Zweite Welle spült Zweifel hinweg

Nun bestehen keinerlei Zweifel mehr, bei den Infektionen mit dem Corona Virus rollt weltweit die zweite Welle. Die Zahlen der Johns Hopkins University weisen für Deutschland 7620 neue Corona-Infektionen und damit unter dem Datum 15. Oktober den bisherigen Höchststand aus. Zu spüren bekommen das vor allen die Hauptstadt Berlin und verschiedene Ballungsräume. Entsprechend hektisch waren die Reaktionen der politisch Verantwortlichen, als ginge es – flapsig formuliert – um die Wurst. Dabei geht es um viel, viel mehr.

Infektionsgeschehen in der zweiten Welle

Die im Beitragsbild unterlegte Kurve spült jegliche Zweifel, und damit auch die Zweifler/Querdenker hinweg – angelehnt an die Beschreibung in der NZZ vom 14.10.2020. „Der Traum von einem Standbein der ausserparlamentarischen Opposition mitten im Berliner Regierungsbezirk währte keine drei Monate: Das Zeltlager der ‚Querdenken-Zentrale, Aussenstelle Berlin‘ in unmittelbarer Nähe zum Kanzleramt wird abgebaut. Statt wie erhofft Tausende, die nach Bekunden der Lagerbetreiber ‚die Mücke im Schlafzimmer der Regierung‘ sein wollten, hielt jüngst gerade noch eine Handvoll Corona-Leugner im nasskalten und mückenfreien Berliner Herbst die Stellung.“

Besprechung im Kanzler(innen)amt

In der letzten Mittwoch im Kanzleramt veranstalteten Besprechung der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten war wohl als gedachter „Joker“ zeitweise Prof. Michael Meyer-Hermann zugegen, Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Also ein Fachmann, aber kein Universalgelehrter. „Er warnte Bund und Länder dringend vor einem Kontrollverlust bei den Infektionen. … Deutschland stehe an der Schwelle zu einem exponentiellen Wachstum.“ So laut faz-net vom 16.10.2020, wie auch zum Folgenden.

Nacharbeiten im heute-journal

Im heute-journal des ZDF am Donnerstagabend durfte er sich dann bei Marietta Slomka gehörig „ausweinen“. Er habe an die Runde appelliert, es ginge nicht um kleine Verbesserungen, man brauche ein wirkliches Umdenken. Die Nachverfolgung der Infektionen könne vielerorts nicht mehr gewährleistet werden. Es sei ernst und es gehe gerade um die Wurst, mit der Chance, noch gegenzusteuern. Die beschlossenen Maßnahmen seien jedoch nicht die von ihm erhofften, sagte Meyer-Hermann etwas resigniert. Und die Bevölkerung müsse nun mehr tun, als von der Politik vorgegeben – etwa Feste viel stärker einschränken, auf Reisen verzichten und konsequent Maske tragen.

Fakt ist auch, dass gegenwärtig in vielen Städten die Verwaltungen, insbesondere die Gesundheitsämter heillos überfordert sind. Zwar springt die Bundeswehr bei der Nachverfolgung von Kontakten hier und da ein. Auch Studierende der Medizin helfen mit aus. Aber das ist bei weitem nicht genug.

Was uns mit der zweiten Welle noch ins Haus steht

Nun bedeutet eine Infektion mit dem Corona Virus noch nicht Covid-19. Und diese Krankheit nicht den Tod. Auch ist die Lage bei den Intensivbetten relativ entspannt, was sich allerdings schnell ändern kann. Am gestrigen Donnerstag gab es laut Robert Koch-Institut (RKI) 655 intensivmedizinisch Behandelte, 329 davon wurden beatmet. Rund 8700 Intensivbetten sind derzeit noch frei.

DerStandard vom 16.10.2020 gibt schlüssige Antworten darauf, warum die zweite Welle anders ist. Von acht Frage/Antwort-Paaren geben wir hier drei leicht verkürzt wieder.

Frage: Woran liegt es, dass die Zahl der Neuinfektionen in Europa zuletzt so stark nach oben geschnellt ist?

