Preppo fragt nach bei Prof. Max Otte

In unserer neuen Kategorie „Preppo fragt nach!“ steht uns Prof. Dr. Max Otte Rede und Antwort, über dessen Buch „Weltsystem Crash“ wir im Dezember 2019 hier berichtet hatten. Mit den Antworten auf unsere sechs Fragen vermittelt er uns in Bezug auf die Weltwirtschaft und einen möglichen Crash seine neuesten Erkenntnisse.

Weltsystem Crash von Prof. Max Otte
1. Herr Prof. Otte, wir haben vor über einem Jahr hier im Blog Ihr Buch „Weltsystem Crash“ besprochen. Zwischenzeitlich unterzieht ein damals noch unbekanntes, namensloses Virus weltweit nicht nur das Gesundheits-, nein auch das Wirtschafts- und Finanzsystem einer ungeheuren Belastungsprobe. Wurde der Crash dadurch aufgeschoben, nicht aufgehoben? Brandaktuell ist von Ihnen „Die Krise hält sich nicht an Regeln“ erschienen, in dem sie die Analysen aus Weltsystem Crash auf den neuesten Stand bringen. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Lassen Sie uns teilhaben.

Das IST der Weltsystemcrash. Ich habe in meinem Buch vor einem Jahr geschrieben, dass das Weltsystem auf eine transformatorische Krise zusteuert, zusteuern MUSS. Ich habe auch geschrieben, dass Fake News und Desinformation, auch Überwachung und autoritäre Maßnahmen kommen werden.

Geärgert hat mich, dass ich nicht vorausgesehen habe, dass es ein Virus sein wird. Denn Vorboten hatten wir – schon mit SARS 2003, dann der Vogelgrippe und der Schweinepest Ende des 10er Jahrzehnts, vor einigen Jahren mit Ebola. Und in einem Report der Rockefeller Foundation aus dem Jahr 2010, der im Internet öffentlich verfügbar ist, wird ziemlich exakt vorausgesagt, was aktuell passiert: ein Virus, sogar aus China (!) legt die Welt lahm und die westlichen Staaten kopieren das chinesische Modell mit Überwachungsstaat, Gesichtsmasken, Reisebeschränkungen, Unterbrechung von Lieferketten und autoritären Maßnahmen. Steht alles da. Beängstigend.

2. Sie vergleichen in Ihrem Buch den Weg in die Krise mit einem Heißluftballon, in den immer schneller heiße Luft hineinströmt. Er wird dadurch löchrig, bekommt Risse, sinkt, stürzt ab, geht in Flammen auf. Vermutlich konnten auch Sie sich nicht ausmalen, in welch exorbitantem Umfang die Notenbanken in den letzten Monaten Geld in den Kreislauf gepumpt haben – und der Ballon fährt immer noch. Wurden Sie durch die Realität widerlegt? Wenn nein, was macht den Unterschied?

Zu den geldpolitischen Maßnahmen in den letzten Jahren kommt seit der Corona-Krise noch direkte keynesianische Ausgabenpolitik in ungeahntem Ausmaß dazu. Das kann noch einige Zeit gehen. Zurückzahlen kann diese Schulden keiner mehr.

Aber die Regierungschefs regieren mittlerweile autoritär – auch im Westen. Die Corona-Krise ist eine ideale Voraussetzung für eine Neuordnung des Finanzsystems. Das ist es, was Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums, unter anderem unter einem „Great Reset“, einem großen Neustart, versteht. Wir müssen sehr aufpassen, dass das nicht in eine Dystopie abgleitet. Sagt sogar Klaus Schwab in seinem Buch.

3. Sie haben vom Niedergang der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Aufstieg Chinas geschrieben, eine Verschiebung des Zentrums der Weltwirtschaft konstatiert. Geschah dies eher unter dem Eindruck der Präsidentschaft Donald Trumps? Welche Rolle billigen Sie der neuen Administration unter Präsident Joe Biden hier zu? Kann sie uns den neuen kalten Krieg – Ihr mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit versehenes Zukunftsszenario – vom Hals halten?

