Spitz-findig-keit #103

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeit #103

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Wie betreiben heute dafür lieber „Wortspielereien“. Was es nicht alles gibt: Ideophone, Palindrome, Ouroboros … und so weiter und so fort.

1. Spitz-findig-keit

Mit den Ideophonen beschäftigt sich laut faz-net vom 1. März 2023 eine gebürtige Britin, um an der Goethe-Universität in Frankfurt zu promovieren, also den Doktor-Titel zu machen.

„Es gibt Wörter in der deutschen Sprache, auf die man in anderen Ländern neidisch blickt. ‚Weltschmerz‘ oder ‚Fremdscham‘ etwa. Sie drücken etwas Spezifisches aus, in der Regel gibt es für sie keine wirklich gute Übersetzung. Das Gleiche gilt für Ausdrücke, die auf den ersten Blick weniger tiefsinnig erscheinen: ‚zickzack‘, ‚holterdiepolter‘, ‚ratzfatz‘, ‚pillepalle‘, ‚plemplem‘, ‚rumpeldipumpel‘, ‚plitschplatsch‘, ‚ruckzuck‘. Das sind die Begriffe, mit denen sich Kathryn Barnes beschäftigt – wissenschaftlich.“

Ideophone als bildhafte Sprache sind multidimensional und ikonisch, „… sie bezeichnen nicht nur ein Geräusch, einen Zustand, eine Bewegung, einen Geruch oder eine Farbe. Viele geben Auskunft über die Intensität, mit der etwas vonstattengeht … . Man kann ihre Bedeutung auch ohne Vorwissen verstehen. Und: Die meisten Menschen nutzen diese Wörter unbewusst.“ Das sind die neuesten Erkenntnisse der jungen Linguistin.

2. Spitz-findig-keit

Auch Dialekte sind etwas besonderes. In der #102 hatten wir mit kleinen Wörtern und großer Wirkung schon auf die Mundart “Schweizerdeutsch/Schwyzerdütsch” Bezug genommen. Für den Newsletter der Uni Tübingen – aktuell Nr. 1/2023 – wurde Professorin Dr. Bärbel Renner von Rebecca Hahn interviewt. Zum Schluß heißt es: „Vervollständigen Sie bitte diesen Satz. Viele meiner Mitmenschen wären überrascht, wenn sie wüssten, dass… …ich Gründungsmitglied des Fördervereins Schwäbischer Dialekt e.V. bin, der 2002 in Tübingen ins Leben gerufen wurde.“

Seit Juli 2022 ist Bärbel Renner nun Geschäftsführerin der experimenta gGmbH in Heilbronn, deren Aufgabenstellung sie wie folgt beschreibt: „Die Aufgabe der experimenta ist es, Menschen im Alter von 3 bis 103 Jahren spielerisch für Wissen zu begeistern. Anders als in Museen heißt es in der experimenta, ‚Berühren erlaubt!‘ An den Exponaten in unserer Ausstellung können Sie nicht ehrfürchtig vorbeischreiten, sie müssen mit ihnen interagieren. Auch in unseren Laboren, in der Sternwarte, im Maker Space und im Forum oder den Studios geht es um das Mitmachen. Auf diese Weise können wir in vielfältigen Formaten unterschiedliche Zielgruppen erreichen und Wissen vermitteln. Getreu unserem Motto: Nur wer die Welt versteht, kann sie verändern!“

Sie will insbesondere auch jüngeren Menschen Mut machen. Denn in sehr unsicheren Zeiten sei es besonders wichtig, auf die eigenen Fähigkeiten und Stärken vertrauen zu können. Freude an Wissen vermitteln, eigenständiges Lernen und Verstehen fördern – das hört sich verdammt aufklärerisch an. Womit wir heute doch noch bei Immanuel Kant landen: Er hatte 1784 das Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ zum Leitspruch der Aufklärung erhoben. Auf Latein nach Wikipedia „Sapere aude“, was bedeutet „Wage es, weise zu sein!“ Wir können dies heute definitiv gebrauchen.

3. Spitz-findig-keit

Da wir gerade bei Wikipedia sind: „Der Ouroboros oder Uroboros ist ein bereits in der Ikonographie des Alten Ägyptens belegtes Bildsymbol einer Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt und so mit ihrem Körper einen geschlossenen Kreis bildet. Sie wird auch als Schlange der Ewigkeit bezeichnet.“ Also sogar noch mehr als ein Wort – ein richtiges Bildsymbol mit Ewigkeitswert.

Widmung

Einem Mann gewidmet, der heute nicht nur Geburtstag hat, sondern zudem anstrebt, Stadtoberhaupt in Albstadt – seiner Heimatstadt – zu werden. Roland Tralmer darf es dann natürlich nicht – wie wir heute – bei Wortspielereien belassen. Als gestandener Kommunalpolitiker mit einem solchen Amt kommt es aufs vernünftige, zielgerichtete Handeln/Tun zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger an.

Nach Schließung der Wahllokale um 18:00 Uhr wissen wir mehr. Von den vier Kandidaten werden am Ende – die eventuelle Neuwahl am 19. März eingerechnet – drei die Verlierer sein. Wer nicht schon wieder verlieren darf: das sind die Menschen in meiner Heimatstadt.

Und hier geht es direkt weiter in die Bundeshauptstadt.

#PreppoKompakt

Unsere deutsche Sprache ist so vielfältig und facettenreich. Sie kommt – wie auch heute dieser Beitrag – ganz locker ohne das Gendern aus. Auch die KI mussten wir übrigens dabei nicht bemühen.

Preppo Siegel KI frei

Eine Antwort

  1. Liebes Preppo-Team,

    vielen Dank für Eure aktuelle „Spitz-findig-keit“, die mal wieder geeignet ist, sprachliche Horizonte zu erweitern. Dass sich Kathryn Barnes mit Ideophonen wissenschaftlich auseinandersetzt, ist aus meiner Sicht der akademischen Mühen wert. Diese Form von Wortbildungen scheint mir dicht an der Onomatopoesie zu liegen, die uns schon in jungen Jahren sprachlich in Comic-Heften begegnete und begeisterte: Zack-wumm.

    Eine andere Form der wortbezogenen Klangbilder sind Paar- oder Zwillingsbegriffe als feststehende Ausdrücke, die eine bestimmte inhaltliche Aussage verstärken. Wer mit „Rat und Tat“ unterstützt, macht dies kompromiss- und rückhaltlos. Mit „Lug und Trug“ zum Erfolg zu kommen, bedeutet, seine Mitmenschen schon besonders arglistig und bösartig zu täuschen. Wer mit „Fug und Recht“ argumentieren kann, stützt sich auf ein besonders hohes Maß an Berechtigung. Dabei kommt mit „Fug“ ein erstaunliches Wort zum Einsatz, das wir einzelstehend nicht mehr, wohl aber versteckt noch verwenden („Befugnis“, „unbefugt“, „Unfug“). Neben den Zwillingsbegriffen existieren sogar „Drillinge“: „Wein, Weib und Gesang“ lösen eher „Jubel, Trubel, Heiterkeit“ aus, als dass sie „heimlich, still und leise“ vonstattengingen.

    Ein Hoch der deutschen Sprache!

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