Antwort: Zum einen nehmen Verkühlungen oder grippale Infekte, die mit den Atemwegen zu tun haben, im Herbst und Winter ganz allgemein zu. Das dürfte vor allem daran liegen, dass die kühleren Bedingungen für diese Viren – und auch für Sars-CoV-2 und dessen Übertragung – günstiger sind. … Zum anderen trägt natürlich unser verändertes Sozialverhalten dazu bei. Wir halten uns jetzt wieder mehr in Innenräumen auf, haben dort mehr soziale Kontakte. Und das erhöht das Ansteckungsrisiko.

Frage: Wo stehen wir aktuell im Vergleich zur ersten Welle im Frühjahr?

Antwort: Die aktuellen Zahlen scheinen darauf hinzudeuten, dass es schon viel schlimmer ist als im Frühjahr. Doch das liegt in erster Linie daran, dass heute mehr getestet wird, in Österreich etwa fünfmal mehr als zum Höhepunkt im März und April. Vermutlich haben sich damals auch schon entsprechend mehr Menschen angesteckt. Das gilt auch für Europa und global. Die WHO schätzt, dass bereits bis zu zehn Prozent aller Menschen weltweit infiziert waren, also bis zu rund 700 Millionen. Offiziell nachgewiesen sind nur knapp 40 Millionen Fälle.

Frage: Warum sterben jetzt viel weniger infizierte Menschen an Covid-19 als bei der ersten Welle?

Antwort: Das hat mehrere Ursachen: Erstens werden aufgrund der höheren Zahl an Tests auch immer mehr Infektionen bei jungen Menschen registriert, die nur selten schwer an Covid-19 erkranken. Zweitens haben sich etwa durch das Medikament Dexamethason, das überschießende Immunantworten reduziert, die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten verbessert – auch wenn es immer noch kein Medikament gibt, das Covid-19 zuverlässig heilt oder vor schweren Erkrankungen schützt. Drittens darf man aber auch nicht vergessen, dass es meist einige Tage oder Wochen dauert, bis ein schwerer erkrankter Patient stirbt. Das heißt, auch die Zahl der Toten wird in den nächsten Wochen mit einer gewissen Verzögerung wieder stark steigen.

Regeln für die zweite Welle, aber ohne Regulierungswut

Chefredakteur Eric Gujer bescheinigt in der NZZ vom 16.10.2020 Deutschland, bisher besser als die meisten anderen europäischen Länder durch die Corona-Krise gekommen zu sein. Die Mischung aus Entschlossenheit und Pragmatismus sei während des Lockdowns und in den ersten Monaten danach das richtige Rezept gewesen. „Doch jetzt verheddern sich Bund und Länder in ihren Schutzkonzepten, und die deutsche Neigung zu Bürokratismus und Staatsgläubigkeit macht sich bemerkbar.“

Beherbergungsverbote und Sperrstunden seien Ausdruck von Hilflosigkeit, abgesehen davon, dass sie sich – wie erstere in Baden-Württemberg und Niedersachsen, letztere in Berlin – nicht immer als gerichtsfest erweisen. Die Politik wolle einen zweiten Lockdown unter allen Umständen vermeiden, weil die wirtschaftlichen Folgen verheerend wären. Der Aktionismus solle die Ratlosigkeit kaschieren.

(Zum Nachlesen der neuen Corona-Regeln der Überblick in faz-net vom 15.10.2020)

Mittel zur Bewältigung der Herausforderung der zweiten Welle

Kenntnis der Unterschiede

Diese einfache Übersicht aus DerStandard vom 8.10.2020 hilft bei der ersten Einschätzung. Zur Vertiefung folge unten dem Hinweis aufs neue Gesundheitsportal.

Richtiges Lüften von Klassenräumen

Faz-net vom 15.10.2020 berichtet über eine Empfehlung des Umweltbundesamtes für die Schulen zum richtigen Lüften, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Danach sollten Klassenräume alle zwanzig Minuten etwa fünf Minuten bei weitgeöffneten Fenstern gelüftet werden. Es genüge nicht, mit gekippten Fenstern oder mit nur einem offenen Fenster zu lüften, auch von geöffneten Türen zum Gang wird abgeraten. Dadurch könnten mit den Viren angereicherte Luftpartikel von einem Raum über den Flur in andere Klassenräume transportiert werden, ohne vorher durch Außenluft verdünnt zu werden.

