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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute geht es dafür vorrangig um Kröten, die laut Wikipedia zur Gattung der Froschlurche gehören und weltweit mit mehr als 600 Arten auf allen Kontinenten vertreten sind. Nicht allerdings in der Antarktis, dort ist es immer noch kalt, auf Grönland, Madagaskar, vielen Inseln im Pazifik und in Neuseeland. Etliche Arten der Bufonidae, wie sie in der Wissenschaftssprache heißen, haben eine warzige, drüsenreiche Haut und eher kurze Hinterbeine. Einfach schön die Namensgebung, wie für die Erdkröte gleich Bufo bufo. Interessant auch, dass der Nachwuchs a) nach einer aquatilen Kaulquappenphase, b) mit direkter Entwicklung innerhalb der Eier, woraus fertige Jungkröten schlüpfen, und außerdem c) von der Krötenmutter lebendgebärend das Licht der Welt erblickt. Welch eine Vielfalt an Geburtskanälen in dieser Gattung.
1. Spitz-findig-keit
Bei uns auch bitter nötig, denn Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck muss, wie auf der Achse des Guten vom 16.6.2022 zu lesen, laufend Kröten schlucken. Putin machts möglich – besser: nötig!
„Genauso wie die Grünen beim Thema Waffenlieferungen einen Schritt in Richtung Mitte der Gesellschaft getan haben … , wäre dies beim Wiedereinstieg in die Atomkraft der Fall.“ Dafür „… gibt es Mehrheiten in der Bevölkerung … auch unter den Wählern der Grünen. Dort sind derzeit zwar ’nur‘ 31 Prozent dafür, im Februar waren es aber gerade mal 17 Prozent, und der Druck aus dem Natur- und Artenschutz werden … – wie … die Sorge um die Energieversorgung – für weitere Steigerungen sorgen.“ Mutmaßt Ulli Kulke unter der Überschrift „Die letzte Kröte: Grüne demnächst Atompartei?“.
Kröten werden irgendwann knapp, steht zu befürchten? Nachdem laut NZZ vom 22.6.2022 (hinter Schranke) der Grüne nun die Kohle-Kröte schlucken mußte. „Händeringend sucht er an allen Ecken und Enden nach Alternativen für Kohle, Öl und Gas aus Russland. Dabei bricht er ein grünes Tabu nach dem andern. Mal verhandelt er mit dem Emir von Katar über verflüssigtes Erdgas (LNG), mal feiert er den ersten Rammschlag (die maritime Variante des Spatenstichs) für ein schwimmendes LNG-Terminal. … In einem jüngsten Schritt will Habeck entgegen den Zielen der Energiewende vorübergehend den Einsatz stillgelegter Kohlekraftwerke wieder ermöglichen …“, so voller Bewunderung René Höltschi für die NZZ aus Berlin.
2. Spitz-findig-keit
Auch in den Geldbeuteln tut sich was, im übertragenen Sinne. Die „Kröten“ werden immer weniger und zudem immer weniger wert – die Kaufkraft sinkt. Hierbei lassen wir es, indem wir auf unseren aktuellen Beitrag zur Inflation hinweisen, bewenden. Und wir lassen uns auch keine Bären aufbinden.
3. Spitz-findig-keit
Faz-net vom 23.6.2022 berichtet über Waschbären in unseren Breitengraden, die bei näherer Betrachtung gar nicht hierher gehören. Die aus Nordamerika stammenden possierlichen Tiere mit Zorro-Maske seien im April 1934 in zwei Paaren am Edersee in Hessen ausgesetzt worden. „Ihre Art verbreitete sich schnell – wegen des reichlichen Nahrungsangebots und des Mangels an natürlichen Feinden. Zumal andernorts in Europa Waschbären aus Pelztierfarmen ausbüxten. So sind diese Räuber an vielen Orten in Deutschland weitverbreitet.“
Waschbären können Träger von auch für den Menschen gefährlichen Krankheitserregern sein. So wurde etwa das West-Nil-Virus nachgewiesen, das, wenn sich Menschen damit infizieren, in einem Prozent der Fälle das Nervensystem erfassen und auch tödlich verlaufen kann. „Alles in allem fanden … Forscher in den Tieren mit der Zorro-Maske 22 verschiedene Arten von Schmarotzern. Zudem fressen Waschbären unter anderem Rote-Liste-Arten wie Gelbbauchunke und Erdkröte.“ So Thorsten Winter, Wirtschaftsredakteur der Rhein-Main-Zeitung.
Und hier springen wir – ähnlich wie Bufo bufo – zur nächsten Spitzfindigkeit.
#PreppoKompakt
Die maritime Variante des Spatenstichs, der Rammschlag, passt doch irgendwie ganz gut zur aquatilen Kaulquappenphase. Jedenfalls sind die Kröten bei uns gegenwärtig stark unter Druck. Entweder sie werden geschluckt oder gefressen. Kann man da guten Appetit wünschen? Wohl angemessener eine funktionierende Verdauung.