Spitz-findig-keit #114

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Nachdem wir zuletzt aus der Perspektive „Südlich von Stuttgart“ – #113 – berichtet haben, geht es heute mitten in die Landeshauptstadt Baden-Württembergs hinein, wo wir (wie vor einem Jahr in Tübingen – siehe #61) ein Klassentreffen hatten. Dabei kommt man am Hause Württemberg nicht vorbei.

1. Spitz-findig-keit

Laut Wikipedia „… eine Dynastie des deutschen Hochadels, die vom 11. Jahrhundert bis 1918 als Grafen, Herzöge und Könige das nach ihnen benannte Württemberg in Südwestdeutschland beherrschte. Der Name geht auf den Stammsitz des Geschlechts, Burg Wirtemberg bei Stuttgart, zurück.“ Als wir den Stammsitz besuchen, steht anstelle der Burg in exponierter Lage oberhalb des Neckartals eine Grabkapelle. Diese wurde von König Wilhelm I zu Ehren seiner jung verstorbenen Frau Katharina in Auftrag gegeben und in den Jahren 1820-1824 errichtet. Über dem Haupteingang in goldenen Lettern „Die Liebe höret nimmer auf“. Folgerichtig fand im Doppelsarkophag, rund 45 Jahre später, sozusagen die Wiedervereinigung der Liebenden statt. Zuvor hatte Wilhelm I mit seiner dritten Frau Prinzessin Pauline von Württemberg noch seinen einzigen Sohn gezeugt, der uns als homosexueller König Karl I mit seiner Frau Olga – der unglücklichen und kinderlosen „Sissi von Stuttgart“ – in der #78 schon begegnet ist.

Der Blick von oben – (grob) über Robert, die Weinberge und den Neckar hinweg – fängt im Hintergrund auch den 217 Meter hohen, in 1956 eingeweihten, spitz-igen Stuttgarter Fernsehturm ein, den wir ebenfalls „bestiegen“ haben.

2. Spitz-findig-keit

Unsere weiteren Stationen: Alte Bierbrauereigaststätte „Dinkelacker“ mit feinem Tagesessen und Alkoholfreiem. Die weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmte „Markthalle“ bot viel zu sehen/kaufen und gratis Schutz vor heftigem Regen. Der „Goldene Adler“, ein uriges Esslokal, wo Mann/Frau gut sitzen und mit zunehmender Dunkelheit beziehungsweise abnehmender Luftfeuchtigkeit sogar den Schirm, in diesem Falle Michaels, liegen lassen kann. Sowie ein ausgedienter Schlachthof, wo man – statt viel Blut zu vergießen – fließend schwäbisch sprechen und, wenn das Wetter mitmacht – uns war es zu kalt, im Biergarten gemütlich die (Uhr)Zeit vergessen kann.

Schlachthof in Stuttgart

Das Ganze – nachdem das Auto in der Hotelgarage seinen Platz gefunden hat – zu Fuß oder mit Fahrzeugen der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Darunter auch eine Zahnradbahn, genannt Zacke, die mit bis zu 17,8 % Steigung vom Marienplatz hinauf nach Degerloch führt. Auf Empfehlung unserer Stuttgart-Experten Reiner und Peter haben wir die Zacke bergabwärts genutzt.

3. Spitz-findig-keit

Besuch im Stuttgarter Rathaus mit einem (wie auf t-online am 9.6.2022 detailliert beschrieben) immer seltener anzutreffenden „Paternoster“, umgangssprachlich auch „Beamtenbagger“ genannt. Das „Vater unser“ mit Rosenkranz braucht man dabei nicht zu beten. So man will, fährt dieser Aufzug allerdings länger als der im Fernsehturm. Harald führt es uns vor, ohne Günther stünde er wohl noch immer drinn.

Und hier geht es zu einem Feld, wo wir den Heiligen Geist bräuchten.

#PreppoKompakt

Interessante Einblicke, nicht nur in (ur)alte Adelsgeschlechter, faszinierende Ausblicke, ein intensiver Gedankenaustausch unter Freunden auf Schwäbisch, anständiges Essen und Trinken. Das alles in und um Stuttgart herum, da ist die Besuchszeit ruckzuck vorbei. Ein paar wenige Eindrücke von den neuen Fünfzigern sind deshalb hier dauerhaft festgehalten.

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