„Ideal sei das sogenannte Querlüften, wenn Fenster auf gegenüberliegenden Seiten von Räumen geöffnet werden können. Sowohl beim Stoßlüften wie beim Querlüften sinke die Temperatur im Raum nur um wenige Grad ab und steige dann in kurzer Zeit wieder an. Schulräume, die sich nicht lüften ließen, kämen für den Unterricht nicht in Frage, so das Umweltbundesamt.“

AHAL heißt die neue Formel

AHA-Formel, auch AHA-Regel, bezeichnet laut Wikipedia die 2020 zur Eindämmung der Pandemie eingeführte bzw. empfohlene Kombination verschiedener Vorsorge-Maßnahmen.

Abstand halten!“: Mindestens 1,5 Meter Abstand zu Mitmenschen halten

Hygiene-Maßnahmen beachten!“: Husten und Niesen in die Armbeuge oder ein Taschentuch sowie das regelmäßige Waschen der Hände

Alltagsmaske tragen!“: Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes

Seit September ist die Regel, ergänzt um ein „L“, zur AHAL-Regel geworden. „In Anbetracht sinkender Temperaturen nähme der Aufenthalt von zahlreichen Personen in geschlossenen Räumen zu. Dort könne sich das Virus lange Zeit in der Raumluft halten. Deshalb sei auch regelmäßiges Lüften von geschlossenen Räumen im Sinne eines vollständigen Luftaustausches durch Stoßlüftung, angezeigt.“

Das neue Portal des Bundesministeriums für Gesundheit

Ebenfalls seit September diesen Jahres gibt es ein neues, umfängliches und aussagekräftiges Gesundheitsportal des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) in Berlin. Es ist zu finden unter gesund.bund.de und deckt natürlich auch die Lungenkrankheit Covid-19 ab – hier der spezielle Link. Eine ausgezeichnete Informationsquelle unter Mitwirkung des RKI.

Nachbemerkung

Während dieser Beitrag über die zweite Welle „zu Papier“ gebracht wird, praktiziert der Schreiber das im Blog unter anderem hier und hier beschriebene, wie auch propagierte Intervallfasten. Der Freitag eignet sich dafür besonders gut, weil seit der Kindheit die, keineswegs immer eingehaltene Vorgabe „fleischlos“, als unechte Fastenvariante im Raume steht.

Hinzu kommt ein Schuss Lokalcolorit. Wie im Schwarzwälder Boten vom 12.10.2020 zu lesen, ist Prof. Jörg Bergemann von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und seinem Forschungsteam der Nachweis gelungen, dass Fasten die Zellreparatur fördert. „Wenn man berücksichtigt, wie viele positive Effekte eine Kalorienreduktion auf die zelleigene Reparatur, die mitochondrialen Funktionen und die zelleigene Müllabfuhr hat, ist das … ein wichtiger zusätzlicher Anreiz für eine Fastenkur“, so Prof. Bergemann.

Gewidmet meinem alten Schulfreund Reiner G. aus Gerlingen, der heute seinen Geburtstag feiert. Im Großraum Stuttgart ist er sozusagen mittendrin im Corona-Geschehen, hat einen Logenplatz. Bleib gesund.

Und hier geht es weiter

#PreppoKompakt

Es kommt auf jede(n) Einzelne(n) an, wie wir gemeinsam mit der Herausforderung durch das Corona Virus fertig werden. Vernunft ist wieder verstärkt gefragt. Wenn das nicht zuviel verlangt ist!

Eine Antwort

  1. Ich denke auch, wir haben es versaut. Die stark fallenden Zahlen im Sommer haben uns ein falsches Sicherheitsgefühl gegeben, und uns glauben lassen, wir haben alles im Griff. Dadurch hat jeder sein eigenes Risiko erhöht, was nun zu diesen fatalen Folgen führt. Zurück zu mehr Disziplin!!!

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