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Obdachlos im Ferienort. Aus hunderten Kilometern werden nur noch wenige Meter. Aus dem Navi ertönt „Sie haben ihr Ziel erreicht, das Ziel befindet sich auf der rechten Straßenseite“. Nach einer anstrengenden Autobahnfahrt mit längerem Stau ist die ganze Familie in Vorfreude. Nur noch eben das Auto abstellen, das Gepäck ins Haus bringen, sich frisch machen. Dann in Ruhe einrichten, um danach den Ort zu erkunden und den Tag ausklingen zu lassen. Doch vom Ferienhaus auf den Bildern im Internet, welches sie gebucht haben, ist weit und breit nichts zu sehen. Als sie an der angegebenen Adresse klingeln, öffnet eine Familie, die genauso aus allen Wolken fällt, wie sie selbst. Am Ende realisieren alle einen Betrug bei der Vermietung von Ferienquartieren.
Obdachlos im Ferienort – was passiert ist
Dies ist laut Schilderung in der MDR Sendung „Brisant“ vom Oktober 2021 (nicht mehr in Mediathek verfügbar) so einem Rentnerehepaar passiert, das zusammen mit den Enkeln Urlaub im Thüringer Wald machen wollte. Im Internet hatten sie ein Ferienhaus für fünf Tage gebucht und – nichtsahnend – vorab den Gesamtbetrag von 500 Euro an die angegebene Bankverbindung in der Schweiz überwiesen. Das Geld haben sie nicht wiedergesehen.
Systematischer Betrug mit Inseraten für Ferienhäuser und -wohnungen
Der Betrug bei der Immobilienvermietung hat System. Betrüger inserieren europaweit Ferienhäuser und -wohnungen, meist zu sehr attraktiv erscheinenden Konditionen. Und sie nutzen bekannte Webseiten und Plattformen für Inserate im Internet oder sie empfinden solche Webseiten sogar selbst nach.
Die kabeleins-Sendung „Achtung Abzocke“ ist vom 13. bis 16. September 2021 in vier Folgen und zusammen 50 Minuten dieser Art von Betrug nachgegangen. Von den Tätern wurden unter anderem Ferienhäuser in Kroatien auf „Ebay Kleinanzeigen“ angeboten – im Ergebnis mit einer Vielzahl von Geschädigten. So kopierten die Täter die Bilder und Beschreibung eines Inserats einer real existierenden Urlaubsresidenz und boten diese unter einem anderen Gebäudenamen im Internet an. Von einer Familie wurden so 621 Euro als Vorabzahlung ergaunert. Nach Erhalt des Geldes brachen die Betrüger den Kontakt sofort ab.
Alle Anzeigen, fingierte Verträge und Kontakte, meist per Telefon oder Chatnachricht, werden professionell ausgeführt, um keinen Verdacht oder Zweifel aufkommen zu lassen. Dabei operieren die Täter mit gefälschten Adressangaben und von anderen Internetnutzern gestohlenen Identitäten. So ließ sich die Verkäuferin einer Babytrage bei Ebay Kleinanzeigen dazu bringen, ein Foto ihres Ausweises im Chat des Kleinanzeigenportals an die Täter zu übermitteln. Wodurch sie sich zudem in den Kreis der Verdächtigen im vorliegenden Betrugsfall manövrierte.
Weitere Berichte über den Betrug mit Mietinseraten auf Ebay Kleinanzeigen sind hier zu finden. Auch wir hatten das Thema im Blog bereits am 4.9.2021 verallgemeinert behandelt.
Wie Sie sich vor betrügerischen Inseraten schützen
- Erstens, seien Sie skeptisch bei Angeboten die (weit) unter den marktüblichen Preisen liegen. Angebote, die zu gut klingen um wahr zu sein, sind meist Betrug. Recherchieren Sie auch zu alten negativen Bewertungen des Anbieters.
- Zweitens, prüfen Sie die Angaben im Impressum. Kopieren Sie den Angebotstext in Auszügen in die Eingabemaske einer Suchmaschine und suchen Sie nach Duplikaten, die unter anderem Namen und Adresse angeboten werden.
- Drittens, lassen Sie sich nie zu einer Vorabzahlung des Gesamtbetrags drängen. Die Polizei rät zu einer „moderaten“ Anzahlung. Als Richtwert sind maximal 20% der Mietsumme angemessen. Übrigens besteht nur bei Bezahlung per Kreditkarte oder Lastschrift im Schadensfall eine reelle Chance auf den Rückerhalt des Geldes.
- Viertens, prüfen Sie Bilder und Ortsangaben des Mietobjektes auf Plausibilität. Nutzen Sie vorhandene Bilder von Straßenzügen von Diensten wie Google Streetview und Satellitenaufnahmen von Google Earth um die Existenz des Gebäudes am genannten Ort abzugleichen.
- Fünftens, übermitteln Sie niemals Fotos oder Scans von persönlichen Dokumenten, wie Personalausweis oder Führerschein, im Internet oder in der persönlichen Kommunikation mit Messenger-Diensten. Mittels „Identitätsdiebstahl“ können diese von Betrügern zur Durchführung ihrer Taten genutzt werden. Melden Sie es der örtlichen Polizei, sobald Ihnen Anzeichen für eine missbräuchliche Nutzung Ihrer Daten/Papiere vorliegen.
Weitere wertvolle Tipps, um sich vor Betrug im Zusammenhang mit Urlaubsbuchungen zu schützen, hat Das Erste/MDR im Brisant Ratgeber am 22.10.2021 zusammengestellt.
Und hier staunen wir über verschiedene Gedenk- und Geburtstage.
#PreppoKompakt
Ein paar entspannte Tage im Ferienhaus am Wunschort sind gerade in Zeiten von Corona eine willkommene Abwechslung. Klingt ein Angebot zu schön um wahr zu sein, läuten die Alarmglocken. Auf jeden Fall die Seriosität hinterfragen, um nicht auf vermeintliche Schnäppchen hereinzufallen. Impressum des Anbieters, Ortsangaben und Bilder zum Objekt grundsätzlich auf Plausibilität hin überprüfen, eine Bezahlung der Gesamtsumme als Vorleistung stets ablehnen. So werden Sie nicht obdachlos im Ferienort. Winters wie Sommer, ja alle vier Jahreszeiten lassen sich so eingestellt, richtig genießen. Im Ergebnis ungetrübtes Urlaubsvergnügen, so Corona will.