Gute Nachrichten und Erfolgsgeschichten

Wenn Soziologen, aber auch Psychologen sich darüber streiten, ob ihre Wissenschaft eine zu pessimistische Sicht von Welt und Gesellschaft vermittelt, dann heißt es die Ohren spitzen. Nicht immer bezwecken sie so offensichtlich wie Paul Watzlawick, mit seiner aus den 1980er Jahren stammenden „Anleitung zum Unglücklichsein“, das genaue Gegenteil.

Die heutigen Soziologen, das wirft der Marburger Professor Martin Schröder seinen Fachkollegen vor, „… befänden sich in einem von der allgemeinen Öffentlichkeit auch nachgefragten Überbietungswettbewerb in Negativität. Erfolg habe, wer die zeitdiagnostische Untergangsklaviatur besonders virtuos bespiele.“ (Siehe faz.net vom 3.4.2019). Man ist versucht hinzuzufügen: Nicht nur bei den Soziologen, auch bei vielen anderen Berufs- und Interessengruppen, nicht zuletzt den Politikern!

Widersprüchlich nur auf den ersten Blick

Bei den Statistikern und den Leuten allerdings, die lange Zahlenreihen erarbeiten und interpretieren, ist das einfacher: sie wissen genau wo der Schuh drückt und wo nicht, denn Zahlen lügen bekanntlich nicht. So vermeldet die FAZ am 22.4.2019 auf der Basis von rund 2000, im November 2018 befragten Personen im Alter ab 15 Jahren, wie glücklich wir Deutschen sind – nur jeder Zwölfte sei mit seinem Leben nicht so sehr oder gar nicht zufrieden. Und wie Frau/Mann durch ein Haustier, symbolisch ein Hase, noch glücklicher werden können. Man könnte das in Anlehnung an ein altes Sprichwort „einen Bären/Hasen/Kaninchen aufbinden“ nennen, wenn es nicht wirklich wahr wäre.

In einer Befragung des Instituts für Demoskopie in Allensbach Mitte des Jahres 2019 beklagt sich eine „Generation Mitte“ – Alter der rund 1100 Befragten von 30 bis 59 Jahren – über zunehmende Aggressivität und Egoismus, immer weniger Respekt im alltäglichen Umgang und eine wachsende Fremdenfeindlichkeit. 90 Prozent konstatieren eine zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr und 81 Prozent im gesellschaftlichen Umgang. Rücksichtsloses und aggressives Verhalten auf öffentlichen Plätzen bemängeln 59 Prozent, im Internet 54 Prozent und in öffentlichen Verkehrsmitteln 51 Prozent. Zwei Drittel der Befragten haben den Eindruck, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt schwach ist, lediglich 18 Prozent empfinden ihn als groß.

Das ist nicht unbedingt ein Widerspruch zwischen den Befragungsergebnissen vom November 2018 und Juli 2019. Denn zunächst beschreibt der Einzelne sein persönliches Befinden und Empfinden, das andere Mal, wie er das Zusammenspiel und die Abläufe in der Gesellschaft wahrnimmt. Letzteres ist in dem Sinne auch eine gute Nachricht, weil offensichtlich das Problembewusstsein derjenigen wächst und sich zunehmend artikuliert, die die Leistungsträger in unserer Gesellschaft sind.

Gute Nachrichten gibt es viele

Und auch die folgenden drei Fälle stehen – bei näherem Hinsehen – für gute Nachrichten:

Der Rückruf von Produkten des Wurstherstellers Wilke wegen keimbelasteter Waren, die vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich sein können – zwei Todesfälle sind laut FAZ vom 7.10.2019 leider zu beklagen – hat funktioniert. „Wer nicht direkt als Selbstversorger lebe, müsse mit Vorschuss-Vertrauen in die Lebensmittelindustrie zahlen. Diese sei, zumindest im weltweiten Vergleich, gut überwacht“, so der Ernährungswissenschaftler Marc Birringer von der Hochschule Fulda. Er warnt auch davor, paranoid zu werden: „Wir haben eines der besten Lebensmittelsicherheitssysteme. Wenn so ein Skandal an die Öffentlichkeit kommt, ist es ein gutes Zeichen, dass das System funktioniert.“ (Siehe hierzu faz.net).

Und wo das Verwaltungshandeln an seine natürlichen Grenzen stößt, da kann eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) das „Topf-Secret“ lüften und für mehr Transparenz in Küche und Keller sorgen (siehe hier foodwatch, abgerufen am 7.10.2019).

