5 minutes
Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Wir hingegen fokussieren uns auf „Heilig Abend“ – mit zwei spezifischen Geschenken und der Vorfreude auf die traditionelle Christmette.
1. Spitz-findig-keit
Ein Geschenk des Himmels – ein diplomatischer Schachzug, ja eine geniale Lösung: Die einen heiraten, die anderen werden ab sofort gesegnet. Die NZZ vom 18.12.2023 titelt (hinter Schranke) wie folgt: „Katholische Priester dürfen nun homosexuelle Paare segnen – doch die Ehe bleibt unangetastet. Der Papst und die Chefdogmatiker des Heiligen Stuhls ändern ihre Meinung. Zumindest teilweise.“
Dies bedeutet: „Konkret sollen Geistliche, die solche Segnungen aussprechen, Vorkehrungen treffen, damit jegliche Verwechslung mit einer Eheschliessung vermieden wird. So dürfen Segnungen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes stattfinden, denn ‚eine solche liturgische Segnung würde voraussetzen, dass die gesegnete Verbindung dem Plan Gottes in seiner Schöpfung‘ entspreche. Ausserhalb von Gottesdiensten sollen aber nicht dieselben moralischen Voraussetzungen notwendig sein wie für den Empfang eines Sakraments. Wer einen Segen erbitte, zeige, dass er der ‚heilbringenden Gegenwart Gottes in seiner Geschichte bedarf‘. Eine solche Bitte will man nun nicht mehr kategorisch ausschlagen.“
Faz-net vom 19.12.2023 fragt sich und die Leserinnen und Leser (ebenfalls hinter Schranke): „Aber ist mit solcher Schlauheit das Thema nun abgeräumt?“ Und gibt sogleich die Antwort: „Wohl kaum. Das Thema wird weiter schwelen, solange der kirchliche Normierungsanspruch von Sexualität aufrechterhalten wird.“
2. Spitz-findig-keit
Es kann mit Geschenken gehen, wie von Paul Léautaud aus Fontenay-aux-Roses 1947 – also vor genau 76 Jahren – schriftlich festgehalten (im bekannten Buch der Tagebücher auf S. 597, Angaben zur Person S. 640): Lebenszeit 1872 bis 1956, von Beruf Schriftsteller, Theaterkritiker und „… einer der bissigsten Chronisten des literarischen Frankreichs. Und ein großer Misanthrop …“. Einer der Hunde lieber mochte als Menschen, der sich in dem nur neun Kilometer vom Zentrum entfernten Pariser Vorort, von den einen ab- und den anderen zuwandte.
„Heute abend, als ich fürs Abendbrot gerade gekochte Bohnen aufwärmte, bekam ich ein Weihnachtspräsent von Frau Gould: Eine Flasche Champagner Moët et Chandon. Eine Fleischpastete. Ein fertiggebratenes Hähnchen. Süßigkeiten aus Nizza: Zwei Dosen kandierte Früchte. Vier Tafeln Nougat. Einen Beutel mit Pralinen.
Nun: Aus Champagner mache ich mir nichts. Lieber als ein Hähnchen ist mir ein Omlett. Fleischpasteten mag ich nicht. Kandierte Früchte verabscheue ich. Nougat mag ich nicht.
Ich habe wirklich Glück.“
3. Spitz-findig-keit
Wir bereiten uns im Familien- und Freundeskreis auf den Besuch der Christmette im Kloster Beuron, Erzabtei St. Martin, vor, die um 20 Uhr 30 beginnt. Etwas Spirituelles, das wir alle mögen. Für uns kann Weihnachten kommen.
Und hier geht es silvesterlich weiter.
#PreppoKompakt
Erinnerungen aus vielen Jahren, ja Jahrzehnten tauchen wieder auf und besänftigen das Gemüt. Angesichts der Zeitumstände auch bitter notwendig. Allen eine frohe Weihnacht!