Obwohl gerade keine Fastenzeit ist wabern Begriffe wie intermittierendes Fasten oder – kürzer – Intervallfasten in den Medien herum. Dabei ist dies keinesfalls ein neuer Ansatz, aber offensichtlich der Zeitpunkt dafür recht günstig, da verschiedene Entwicklungen zusammentreffen und den Menschen auch bewusster werden.
Ein zunehmender Stress am Arbeitsplatz mit höheren Fehlzeiten (siehe faz.net vom 17.9.2019), Adipositas, also Fettleibigkeit, und Diabetes Typ 2 als Krankheitsbilder, die gerade auch bei Jüngeren auf dem Vormarsch sind (siehe dazu den Beitrag des BR Fernsehens „Süße Verführung“ vom 14.12.2016, verfügbar bis zum 14.12.2021), eine gewisse Unzufriedenheit mit dem eigenen Lebensstil und eine greifbare Unsicherheit in Bezug auf zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen (siehe nur die aktuelle Allensbach-Umfrage für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft – GDV): das allgemeine Wohlbefinden ist von vielen Seiten infrage gestellt, wird kräftig durchgeschüttelt.
Unfreiwillige und bewusst gewählte Ernährungspausen
Ohne zu übertreiben lässt sich sagen, das Fasten – als Ernährungspause interpretierbar – ist so alt wie die Menschheit selbst. Dabei ähnelt ein Ernährungsmuster mit Fasten stark dem der Menschen vor dem auf etwa 10.000 v. Chr. datierten Übergang zu Ackerbau und Viehzucht, also dem der Sammler und Jäger, die auch heute noch – man glaubt es kaum – unsere Gene prägen.
Die Menschheit hat in Kriegs- und Krisenzeiten mit dem Fasten unfreiwillig vielfältige Erfahrungen sammeln müssen, bis hin zu existenziellen Hungerkrisen, historisch – wie beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), zu Zeiten Josef Stalins in den 1930ern in der Ukraine oder noch unter Maos Kulturrevolution in den Jahren 1958 bis 1962 –, wie auch den Hungersnöten der jüngeren Gegenwart in Afrika.
Darüber hinaus ist das bewusste und freiwillige Fasten ein fester Bestandteil der Weltreligionen: Die 40 Tage Fastenzeit bei den Christen vor Ostern, der Monat Ramadan bei den Muslimen, wie auch bei den Juden Jom Kippur am sogenannten Versöhnungstag.
Vorsichtig lassen sich auch Schlussfolgerungen aus dem Schicksal der eigenen Großelterngeneration ziehen: Sie hat die karge Zeit der beiden Weltkriege überstanden, die Großväter haben, wie sie dem Enkel erzählten, in Gefangenschaft hungern müssen und für die Familien war auch die unmittelbare Zeit danach mit Mangelsituationen verbunden. Dennoch hat ein vernünftiger Lebensstil mit Maßhalten in jeder Beziehung zu einem zufriedenen Leben und hohen Alter geführt – rund 80+100+90+90, also durchschnittlich 90 Lebensjahren.
Zu den Erkenntnissen moderner Medizin
In der ARTE Mediathek gab es bis März 2018 eine Dokumentation aus 2012 über „Fasten und Heilen: Altes Wissen und neueste Forschung“ zu sehen, in der auch über klinische Studien zur Krebstherapie in Russland aus den 1930er Jahren berichtet wurde. Schon ein paar Jahre zuvor entwickelte der deutsche Arzt Otto Buchinger, der selbst unter chronischem Gelenkrheuma/rheumatischer Arthritis litt, erfolgreich eine Heilfasten-Kur, die bis heute in der Buchinger-Klinik in Überlingen am Bodensee praktiziert wird und etliche Nachahmer gefunden hat (siehe hierzu faz.net vom 24.8.2019).
Inzwischen gilt es als medizinisch gesichert, dass Fasten entscheidend dazu beiträgt, Krankheiten wie Rheuma, Diabetes, Migräne oder Bluthochdruck zu heilen. Auch bei Krebs und Multipler Sklerose, dies legen Versuche in der Berliner Charité nahe, hilft Fasten als therapiebegleitende Heilmethode (siehe dazu die sehr informative Sendung des BR Fernsehens aus 2017, verfügbar bis zum 7.2.2022). Mit dem Buch „Mit Ernährung heilen: Besser essen. Einfach fasten. Länger leben“ – so der Titel von Prof. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus am Berliner Wannsee – ist ein richtiger Bestseller aus 2019 verfügbar, der das neueste Wissen aus Forschung und Praxis gekonnt zusammenfasst (hier erhältlich*).
Fasten in der praktischen Anwendung und Bewertung
Dabei sind, neben dem mehrtägigen Heilfasten unter medizinischer Betreuung in entsprechenden Kliniken, mehrere Spielarten oder Varianten denkbar: ob in Tagesstunden 8:16, 6:18, 4:20 oder in Wochentagen 5/2 (der erste Wert beschreibt die Dauer in Stunden bzw. Tagen, wo normal gegessen werden kann, der zweite Wert die Dauer des Fastens) oder sogar im täglichen Wechsel einen Monat lang.
Neuerdings wurde von der Universität Graz die Wirkung eines solchen 30 Tage dauernden Intervallfastens in einer Pilotstudie an 60 Frauen und Männern untersucht (siehe hierzu die NZZ vom 27.8.2019). Die Teilnehmer des Projekts waren leicht übergewichtig, aber gesund – und weder Veganer noch Vegetarier. 30 davon haben ihre bisherigen Ernährungsgewohnheiten beibehalten (Kontrollgruppe). Die anderen 30 wurden angehalten, immer einen Tag normal zu essen und am darauffolgenden Tag null Kalorien zu sich zu nehmen. 29 Personen hielten die vorgegebenen Ernährungspausen bis zum Ende durch, und zwar ohne den Nahrungsverzicht auszugleichen, indem sie an den Folgetagen das Doppelte verzehrten. Vielmehr verringerte sich ihre Energiezufuhr um durchschnittlich 37 Prozent. Zugleich verloren sie dreieinhalb Kilogramm Gewicht, die Personen der Kontrollgruppe nur etwa 200 Gramm.
Die NZZ berichtet noch von der Mount-Sinai University in New York. Dort gelang kürzlich der Nachweis, dass eintägiges Intervallfasten zu einem Rückgang von schädlichen Entzündungsvorgängen führt, ohne die Abwehrkräfte zu schwächen, wohingegen eine zweitägige Nulldiät auch negative Auswirkungen auf das Immunsystem aufwies. „Nicht jede Art von Intervallfasten scheint somit gleichermaßen heilsam zu sein. Umso wichtiger ist es, Nutzen und Risiken der einzelnen Fastenarten gründlich zu untersuchen.“
Schlussfolgerung
Als einfache Schlussfolgerung bleibt festzuhalten: Eine den persönlichen Verhältnissen angemessene Form des Intervallfastens und eine gesundheitsförderliche Ernährung, vor allem der reduzierte Zuckerkonsum, plus ausreichend körperliche Bewegung können uns den Weg zu einem gesunden, langen Leben weisen.
#PreppoKompakt
Fasten kommt in hohem Maße unserer genetischen Veranlagung entgegen, ist wirkmächtig, wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen oder ihnen vorzubeugen. Es ermöglicht ein längeres Leben ohne Krankheiten, woraus Wohlbefinden resultiert. In Verbindung mit gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung ist Fasten von besonderem Wert.
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