Mit dem Blackout rechnen – Österreichs Vorreiterrolle

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Stromausfälle sind keine Seltenheit. So wie letzten Donnerstag – von Donau3FM tagesaktuell beschrieben – als in Bermaringen im Alb-Donau-Kreis ein Bagger bei Bauarbeiten eine 20.000 Volt-Leitung beschädigte. In Berlin-Prenzlauer Berg besteht sogar der Verdacht der bewussten Sabotage des Netzes durch Brandstiftung – wie rbb24 am 2.10.2021 berichtet. Dadurch waren vor einer Woche 9.000 Haushalte sowie 1.000 Gewerbe für rund 13 Stunden ohne Strom. Solche Stromausfälle sind in der Regel beherrschbar. Das heißt, die Ursache kann in relativ kurzer Zeit identifiziert und der Schaden behoben werden. Großflächige Stromausfälle mit einem überregionalen, gar landes- oder europaweiten Zusammenbruch des Stromnetzes sind ein anderes Kaliber. Das Leben beispielsweise von Intensivpatienten ist in Gefahr und schwere wirtschaftliche Folgen sind unvermeidlich. Es entstehen Versorgungsengpässe, die eine ernste Gefahr für die öffentliche Ordnung und innere Sicherheit bedeuten. Mit den weitreichenden Folgen eines Blackout haben wir uns schon hier und hier ausführlich auseinandergesetzt. 

Mit dem Blackout rechnen - Wien, die Hauptstadt Österreichs.

Beinahe Blackouts – Blackout ante portas

Knapp an einem europaweiten Stromausfall sind wir im Januar 2021 vorbeigeschrammt, wie hier zu lesen ist. Und auch im August diesen Jahres „… fuhr die Stromerzeugung in Deutschland wieder einmal Achterbahn“, wie die FAZ am 16.8.2021 berichtet. Wegen eines Engpasses bei der Einspeisung von aus Photovoltaik gewonnener Energie bei Einbruch der Dunkelheit, konnte die abendliche Nachfrage nicht mehr gedeckt werden. Man zog sämtliche Register, um dies aufzufangen. „Braunkohlekraftwerke liefen auf Hochtouren, auch wurde vermehrt Strom importiert. Aber all das reichte nicht. Ab 19.49 Uhr zogen die Netzbetreiber deshalb weitere Register und nahmen mit den ’sofort abschaltbaren Lasten‘ (SOL) vier Industrieanlagen vom Netz, darunter die Aluminiumhütte von Trimet in Essen. Elf Minuten später ging der Abwurf von Großverbrauchern quer durch die Republik weiter.“ So beschreibt Niklas Záboji das eingesetzte Maßnahmenbündel.

Blackout in Österreich Topthema

Über die mit dem Eintritt eines Blackouts verbundenen Gefahren ist man sich in Österreich bewusster als bei uns. Herbert Saurugg, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV), geht davon aus, dass ein Stromausfall der überregional über eine Woche andauert „… de facto nicht mehr beherrschbar ist“. Und plädiert eindringlich dafür, Vorkehrungen für insgesamt 14 Tage autarkes Überleben zu treffen. Hierzu gehört ein Vorrat an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, Kleinkindnahrung, auch an Haustiere ist zu denken.

Laut Saurugg können sich die sechs Millionen Österreicherinnen und Österreicher nach einer Woche ohne Strom nicht mehr selbst versorgen. Deshalb ist seiner Meinung nach die Eigenversorgung herstellen, die wichtigste Vorsorge. Auch Unternehmen sieht er nicht wirklich gut vorbereitet. Vorrangig bei einem Blackout sei ein sicheres Herunterfahren, um Schäden in der Produktion zu vermeiden. 

