die Bundesrepublik muss viel Glück haben, sollte eine solche Leistungsverachtung sich nicht eines Tages bitter rächen.“
3. Spitz-findig-keit
Nochmal zurück zur Verteidigungsministerin auf Abruf: Hašek könnte sie bis dahin bei der tierisch-schweren Auswahl und Bewertung professionell unterstützen. Muss doch Ministerin Lambrecht – wie faz-net am 4.1.2023 (hinter Schranke) berichtet – laufend über Leopard, Marder, Jaguar, Gepard und Puma abwägen. Zu Letzterem hat sie kürzlich einen eineinhalb Seiten langen Bericht vorgelegt, den Abgeordnete von Ampel und Opposition, auch aufgrund fehlender Antworten, gleichermaßen dürftig nennen.
„Aktuell verfügt die Bundeswehr laut eigenen Angaben über 374 Marder, von denen aber längst nicht alle auf dem jüngsten Stand und einsatzbereit sind. Wie bei anderen Hauptwaffensystemen gibt es auch Schützenpanzer, die wegen fehlender Ersatzteile ‚kannibalisiert‘ werden müssen.“ So faz-net vom 12.1.2023.
Umfärben, aus alten, durch Kannibalisierung gewonnenen Teilen einen unsichtbaren Schild plus Pfeilen sowie aus einer Mücke einen tausendfach stärkeren Elefanten oder gar ein schuppiges Einhorn machen, das wäre doch mal richtiges Kriegsgerät. Trotz horrend gestiegener Energiepreise haben wir schließlich noch ein paar Brauereien, um für den Hašek-Wiedergänger den notwendigen Treibstoff zu beschaffen.
Nachtrag
Kaum war dieser Beitrag am Freitagabend fertig, warteten die ARD tagesthemen mit der Meldung auf, Christine Lambrecht wolle offenbar vom Amt zurücktreten. Aus dem Verteidigungsministerium gab es dazu weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Die neue Woche wird es zeigen.
Zweiter Nachtrag
Die Würfel und selbst die Quote sind gefallen: Boris Pistorius, noch niedersächsischer Innenminister in Hannover, heißt der Nachfolger. Faz-net vom 17.1.2023 beschreibt den neuen Verteidigungsminister als mittelschweren Kampfpanzer und rechnet ihn nicht (im engeren Sinne) zur Hannoveraner Moskau-Connection Gerhard Schröders. Der Umstand, dass er „… für einige Zeit mit der ehemaligen Ehefrau von Gerhard Schröder, Doris Schröder-Köpf, liiert“ war und vielleicht auch sein Vorname, legen diese Abgrenzung (im weiteren Sinne) wohl nahe. Im Beitrag enthalten übrigens auch eine „Ahnengalerie“/Bilderstrecke von Theodor Blank – ab Juni 1955 der erste Verteidigungsminister – bis zu Christine Lambrecht mit ganzen 19 Köpfen.
Und hier geht es weiter – wir fragen uns, was richtig ist?
#PreppoKompakt
Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann … ! Nicht nur Nächtens treibt es einen um, das ist ja das Schlimme! Aber wir haben in der Hinterhand ja immer noch den gesunden Humor.
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