Im Gegenteil, Joe Biden war bei allen Kriegen der letzten Jahrzehnte immer vorne dabei. Man kann viel Negatives über Trump sagen, aber Militäraktionen und Kriege hat er verhindert. Und das ist schon erstaunlich. Denn 2018 schrieb Bestsellerautor Hans-Peter Martin, der lange Mitglied des Europäischen Parlaments war, in seinem Buch „Game Over“: Donald Trump braucht den Krieg, und er wird ihn führen, wenn es soweit ist. Stattdessen hat er gegen den Willen des Establishments Truppen heimgeholt. Mit Biden ist also nicht nur die Gefahr eines Kalten Krieges, sondern sogar die eines heißen Krieges höher.

4. Sie beschreiben überzeugend den Abstieg der Mittelschicht „in diesem, unserem Land“ – wie es Helmut Kohl formuliert und Reinhard Mey besungen hat. Auch für die Europäische Union und den Euro sehen Sie schwarz. Was könnte/sollte dagegen getan werden? Und wem trauen Sie eine solche Politik – diese Frage drängt sich im „Superwahljahr“ geradezu auf – überhaupt zu?

Das ist ein großes Fass. Ich engagiere mich in der Werteunion, der Sammlung der wertkonservativen Kräfte in der CDU. Ob es was bewirkt, werden wir erst in einigen Jahren wissen. Grundsätzlich neue Politikansätze haben in diesem Land nur die Linke und die AfD, wobei sich beide, aber insbesondere die letztere, vor allem mit sich selbst beschäftigen. Auch die Grünen wollen eine neue Welt, aber „Fridays for Future“, „Extinction Rebellion“ und „Zero Covid“ sind nicht meine Welt. Da sehe ich eher die Gefahr eines totalitären Ökosozialismus. Mit anderen Worten: derzeit ist kein Licht am Ende des Tunnels. Dennoch müssen wir weiter an besseren Zuständen arbeiten.

5. Sie besitzen die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Welches wäre Ihr „gelobtes Land“, wenn Sie eine weitere Wahl frei hätten?

Mit zwei Staatsbürgerschaften bin ich gut bedient. Mein jüngster Sohn ist zudem Österreicher – wie auch seine Mutter. Das Land finde ich sehr sympathisch. Irgendwie fühle ich mich auch zu Russland und der „russischen Seele“ hingezogen. Deutsche haben am Aufstieg Russlands unter Zar Peter dem Großen und Zarin Katharina der Großen einen entscheidenden Anteil. Zum Beispiel waren am Anfang fast alle Professoren der bekanntesten Universität des Landes, der Lomonosov-Universität, Deutsche.

6. Stoische Gelassenheit erscheint Ihnen als probates Mittel, neben christlichem Glauben und praktischer Vernunft, sozusagen als der Ausweg aus der Krise. Nun „schwächeln“ seit geraumer Zeit – schon lange vor Corona – die entsprechenden Vermittler, wie Kirchen und Bildungseinrichtungen. Also, woher nehmen und nicht stehlen?

Unmittelbarkeit. Ich bin Mitglied einer Mennonitengemeinde, obwohl ich protestantisch erzogen wurde. Allerdings waren alle meine Vorfahren mütterlicherseits Täufer (Mennoniten), die ursprünglich aus der Schweiz kamen. In unseren Gemeinden haben wir keine angestellten Prediger, weil die Gemeindeglieder selber predigen. Auch alle anderen Aufgaben stemmen wir in einer brüderlich-schwesterlichen Gemeinschaft. Solche Unmittelbarkeit ist für mich eine Antwort.

Vielen herzlichen Dank, Herr Prof. Otte.

Und hier geht es weiter

#PreppoKompakt

Wer Max Otte im Gespräch mit Roland Tichy erleben möchte, der kann hier reinschauen. Dabei geht es auch um sein neuestes, am 1. Februar im FinanzBuch Verlag, München, erschienenes Buch mit dem Titel „Die Krise hält sich nicht an Regeln“. Wir bei Preppo sind schon an der Lektüre.

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