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Spitz-findig-keit #129

6 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute begleiten wir dafür lieber die Überlegungen unserer regierenden Ampelkoalition zur Freigabe von Cannabis in 2024 (bereits in #86 aufgespießt), schauen auf ein unsichtbares sowie viel zu viele Tiere und ergötzen uns an der Sprachpantscherin des Jahres.

1. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 28.8.2023 wartet mit der Schlagzeile auf „Dümmer durch Kiffen: Cannabis entspannt – doch langfristig schädigt es das Gehirn.“ Cannabis gehöre zu den weltweit am häufigsten konsumierten illegalen Substanzen. In immer mehr Ländern werde die Droge nun für Erwachsene legalisiert, in 22 sei dieser Schritt schon vollzogen.

„Als Cannabis als Hippie-Droge Hochkonjunktur hatte, wusste niemand, warum der Joint entspannt und ein Hochgefühl produziert. … Dann entdeckte der israelische Forscher Raphael Mechoulam in den 1980er Jahren das körpereigene Cannabinoidsystem: Rezeptoren auf Nervenzellen im Gehirn, aber auch im Rest des Körpers. An diese binden Cannabinoide, die der menschliche Körper selbst herstellt, sowie die über hundert verschiedenen in der Hanfpflanze enthaltenen Cannabinoide. … Die heute verfügbaren Forschungsergebnisse bestätigen, was Ärzte und Psychologen in der Klinik längst beobachtet haben: Chronischer Konsum von Cannabis geht mit kognitiven und emotionalen Schäden einher.“

Wer häufig – gemeint täglich – Cannabis raucht, dessen Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung sind langfristig reduziert. Denn fatalerweise bleibt „… die Einschränkung im Denken auch bestehen …, wenn der Patient längst nicht mehr häufig kifft.“ So Eveline Geiser in der NZZ, zudem mit Details, wie das entscheidende Tetrahydrocannabinol (THC) an die Rezeptoren im Gehirn anknüpft und ein Aufräumen behindert.

2. Spitz-findig-keit

Monster im Loch Ness – die aufgeworfene Frage in der #128. Nein, „Nessie“ hat sich am letzten Wochenende nicht blicken lassen, was aber nichts macht, denn allein schon die Landschaft ist grandios.

Dafür spielt sich laut Newsletter der faz-net vom 28.8.2023 gegenwärtig in Rom eine heftige Rattenplage ab. Rund sieben Millionen Ratten, das sind etwa 2,5 Nager pro Einwohner, nutzen auch zur Fortpflanzung das warme Klima und den Nahrungsmittelüberfluss. Für letzteren „… sind an manchen Stellen der Ewigen Stadt vor allem die Touristen verantwortlich, die nach der Corona-Pandemie wieder in Massen kommen. Sie hinterlassen in den Parks und rund um die Sehenswürdigkeiten Essensreste, Müll und Plastikflaschen. … Aber auch die Verwaltung trägt eine Mitschuld. Rom hat ein andauerndes Müllproblem. Jeder Bürgermeister-Kandidat verspricht im Wahlkampf Abhilfe und bisher ist jeder Bürgermeister danach gescheitert. Es gibt zu wenige öffentliche Mülleimer und die Abfallcontainer für den Hausmüll quellen über. Das freut nicht nur die Ratten, sondern auch die Wildschweine, die durch die Hauptstadt ziehen. Es fehlt an Personal, modernen Müllwagen und einer leistungsfähigen Müllverbrennungsanlage.“

3. Spitz-findig-keit

Meldung des Vereins Deutsche Sprache (VDS) zum Sprachpantscher des Jahre 2023: Den seit 1997 verliehenen Negativ-Preis erhält unsere Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. 55 % der von den VDS-Mitgliedern abgegebenen Stimmen entfielen auf sie. Ein „traumhaftes“ Ergebnis für die liberale Politikerin, Albträume löst es woanders aus.

„Mit Stark-Watzinger erhält erstmals ein Vertreter der FDP diesen Titel. Sie will gemeinsam mit ihrer Partei durchsetzen, künftig in deutschen Behörden Englisch als Verwaltungssprache einzuführen. Das solle ‚ausländischen Fachkräften den Behördengang erleichtern‘, heißt es. ‚Das ist nicht nur ein teures und bürokratisches Projekt, vielmehr entwertet es die Stellung der deutschen Sprache‘, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS, ‚Arbeitskräften aus dem Ausland signalisiert das doch nur: Ihr müsst gar kein Deutsch lernen, das braucht ihr nicht. So wird Integration gegen die Wand gefahren.’“

Auf Platz 2 schaffte es Julia Willie Hamburg, die niedersächsische Kultusministerin, die befürwortet, dass Lehrer während des Unterrichts eine vermeintlich „gendergerechte“ Sprache verwenden sollen. Die Personalberatung Kienbaum Consults International, die die deutsche Sprache generell für überflüssig zu halten scheint, – mein Favorit – kommt auf Platz 3. Den 4. Platz sichert sich Prof. Dr. Martin Eberle, der Direktor der eingedenglischten Museumslandschaft „Hessen Kassel Heritage – Museen, Schlösser, Parks“ (mittlerweile wurde übrigens beim Hessischen Landtag gegen die Umbenennung eine Petition eingereicht). Den 5. Platz der Sprachpantscher nimmt die Schnellimbisskette McDonald’s ein, die mit Formulierungen wie „Spice, wie du ihn likest“ auffällig geworden ist.

Wir hatten zu Pfingsten in der #115 schon ein paar Worte zu all diesem Humbug verloren. Wie Nessie hat sich aber auch der Heilige Geist ganz offensichtlich nicht blicken lassen.

Und hier geht es weiter, immer weiter.

#PreppoKompakt

Sprachliche Fehlleistungen von führender Stelle im politischen Raum, wenn es dabei nur bliebe. Aber auf Worte folgen in der Regel Taten. Und wenn kurzfristig nur noch Cannabis hilft, was dann?

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