Mit einem leichten Augenzwinkern der dritte Fall: das Berliner Kammergericht wurde laut FAZ vom 2.10.2019 (siehe hier faz.net) durch einen Hackerangriff mit der Schadsoftware Emotet weitestgehend lahmgelegt. Pikanterweise hatte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn, erst die Woche zuvor, vor einem abermals verstärkten Auftreten von Emotet gewarnt. Nun sind die Berliner Verhältnisse, so wie sie sind. Der FAZ ist dies im Untertitel zu dem genannten Artikel den knappen Hinweis wert, die Mitarbeiter des Gerichts würden wieder faxen – das heißt auch, die (Busch-)Trommeln können im Magazin bleiben. Auf jeden Fall ist – und das lässt sich daraus lernen – in, wie auch außerhalb Berlins die Datensicherheit sehr ernst zu nehmen.

Erfolgsgeschichten die das Leben schreibt

(Unverschämtes) Glück hatte ein Motorradfahrer, der – wie er in der FAZ am 30.9.2019 berichtet – vor fast genau einem Jahr in den französischen Alpen in der Nähe des Mont-Blancs mit einem Sportwagen zusammengestoßen war. Sein robustes BMW-Motorrad, eine vorzügliche Ausrüstung, was den Helm und die Protektoren im Schutzanzug anlangt, und der Umstand, dass er es mit einem flachen Lotus Elise in Leichtbauweise und nicht mit einem massigen SUV zu tun hatte – sowie wohl auch sein Schutzengel, haben ihn vor dem Exitus bewahrt (siehe hierzu faz.net).

Ein 23-jähriger Autofahrer kam im Raum Bad Kreuznach im August d.J. in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab. Laut Polizeibericht fuhr er über ein Feld, krachte gegen einen Baum und kam in einem Graben zum Stehen. Der Mann wurde schwer verletzt und war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Das mit dem automatischen Notrufsystem eCall ausgestattete neue Fahrzeug habe dann einen Hilferuf abgesetzt. Die Rettungskräfte konnten den Wagen orten, den Fahrer aus dem Wrack schneiden und mit einem Hubschrauber in eine Klinik fliegen. Sein Glück bestand darin, dass seit April 2018 EU-weit alle neuen Pkw mit diesem Notrufsystem ausgerüstet sein müssen (siehe SWR3-Nachrichten). Auch das Nachrüsten älterer Fahrzeuge ist übrigens einfach zu bewerkstelligen und jedem anzuraten.

Etwas tun fürs Wohlbefinden

Aus dem bisher Gesagten lassen sich – auch unter Berufung auf Stéphane Hessels Streitschrift „Empört Euch!“ (siehe Wikipedia) – drei klare Schlussfolgerungen ziehen:

Erstens: Optimismus wirkt nachgewiesener Maßen lebensverlängernd (siehe nur den Kommentar von Joachim Müller-Jung auf faz.net vom 29.8.2019). Negativität/Pessimismus zahlt sich deshalb nicht aus, weil sie zur Passivität, zum Nichts (dagegen) tun verführt.

Zweitens: Gleichgültigkeit verschärft nur die Probleme, auch sie steht jedem sinnvollen Engagement und selbst jeder nur marginalen Verbesserung von unhaltbaren Zuständen im Wege.

Drittens: Laut Hessel heißt Neues schaffen auch gewaltfreien Widerstand leisten und vice versa. Die Grundvoraussetzung für beides läßt sich mit „Sapere aude“ umschreiben, was bedeutet „Wage es, weise zu sein!“ Oder nach Immanuel Kant, der es 1784 zum Leitspruch der Aufklärung erhob: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Gerade in unserer modernen Zeit gibt es vielfältige Faktoren, im Privaten wie im Beruf, die für den Einzelnen zur quälenden Belastung werden können. Da kommt es im hohen Maße darauf an, sich selbst treu zu bleiben, sich selbst zu vertrauen. Gesundheit und Wohlbefinden definieren – auf der Basis befriedigter Grundbedürfnisse – ein gelingendes menschliches Leben. Aber ohne frische Zuversicht und selbstbestimmtes Handeln hat dies nur wenig Chancen.

Und Mark Twain (1835-1910) muss ja nicht in jeder Hinsicht recht haben, wenn er postuliert: „Es gibt keinen traurigeren Anblick als einen jungen Pessimisten, ausgenommen einen alten Optimisten.“

#PreppoKompakt

Gegen den bei uns weit verbreiteten Pessimismus mit guten Nachrichten und Erfolgsgeschichten ankämpfen. Dies erfordert viel Durchsetzungsvermögen, Selbstvertrauen und einen gesunden Menschenverstand. Als Belohnung wartet ein erfüllteres und längeres Leben.

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