Bei den erneuerbaren Energien erkennt Saurugg das Problem falscher Anreize in der Regulierung und Förderpolitik. Nur die Erzeugung adressiere man, infrastrukturelle Maßnahmen jedoch, wie Speicher und Puffer, würden nicht angesprochen. Auf die Entwicklung in Deutschland blickt Herbert Saurugg mit Sorge, da bei uns in den nächsten Monaten viele konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen. So fielen, er nennt es „Stoßdämpfer“ durch rotierende Masse weg und Frequenzschwankungen rund um 50 Hertz nähmen zu. Dass das Thema in der breiten Öffentlichkeit und im politischen Raum in Österreich zunehmend Widerhall findet, ist für ihn erfreulich. Das lohnenswerte, knapp 16 Minuten lange Interview mit dem Blackout-Experten auf „Vorarlberg Live“ vom 4.10.2021 ist auf youtube zu sehen.

Große Bühne für die Blackout-Vorsorge

Die große Donaubühne Tulln beschäftigte sich am Abend des 30. September 2021 ebenfalls mit dem Thema Blackout. So ging während des Konzerts des symphonischen Blasorchesters des Österreichischen Bundesheeres nach 20 Minuten unvermittelt das Licht aus, wie der ORF am 1.10.2021 berichtete. „Dem Publikum wurde symbolisch ein Blackout vor Augen geführt, zwei Einsatzfahrzeuge des Bundesheeres und der Polizei fuhren mit Blaulicht vor der Bühne vor.“ Die Experten im Ministerium sagen übrigens, dass es keine Frage ist, ob ein Blackout eintritt, sondern nur, wann er eintritt, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Auch auf youtube geht das Heer mit einem Spot an die Öffentlichkeit, der für die Blackout-Vorsorge wirbt.

Weichenstellungen in der Alpenrepublik

Um für einen Blackout des Stromnetzes gewappnet zu sein, unterzeichneten Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und der Vorstand des Hochspannungsnetzbetreibers APG am 27.9.2021 einen Kooperationsvertrag, berichtet aktuell die Tiroler Tageszeitung. „Die Polizei kann damit ein, zwei Stunden früher gewarnt werden. Die APG kann binnen längstens 20 bis 30 Stunden die Versorgung wiederherstellen, zeigen Simulationen.“ Auch an der Einsatzfähigkeit der Polizei werde gearbeitet. „100 Standorte sollen nun resilient, also durchhaltefähig werden, darunter das Innenministerium selbst sowie wichtige Zentralen wie das Bundeskriminalamt (BKA), die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), die Cobra, die Landespolizeidirektionen und die Bezirkspolizeikommanden“, so der Innenminister.

Wie ernst man den Blackout nimmt ist auch der „Sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2021“ des Bundesheeres zu entnehmen. So sei die Gefahr eines Blackouts „… das größte Risiko für eine nächste Systemkrise in Österreich“. Risikoreicher als ein breiter Cyberangriff, eine unkontrollierte Massenmigration und ein kriegerischer Konflikt mit österreichischer Beteiligung. Die glasklare Einschätzung der Armee: „Mit einem Blackout ist binnen der nächsten fünf Jahre zu rechnen.“ Hält Wirtschaft.at im Artikel „Wenn das Licht ausgeht“ vom 8.6.2021 fest.

Und hier werden wir wieder spitzfindig.

#PreppoKompakt

Die von einem Blackout ausgehenden Gefahren sind real. Sie nehmen weiter zu, wenn wir glauben, mit noch mehr Windrädern und Photovoltaik die entfallende Stromproduktion der Kohle- und Kernkraftwerke einfach ersetzen zu können. Auch bei uns gilt es für ein gesundes Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung zu sorgen und den Status Quo kritisch zu hinterfragen. Dies sollte eine Kernaufgabe der noch zu bildenden Bundesregierung sein. Dabei können wir vom Nachbarn Österreich – infolge des „Kurz-schlusses“ mit reichlich Turbulenzen im Politikbetrieb gebeutelt – in Bezug auf die Vorbereitung auf einen Blackout noch einiges lernen. 

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