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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Aber wir bleiben heute lieber noch etwas bei der Musik, speziell der US-amerikanischen Country-Musik. Nachdem wir über ihre Geschichte, Wurzeln und Protagonisten ein bißchen mehr wissen, lassen sich die Klänge noch besser genießen.
1. Spitz-findig-keit
Der weißen Mittelschicht in den ländlichen Regionen der Vereinigten Staaten von Amerika diente das gemeinsame Musizieren mit Singen und Tanzen seit Beginn des 20. Jahrhunderts dazu, nach Feierabend und an Sonntagen zu entspannen und die Gemeinschaft – vor allem auch im Familienverband – zu hegen. Dabei spielten die in der Vielfalt der Einwanderungsgesellschaft angelegte Traditionspflege und die Entwicklung eines gesunden Selbstbewußtseins mit hinein. Sehr schön wird dies in dem Lied von der auf den Beruf ihres Vaters stolzen Bergmanns Tochter zum Ausdruck gebracht.
Im Konzert aus der Spitz-findig-keit #52 wird in Teil II dieses Lied Loretta Lynns ab 5:30 thematisiert und anschließend von Kathy Mattea, der Enkelin eines Bergmanns gesungen. Und schon 2011 in geballter Wucht von gleich sieben Frauen – Jennifer Nettles, Miranda Lambert, Reba McEntire, Martina McBride, Carrie Underwood, The Judds – im Chor vorgetragen: „Women Of Country – Coal Miner’s Daughter“, drei hörenswerte Minuten auf YouTube vom 10.12.11 (mit über 10 Millionen Aufrufen). Wobei der Hinweis auf die Mutter mit vom vielen Waschen blutenden Fingern, und wie sie damit umgeht, besonders beeindruckt: „… to complain there was no need, she smile in Mamas understanding way“. Diese Passage (1:00 bis 1:30) gesungen von Reba McEntire, die mit ihrem ausgesprochen sympathischen Gesicht viele Jahre später sagen wird, dass Loretta Lynn sie ganz stark an ihre eigene Mutter erinnert hat (hier von 5:45 – 6:00).
2. Spitz-findig-keit
Familien in der Country-Musik haben eine lange Tradition, wie an der The Carter-Family zu sehen ist. Oder eben auch an neueren Formationen, wie „The Petersens“ aus Branson/Missouri (hier bei uns schon Ende August letzten Jahres „aufgetreten“). Eine mit ihren Kindern gewachsene Neuentdeckung ist The French Family Band, deren Mitglieder seit zwei Jahren in Nashville/Tennesee leben. Der Vater aus Australien, die Mutter eine Maori aus Neuseeland, zwei Söhne und die Tochter. Und der Nachwuchs mit klar vorgezeichnetem Weg ins Musikgeschäft.
Ein sehr schönes Beispiel, weil auch das uns bereits bekannte Lied der Carter-Family variierend und in 2:33 Minuten mit Ohrwurmqualität bestechend – „Daddy Sang Bass“ auf YouTube vom 27.4.2021 (mit annähernd 2,5 Millionen Aufrufen).
3. Spitz-findig-keit
Und hier fügt sich dann alles zusammen wie in einem bunten Mosaik: Die French-Family mit einem Lied über ein japanisches Mädchen, aufgeführt im Bayerischen Bierhaus in Nashville im April letzten Jahres. „Made in Japan“ – Live at the Bavarian Bierhaus, Nashville, auf YouTube vom 3.5.2021 zu hören und zu sehen (mit über 800.000 Aufrufen).
Und hier geht es weiter zur nächsten Spitzfindigkeit.
#PreppoKompakt
Eine regelrechte „Hommage“ an die Country-Musik, die in ihren alten und neuen Ausprägungen viel zu unserem eigenen Wohlbefinden beitragen kann. Wenn man so will, eine Arznei ganz ohne Nebenwirkungen für unsere geplagten Körper und Seelen. Die Klänge können höchstens (hör)süchtig machen.
Eine Antwort
Guten Morgen Jürgen,
danke, für die tollen Links.
Auch ich möchte gerne einen Link teilen,
dabei geht es um eine finnische Country-Band
(klingt komisch, ist aber so).
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Steve_’n’_Seagulls
Ich hatte das Glück, diese vor einigen Jahren in einem kleinen Stuttgarter Club
live erleben zu dürfen.
https://m.youtube.com/watch?v=fvrogxMHmlg
Music was my first love
and it will be my last
Music of the future
and music of the past.
(John Miles)
Schönen Sonntag
Lidia