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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute schauen wir dafür mal über den Tellerrand hinaus zu den Ärzten – natürlich auch Ärztinnen – und wie es ihnen so geht. Wir halten zudem Ausschau nach „Nessie“.
1. Spitz-findig-keit
In der NZZ vom 22.8.2023 (hinter Schranke) kommt mit Prof. Thomas F. Lüscher, Universität Zürich, ein nicht nur für die Schweizer Medizin ausgesprochen kompetenter Fachmann und Kenner zu Wort. Dabei kontrastiert er das immer noch gängige Bild „Götter in weiß“ mit der Alltagswirklichkeit und beschreibt folgendes Paradoxon: „unvermutet lesen wir von Burnouts von jungen Ärzten und Ärztinnen, ja von Panikattacken beim Eintritt ins Spital, Angstzuständen im Notfall. Wollen wir den Medien glauben, handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um eine Epidemie. Zwei Drittel der jungen Ärzte, so lesen wir, zeigten Anzeichen von Erschöpfung, ein Fünftel habe Medikamente zu sich genommen.“
Er fragt: „Was ist mit dem Nachwuchs los?“ Und führt als Erklärung die Covid-19-Epidemie, wie auch die überbordende Administration an, alles müsse „… dokumentiert, codiert, bewilligt, gescannt und versandt werden.“ Die Aufklärung der Patienten werde immer aufwändiger, gleichzeitg müsse die Hospitalisationszeit/Aufenthaltsdauer kurz gehalten werden. Das eigentlich Medizinische werde zur Nebensache, der Arzt/die Ärztin vom Gestalter zum Vollstrecker einer verordneten Medizin degradiert.
Es besteht dringender Handlungsbedarf
Ärzte und Ärztinnen müßten administrativ entlastet werden. Vieles könnten Klinikmanager übernehmen, auch Physician Assistants, Clinical Nurse Specialists und die künstliche Intelligenz (KI) sowie das Machine Learning (ML). Algorithmen interpretieren bildgebende Verfahren (Echokardiografie, Magnet-Resonanz-Imaging, Computertomografie) sekundenschnell und entlocken dabei mehr Informationen als jeder Kardiologe, Spracherkennungsprogramme verfassen Berichte so schnell, wie man spricht.
Was es auch braucht
Und es braucht nach Prof. Lüscher auch Vorbilder, „… die begeistern, Arbeit zu einer Erfüllung machen und Wege aufzeigen, wie man sich persönlich und beruflich entwickeln kann.“ Sowie „Resilienz, die Fähigkeit, mit Belastung umzugehen und sie zu nutzen, um sich zu entwickeln. Nur so kann man Notfälle betreuen, nachts um drei Uhr einen Schockierten mit Infarkt behandeln oder eine Operation zu einem guten Ende führen.“
Auch mit Niederlagen muss man lernen umzugehen. „Fehldiagnosen und Komplikationen gehören zur Medizin wie das Amen zur Kirche; doch aus allem lässt sich lernen. Es gilt nach jedem Scheitern, es das nächste Mal besser zu machen. Jede Lernkurve ist eine holprige Strasse, keine Autobahn, wie sich manche vorstellen, aber sie führt weiter.“
P.S.: Lesenswert auch viele der 131 Kommentare mit reichlich Pro und Kontra.
2. Spitz-findig-keit
Die Ärzte auf „Herbst des Lebens“-Tour in der DACH-Region. Der Auftakt für die Tour mit dem Untertitel „Diesmal ohne Hunde & Pferde“ findet am 29. und 30. August in Wien statt. „Insgesamt spielen die Ärzte bis Oktober 24 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Die meisten Konzerte waren bereits am ersten Tag des Vorverkaufs (Montag, 21. August) ausverkauft. Neben den Konzerten in Hamburg kommt die Band im September auch für zwei Konzerte nach Bremen in den Norden.“ Diese Meldung läuft am 22.8.2023 auf NDRkultur. Und hier alle Termine auf der offiziellen Webseite von Rodrigo González, Bela B und Farin Urlaub.
Keine Welttournee der Kultpunkband wie aktuell Taylor Swift (in #126 beschrieben), aber immerhin. Wenn das Trio es dieses Mal ohne Pferde schaffen will, dann bin ich gespannt, welchen Bonus hier die LKW-Fahrer bekommen?
3. Spitz-findig-keit
Im Newsletter von faz-net am 25.8.2023 findet sich der Hinweis auf eine spannende Aktion im schottischen Hochland. Dort wird am Wochenende mit Drohnen, Unterwassermikrophonen und Infrarotkameras, heißt großem Aufwand, nach Nessie Ausschau gehalten. Das Ganze, wie von den Konzerten der Ärzte und Taylor Swift gewohnt, schon ausverkauft. Es wäre jetzt auch zu knapp für die Fahrt dahin. Aber Mann/Frau kann sich über das Loch Ness Centre selbst heute noch virtuell an der Suche beteiligen.
Dem Monster zuerst begegnet sein soll der irische Missionar Columban im Jahre 565. „Die Hoffnung auf einen Sensationsfund wird allerdings durch Ergebnisse einer fünf Jahre alten Studie ein wenig geschmälert. Damals untersuchten neuseeländische Forscher das Wasser des bis zu 230 Meter tiefen Loch Ness‘ auf DNA-Spuren dort lebender Tiere. Das Ergebnis: Keine Spur von einem furchterregenden Monster oder prähistorischen Dinosaurier – dafür eine ganze Menge Aale.“
Würde sagen, für eine Fischsuppe reicht es auf jeden Fall. Auch für eine echte deftige Hamburger Aalsuppe, bei der alles drin ist – auf plattdeutsch „aalns bin“, daher der Name.
Und hier geht es ganz einfach weiter.
#PreppoKompakt
Hartes Los für ihre Freunde und Verwandten – wie für sie selbst. Kurz hintereinander waren Barbara, Lothar und uns Uwe zur OP am Bewegungsapparat im Krankenhaus. Letzterer dabei selbst als Medizinphysiker im Gesundheitsfach – u.a. in der Charité und Hirslanden -, allerdings „nur“ bestrahlend tätig. Für Rekonvaleszenz und Reha allen Dreien alles erdenklich Gute. Gute Ärzte – keine Götter, so wurde übereinstimmend berichtet, waren jedenfalls ausdauernd am Werke.